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Viel Platz, viel Gestrüpp. Links neben die Gedenkbibliothek soll der Neubau auf die große Wiese.
© Kai-Uwe Heinrich

ZLB in Berlin-Kreuzberg: Bezirk ist für Landesbibliothek auf der Wiese am Blücherplatz

Die neue Landesbibliothek könnte auf dem Blücherplatz entstehen - der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg unterstützt die Idee. Es gebe keine grundsätzlichen Bedenken, beschloss die rot-grüne Mehrheit in der BVV.

Ernst Reuter fand die Idee gut. Als Anfang der fünfziger Jahre ein Standort für die Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) gesucht wurde, fiel die Wahl auf den Blücherplatz in Kreuzberg. Damit liege die Bibliothek „in der Mitte eines einmal wiedervereinten Berlins“, lobte der legendäre Regierende Bürgermeister den Plan. Eine visionäre Äußerung. Damals war die Stadt schon geteilt, aber die Mauer stand noch nicht. Heute, 25 Jahre nach dem Mauerfall, werben Kulturexperten und Stadtplaner aus allen Parteien und der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg dafür, dass an diesem zentralen Ort die AGB durch einen Neubau zur Zentral- und Landesbibliothek erweitert wird.

Der Erweiterungsbau könnte gleich nebenan auf der grüner Wiese entstehen. Dies würde gut zu den Plänen des Bezirks passen, die wenig ansehnliche südliche Friedrichstadt städtebaulich aufzumöbeln. Nach dem Volksentscheid, der eine neue Bibliothek auf dem Tempelhofer Feld vereitelte, forderte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in Friedrichshain-Kreuzberg das eigene Bezirksamt auf, sich beim Senat „ausdrücklich“ für den Standort Blücherplatz einzusetzen. Es gebe keine grundsätzlichen Bedenken, die „bestehende Grünfläche an der Blücherstraße für einen Erweiterungsbau zu nutzen“, beschloss die rot-grüne Mehrheit in der BVV.

Vor der AGB gibt es zu viele Parkplätze und zu viel ungepflegtes Gestrüpp

Dem verwilderten Park zwischen Amerika-Gedenkbibliothek und der Kirche zum Heiligen Kreuz wird von den bezirklichen Stadtplanern nur eine „geringe Aufenthaltsqualität und kaum Erholungswert“ zugebilligt. Zudem ist ein Ersatz für die Fläche, auf der gebaut werden könnte, schon gefunden. Denn zum Sanierungskonzept für die Südliche Friedrichstadt gehört, dass die Blücherstraße südlich der AGB entwidmet wird. Das angrenzende, bewaldete Friedhofsgelände, bisher durch die stark befahrene Straße getrennt, ließe sich so für Fußgänger und Radler erschließen. Die Zentral- und Landesbibliothek läge dann mitten in der Stadt, aber gleichzeitig in einem grünen Umfeld.

Als der Senat vor 15 Jahren das „Planwerk Innenstadt“ beschloss, gehörte die „Aufwertung und Wiederherstellung“ des Blücherplatzes in der Kreuzberger Mitte zu den städtebaulichen Zielen Berlins. In einem Arbeitsbericht der Stadtentwicklungsbehörde wird beklagt, dass es vor der AGB zu viele Parkplätze und hinter dem Gebäude einen „unattraktiven Straßenraum“ gibt. Dichtes, ungepflegtes Gebüsch versperrt die Sicht auf die Bibliothek und am Nordostzipfel stehen verloren eine eingeschossige Baracke und ein Appartementhaus.

Gleich nach dem Mauerfall gab es Pläne für eine Erweiterung der denkmalgeschützten Amerika-Gedenk-Bibliothek, aber sie wurden schnell wieder aufgegeben. Als der Senat auf Initiative des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit den Neubau einer Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) beschloss, wurde der Blücherplatz als Standort noch einmal geprüft. 2009 wurde sogar eine Studie für einen Erweiterungsbau in Auftrag gegeben, aber das Konzept der Planergemeinschaft Dubach/Kohlbrenner verschwand in der Schublade. Denn der Neubau sollte unbedingt auf das Tempelhofer Feld.

Es geht um die Grünfläche rechts neben der Amerika-Gedenkbibliothek.
Es geht um die Grünfläche rechts neben der Amerika-Gedenkbibliothek.
© Klöpfel

Jetzt wendet sich das Blatt. Die zentrale Lage, die Nähe zu zwei U-Bahnlinien, aber auch zu weiteren Kultureinrichtungen (Jüdisches Museum und Berlinische Galerie) machen den Blücherplatz als Standort für die ZLB wieder attraktiv. Es gibt allerdings noch eine andere Idee, die der Wirtschaftsstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Peter Beckers (SPD), vor zwei Wochen offerierte: Der Blücherplatz könnte, um feiernde Berliner und Touristen in Kreuzberg zu konzentrieren, ein „zentraler Festplatz“ werden. Schließlich findet hier auch traditionell der Karneval der Kulturen statt. Aber wenn der Senat beschließen sollte, dort die Landesbibliothek anzusiedeln, sei dieser Plan vom Tisch, versicherte Beckers dem Tagesspiegel.

Ulrich Zawatka-Gerlach

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