Tödlicher Unfall in Berlin-Westend: Frau fuhr Fahrrad, kein E-Bike
Die Berliner Polizei hat ihre Informationen zu einem Unfall am 9. März korrigiert. Die Frau, die von einem Auto gerammt wurde, fuhr ein Pedelec, kein schnelleres E-Bike.
Auf Nachfragen des Tagesspiegels hat die Berliner Polizei am Mittwoch ihre Informationen über einen tödlichen Verkehrsunfall korrigiert. Die 76-Jährige, die am 9. März von einem Auto gerammt worden war, fuhr kein versicherungs- und kennzeichenpflichtiges „E-Bike“ (S-Pedelec) sondern ein einfaches Pedelec mit der Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde. Das Unfallopfer gilt deshalb als Fahrradfahrerin.
Zunächst hatte die Polizei berichtet, dass die Getötete als Motorradfahrerin gezählt wird. Nach den Bestimmungen der Unfallstatistik zählen die bis zu 45 Kilometer schnellen E-Bikes als „Krad“. Die Familie des Opfers war über diesen Fehler der Polizei irritiert und befürchtete, dass der 76-Jährigen eine Mitschuld gegeben werden könne. Schließlich gilt am Unfallort 30, E-Bikes können jedoch 45 fahren.
Drei Fahrradfahrer unter den Verkehrstoten
Wie berichtet hatte der 79-jährige Fahrer eines VW auf der Nebenfahrbahn der Heerstraße in Richtung Olympiastadion das Fahrrad überholt. Dabei rammte der VW die Seniorin, die von ihrem Rad auf die Fahrbahn stürzte und sich schwere Kopfverletzungen zuzog. Sie war zwei Tage später im Krankenhaus gestorben.
Wie der Fehler bei der Einstufung zustande kam, sagte die Polizei nicht. Wegen der Schwere des Unfalls wurde er mit modernsten Geräten digital aufgenommen, zudem wurde laut Präsidium ein Gutachter hinzugezogen. Angaben zum Ermittlungsstand machte die Polizei nicht, da das Verfahren gegen den Autofahrer wegen fahrlässiger Tötung bereits an die Staatsanwaltschaft abgegeben worden ist. Es ist der zweite tödliche Unfall in Berlin, bei dem ein Pedelec beteiligt war. Im August 2009 war eine 70-Jährige an der Landsberger Allee mit einer Straßenbahn kollidiert. Tödliche Unfälle mit einem kennzeichenpflichtigen „E-Bike“ hat es noch nicht gegeben.
Nach der korrigierten Zählung sind unter den zwölf Verkehrstoten dieses Jahres nun drei Radfahrer und kein Motorradfahrer. Alle drei wurden von Autofahrern getötet. In diesem und einem weiteren Fall mangelte es am vorgeschriebenen Seitenabstand beim Überholen. Im jüngsten Fall hatte ein Autofahrer in Lichtenberg eine rote Ampel bei hohem Tempo offenbar bewusst überfahren und einen Radfahrer frontal erfasst.
Jörn Hasselmann