Staatsoper Unter den Linden: Berlin hat einen neuen Konzertsaal
Neue Heimat für die Staatskapelle: Daniel Barenboim schwärmt von der Akustik in der sanierten Staatsoper Unter den Linden.
Opernhäuser sind für Stimmen gemacht. Und dafür, dass Orchester im Graben die Sänger begleiten. Sinfonisches klingt dort selten gut. Die Mailänder Scala, weltberühmt für ihre Akustik bei Opernaufführungen, klingt plötzlich stumpf, wenn das Orchester auf der Bühne Platz nimmt. Die Wiener Philharmoniker spielen ihre Konzerte im Musikverein und nicht in der Oper, das Orchester der Metropolitan Opera weicht in die Carnegie Hall aus.
Umso größer war jetzt Daniel Barenboims Erstaunen, als er mit der Staatskapelle im sanierten Stammhaus Unter den Linden Sinfonisches ausprobierte. Einmal quer durch die Musikgeschichte ging es, angefangen bei Mozart, dann wurde Brahms und Bruckner gespielt, Französisch-Feinsinniges von Debussy, schließlich eines der klanglich komplexesten Stücke der Musikgeschichte, Strawinskys „Sacre du printemps“, eine Partitur, die vom wispernden Pianissimo bis zum brachialen Fortissimo alles bietet. Barenboims Fazit: „Alles klang hier wirklich hervorragend, akustisch ideal, viel besser, als ich zu hoffen gewagt hatte.“
Akustische Feuerprobe am Tag der Deutschen Einheit
Berlin hat also einen neuen Konzertsaal. Barenboims Entscheidung, seine sinfonischen Programme nicht mehr im Konzerthaus und in der Philharmonie zu spielen, sondern in der Staatsoper und der Philharmonie, erweist sich als richtig. Über die Akustik für Opernaufführungen äußert er sich deutlich verhaltener, nennt sie „sängerfreundlich, ohne dass sich das Orchester gehemmt fühlen muss“.
Am Samstag starten der Maestro und die Staatskapelle allerdings erst einmal elektronisch verstärkt, beim Open-Air- Konzert „Staatsoper für alle“ ab 17 Uhr auf dem Bebelplatz, bevor am Tag der Deutschen Einheit dann die akustische Feuerprobe im Saal zu bestehen ist. Alle Abende des bis zum 7. 10. dauernden „Präludiums“ werden live auf dem Bebelplatz übertragen.