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War lange Baustelle: Die Friedrichswerderschen Kirche in Berlin-Mitte.
© Thilo Rückeis

Schinkel-Bau in Mitte: Friedrichswerdersche Kirche öffnet wieder die Türen

Seit 2012 war sie geschlossen, dieses Wochenende öffnet die Friedrichswerdersche Kirche wieder. Durch einen Neubau wurde der Schinkel-Bau beschädigt.

Eine frohe Botschaft für alle, die alte Kirchen mögen, die Fans von Karl Friedrich Schinkel sind und die auf die baldige Wiedereröffnung der Friedrichswerderschen Kirche gehofft hatten: Das neogotische Gotteshaus steht wieder in alter Pracht und Schönheit am Werderschen Markt.

Am 18. und 19. Januar öffnen sich die schweren Türen wieder – zum ersten Mal seit sieben Jahren. 2012 war das Kirchengebäude nur noch von außen erlebbar, da das Entstehen neuer Häuser – sogenannter „Stadtvillen“ – in unmittelbarer Nachbarschaft gravierende Schäden an dem Sakralbau verursacht hatte, was eine aufwendige, jüngst abgeschlossene Instandsetzung und Restaurierung nach sich zog.

Sieben Jahre war die Kirche geschlossen

Sieben Jahre war die Museumskirche geschlossen, und man darf die Frage stellen, wer und wessen Behörde den Bau der kleinen Häuser fünf Meter von der Schinkelschen Kirche entfernt überhaupt genehmigt hat. Hat sich die Stadtentwicklungsbehörde den Schwarzen Peter verdient, um ihn auf den Schreibtisch von Frau Lüscher zu setzen, oder hat vielmehr der sonst so strenge Denkmalschutz ein Auge zugedrückt?

Die Investoren der Stadtvillen mit der Bezeichnung „Kronprinzengärten“ hatten dazumal ihren Willen durchgesetzt, beim Richtfest hatte der Chef der Bauwert als Investor bekannt: „Wir haben ordentlich was angerichtet, aber wir haben es auch wieder in Ordnung gebracht“. Das bestätigt der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in der Friedrichstadt, Stephan Frielinghaus.

„Durch Bauarbeiten in unmittelbarer Nachbarschaft wurde die Kirche so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass sogar das Gewölbe einzustürzen drohte“. Eine 20 Meter tiefe Ausschachtung für zwei Tiefgaragen tat ihr Übriges, beinahe wäre die Kirche in die Baugrube gerutscht.

Touristen standen vor verschlossenen Türen

Es war ein Drama, nicht nur für die vielen Berlin-Besucher, die an dem markanten Gebäude vergebens an der eisernen Türklinke der eingemauerten Schinkel-Schönheit rütteln, sondern auch für die Kirchgemeinde, die eines Tages vom Gendarmenmarkt gern in ihr Gotteshaus zurückgekehrt wäre.

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Das ist das nächste Problem: „Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat einen Pachtvertrag mit uns, der noch mindestens sechs Jahre gilt – sechs Jahre, in denen die Alte Nationalgalerie die Kirche, die eigentlich selbst das größte Ausstellungsstück ist, wie bis 2012 als Museum nutzen will und dort eine neu konzeptionierte Ausstellung präsentiert“, sagt Pfarrer Frielinghaus.

Freier Eintritt in die Kirche

An dem kommenden dritten Wochenende im Januar 2020, zwischen 10 und 16 Uhr, lädt die Nationalgalerie der Staatlichen Museen bei freiem Eintritt zu Tagen der offenen Tür in die Friedrichswerdersche Kirche ein, ab Sommer 2020 soll die Kirche dann wieder als Ausstellungsraum dienen für Bildhauerwerke aus dem Bestand der Nationalgalerie von der Schinkel-Zeit bis zum Kaiserreich, natürlich mit der berühmten Prinzessinnen-Statue als Blickfang.

Für Pfarrer Frielinghaus und seinen Kollegen Matthias Loerbroks gibt es indes noch ein Problem. Die Französische Friedrichstadtkirche, die Heimat der Gemeinde, wird für eineinhalb Jahre geschlossen und barrierefrei gemacht. Es wird ab Mitte Januar weder Konzerte noch Gottesdienste geben.

Wohin flüchten? Die Gemeinde wird sich für 18 Monate in der inzwischen wegen seiner Lichtkunst berühmten Turrell-Kapelle auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof versammeln. „Und nach dem Gottesdienst kann man sich in dem Café Doro auf dem Friedhof stärken“, sagt der Pfarrer. Oder Herrn Schinkel besuchen, jedenfalls sein Grab.

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