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Wie geht's weiter mit dem SEZ? Die Pläne des Investors sorgen für Streit.
© Kitty Kleist-Heinrich

SEZ, O2-Arena, Park am Gleisdreieck: Friedrichshain und Kreuzberg werden zur Großbaustelle

In Friedrichshain-Kreuzberg beginnen im nächsten Jahr viele Bauvorhaben. Ob Landesbibliothek, Wohnungsbau oder Grünflächen, Platz gibt es noch genug. Ein Überblick.

Friedrichshain-Kreuzberg baut um und aus. Im nächsten Jahr werden nach Einschätzung von Baustadtrat Hans Panhoff (Grüne) 2000 Baugenehmigungen erteilt, doppelt so viele wie dieses Jahr. Für den Zuzug von Neuberlinern sei noch ausreichend Platz, so Panhoff. Im Bezirk gebe es ein Potenzial von 19500 zusätzlichen Wohnungen, darunter Neubauten auf Brachflächen, Baulückenschließungen und Ausbauten von Dachgeschossen. Die wichtigsten Projekte und Planungen stellte Panhoff am Freitag der Presse vor.

Neue Landesbibliothek

Eine Planung für die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) am Blücherplatz gibt es noch nicht, aber Baustadtrat Panhoff hat sie schon mal vorempfinden lassen – vom niederländischen Planungsbüro Okra. Weil der Mehringplatz am südlichen Ende der Friedrichstraße in einigen Jahren umgestaltet wird, sollte auch die Umgebung planerisch neu gefasst werden. Die Okra-Landschaftsarchitekten setzten sich in einem Wettbewerb durch. Ihr Vorschlag beruht darauf, die Sichtachse von der Friedrichstraße zur Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) zu öffnen, also den Gebäudering zu durchbrechen. Ersatzweise sollen zwei Torhäuser entstehen. Der Anbau für die AGB würde entlang einer Achse entstehen, die den Mehringdamm verlängert, so dass die historische Anlage der Friedrichstadt wieder sichtbar würde. Dabei ginge keine Grünfläche, sondern ein Parkplatz verloren. Die Blücherstraße soll zurückgebaut werden auf zwei Fahrspuren, die Uferstraße würde verschwenkt, um am Waterlooufer eine Grünzone zu erhalten. „Wir wollen unsere weitere Planung an diesem Modell ausrichten“, sagte Panhoff. Mit der Umgestaltung könnte frühestens 2017 begonnen werden, wenn die BVG mit der Tunnelsanierung am Mehringplatz fertig ist. Geld für die Neugestaltung des Platzes ist bereits eingeplant; für die ZLB samt Umgebung fehlt es noch an einem Standortbeschluss des Parlaments.

Grüne Visionen: Blücherplatz und Mehringplatz gehören zusammen, deshalb soll Durchblick geschaffen werden. Den Standort für die neue Zentral- und Landesbibliothek haben die Landschaftsplaner gleich mal mit eingeplant. Nur so als Vorschlag.
Grüne Visionen: Blücherplatz und Mehringplatz gehören zusammen, deshalb soll Durchblick geschaffen werden. Den Standort für die neue Zentral- und Landesbibliothek haben die Landschaftsplaner gleich mal mit eingeplant. Nur so als Vorschlag.
© Simulation: Tsp

Sport- und Erholungszentrum

Beim SEZ in Friedrichshain ist der Konflikt zwischen Eigentümer und Bezirk eskaliert. Nach Angaben von Panhoff liegen eine Schadensersatzklage gegen ihn sowie drei Klagen des Eigentümers Rainer Löhnitz gegen Bezirksverordnete vor. „Das ist ein einmaliger Vorgang.“ Panhoff wird vorgeworfen, Baugenehmigungen rechtswidrig verwehrt zu haben. Löhnitz hatte Ferienwohnungen und einen Wohnmobilplatz auf dem SEZ-Gelände einrichten wollen, erhielt dafür beim Bezirksamt aber keine Genehmigungen. Inzwischen plant er, das Freizeitzentrum mit den Sportanlagen komplett abzureißen und durch Neubauten für Wohnen und Gewerbe zu ersetzen. Diese Planung lehnt der Bezirk ebenfalls ab. Der Antrag auf einen Bauvorbescheid von Löhnitz sei ausgesetzt worden, so Panhoff, damit gewinne man ein Jahr Zeit. Anschließend könne eine Veränderungssperre über weitere drei Jahre verhängt werden. In dieser Frist will der Bezirk einen Bebbaungsplan aufstellen, der eine Sport- und Erholungsnutzung vorschreibt und die Grünflächen schützt.

Park am Gleisdreieck

Am U-Bahnhof Gleisdreieck sollen ab 2015 mehrere Bauvorhaben auf den Weg gebracht werden. Es geht um Grundstücke entlang der U 2. Teilweis ist Gewerbe gepant, im nördlichen Bereich sollen Wohnhäuser entstehen. Interessant ist besonders, dass das Debis-Parkhaus teilweise abgerissen und verkleinert werden soll, um Platz für Neubauten zu schaffen. Die Wohnhäuser entstehen direkt am neuen Westpark, dürften also recht hochwertig ausfallen – und teuer. Die östliche Parkhausseite bleibt stehen, weil sie für eine neue S-Bahntrasse gebraucht werden könnte. Ursprünglich bestand Daimler-Benz als Bauherr des Potsdamer Platzes auf dem umstrittenen Parkhaus-Bau.

Postbank-Hochhaus

Das Hochhaus der Postbank am Halleschen Ufer wird nach 2016 zu einem Wohnhochhaus umgestaltet – Arbeitstitel: Vertical Village. Auf den umliegenden Flächen können weitere Häuser für Wohnen und Gewerbe entstehen. Panhoff rechnet an diesem Standort mit rund 1000 Wohnungen. Die benachbarte Schule soll eine neue Sporthalle bekommen.

Container für Flüchtlinge

An der Franz-Künstler-Straße hinter dem Jüdischen Museum will der Bezirk eine Flüchtlingsunterkunft für fünf Jahre einrichten. Dazu gebe es Gespräche mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales. Etwa 450 Flüchtlinge könnten untergebracht werden. Langfristig sollen hier Häuser gebaut werden, in denen Flüchtlinge zusammen mit Studenten wohnen.

O2-Arena am Ostbahnhof

Die ehemalige Riesenbrache wächst langsam zu einem Entertainment-Quartier mit Hotel, Multiplex-Kino und Niederlassungen großer Unternehmen wie Daimler und Zalando. Vor der O2-Arena ist eine weitere Halle für 5000 Besucher geplant. Schon im nächsten Jahr könnte die Baugenehmigung für ein Shopping-Center an der Warschauer Brücke erteilt werden, sagte Panhoff. Der Haupteingang soll auf dem erhöhten Niveau der Brücke liegen. Auf der südlichen Seite der Brücke ist ein 130 Meter hoher Turm für Gewerbe vorgesehen. Hier gibt es noch keine konkrete Planung. Insgesamt könnten sieben Hochhäuser in dem Areal entstehen, eine kleine „Skyline“, sagte Panhoff. Das kleinste Hochhaus ist der Wohnturm Living Levels an der East Side Gallery. Der 63 Meter hohe Turm dürfte im nächsten Jahr fertig werden. Über das 35 Meter hohe Gebäude nebenan laufen noch Verhandlungen.

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