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"Free WiFi Berlin" steht auf dem Bildschirm eines Handys am Brandenburger Tor.
© Paul Zinken/dpa

Mobiles Internet in Berlin: Funktioniert das öffentliche W-Lan?

Seit Anfang Juni ist das neue öffentliche Netz in Betrieb. Wie funktioniert es im Alltag? Eine Stichprobe.

Vor mehr als sechs Wochen ging das öffentliche W-Lan-Netz an den Start. Doch als am 1. Juni publikumswirksam am Brandenburger Tor der Startknopf gedrückt wurde, tat sich erst mal – nichts. Und sechs Wochen später? Tja, am Brandenburger Tor, dem bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, liefen auch jetzt die Versuche, sich mit dem laut Werbung „stabilen Netz für die smarte City Berlin“ zu verbinden, erneut ins Leere. Eigentlich sollten Berliner und Touristen damit gratis, unbegrenzt und ohne Anmeldung aufs Internet zugreifen können.

Die Senatskanzlei kündigte damals an, dass das freie W-Lan ab Mitte Juni auch an 100 weiteren Punkten zugänglich sein sollte. Deswegen machten sich Schülerpraktikanten des Tagesspiegels mal auf den Weg, um das Netz stichprobenartig zu testen.

Beim Roten Rathaus klappt's

Um mit etwas Positiven zu beginnen: Der Regierende Bürgermeister könnte sich im Roten Rathaus mit seinem Privathandy ins dortige öffentliche W-Lan einloggen, wenn er nicht den internen Zugang nutzen wollte. Das Netz ist gut erreichbar und das Signal stark genug, sodass er ohne Probleme im Netz surfen könnte. Auch außerhalb des Gebäudes funktionierte es gut. Der Zugangspunkt („Hotspot“) am Leipziger Platz hat ungefähr die gleiche Stärke und Effektivität. Allerdings muss man erst mal den richtigen finden, denn dort gibt es eine Fülle von anderen Hotspots.

Nur für Insider

Eigentlich sollten alle Standorte mit einem Aufkleber markiert sein; dieser war aber nirgendwo zu finden. Auch nicht am Sportplatz in der Aroser Allee 184 in Reinickendorf, der unter der Standortliste www.berlin.de/wlan als solcher angeben ist. Sobald man in die Nähe des großen Platzes kommt, wird einem das W-Lan-Netz angezeigt, dort ist die Verbindung aber nicht stabil.

Wirklich funktioniert es erst in der Mitte des Platzes, dort dann allerdings sehr gut. Wer sich einmal mit „Free Wifi Berlin“ verbunden hat, wird jedem weiteren Hotspot automatisch verbunden. Die Werbung, die einen begrüßt, muss man aber jedes Mal ansehen. Das ist auch so bei dem eher unauffälligem Standort am Freizeitzenrum für Senioren, Stargardtstraße 3, ebenfalls in Reinickendorf, der sich in einer stillen Nebenstraße befindet.

Es ist schwer vorzustellen, dass diesen Hotspot regelmäßig jemand nutzen wird. Wer kommt hier wohl auf die Idee, dass es kostenfreies W-Lan gibt? Aber wenn man sich einloggt, ist die Internetverbindung einwandfrei. Gleiches gilt für den Standort am Gesundheitsamt für sozialpsychologische Beratung, Reinickendorfer Straße 60 b. Hier verbindet sich das Smartphone ebenfalls direkt mit dem an der Hauptstraße gelegenen Hotspot. Auch Apps, die viel Datenvolumen brauchen, lassen sich problemlos benutzen. Nicht nur Google und Mailprogramme, sondern auch Facebook, Spotify und iTunes bereiten keine Probleme.

Kulturbrauerei ohne Verbindung

Direkt vor der Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36, Prenzlauer Berg, wird der Hotspot auf dem Handy angezeigt, die Anmeldeseite öffnet sich aber nicht. Sobald man sich die Straße hinunterbewegt, ist ohnehin kein W-Lan mehr zu finden. Auch am Zaun des Bauspielplatzes Kolle 37, Kollwitzstraße 35, Prenzlauer Berg, fand das Smartphone kein Netz.

Hinweise, dass es einen öffentlich zugänglichen Hotspot geben soll, finden sich weder in den Schaukästen am Spielplatz noch an den umliegenden Litfaßsäulen. Vor dem Abenteuerspielplatz Marie, Marienburger Straße 46, Prenzlauer Berg, lässt sich das Netz finden und das Einloggen war auch möglich, die Verbindung war jedoch schwach. Das Gartenhaus an der Marie, Winsstraße 49, Prenzlauer Berg, muss man schon kennen, um dorthin zu finden. Dafür ist das W-Lan schnell gefunden, funktioniert das Einloggen, und alle Apps laufen schnell. Auch hier gilt: Ohne das Vorwissen wäre man hier nicht auf die Idee gekommen, danach zu suchen.

Netz vor dem Seniorenhaus

Die Hotspot-Liste nennt auch die Seniorenfreizeitstätte Hans-Rosenthal-Haus, Bolchener Straße 5, in Zehlendorf. Um das W-Lan nutzen zu können, muss sich der Nutzer vor dem Gebäude befinden, auch etwas weiter entfernt funktioniert es. Die Qualität ist gut. Nach der üblichen zehnsekündigen Werbung für Hörbücher läuft alles, lassen sich Videos schauen, WhatsApp nutzen oder Fotos verschicken.

Auch WhatsApp-Anrufe und LiveStreams funktionieren sehr gut. Ein sichtbarer Hinweis in der Umgebung auf das Netz? Fehlanzeige! An der Volkshochschule Zehlendorf, Markgrafenstraße 3, wo es laut Übersicht freies W-Lan geben sollte, ist der Hotspot nicht zu finden.

W-Lan statt Burger

Beim Hotspot vor McDonald’s, Kantstraße 111, Charlottenburg, zeigt das Smartphone schon auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Signal an. Schwach, aber vorhanden. Nach dem Öffnen des Browsers läuft die obligatorische Werbung. Dann funktioniert nicht nur die Verbindung ins Internet, sondern es laufen auch datenfressende Apps wie Snapchat, Instagram oder YouTube. Allerdings darf sich der Nutzer nicht allzu weit vom Hotspot entfernen, sonst bricht die Verbindung zusammen. Beim Standort C & A, Wilmersdorfer Straße 124, Charlottenburg, kommt, nachdem die Werbung gelaufen ist, die Verbindung aber nicht zustande.

Fazit der W-Lan-Stichprobe

Es gibt zu wenig Hinweise im Straßenbild auf Hotspots und die Verbindung ist an vielen Punkten noch zu wacklig.

Die Liste mit den WLAN-Hotspots finden Sie hier.

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