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Rollenwechsel. CDU-Politiker Frank Henkel sucht nach einer neuen Aufgabe. Hier eingerahmt von den Botschaftern Ungarns, Péter Imre Györkös (l.), und Österreichs, Nikolaus Marschik, auf einem Berliner Fußballplatz.
© Alexander Heinl/dpa

Kandidatur für den Bundestag: Frank Henkel könnte erneut scheitern

Der Noch-Innensenator will in den Bundestag, heißt es. Doch die Chancen dafür stehen schlecht.

Für Frank Henkel läuft es derzeit nicht gut, manche bemühen gar das Wort "Absturz". Nach Wahlniederlage, Sexismus-Affäre und Rücktritt als Parteivorsitzender könnte auch der Wunsch des Noch-Innensenators nach einem Bundestagsmandat unerfüllt bleiben. In der Berliner CDU ist Henkels Abtauchen nach der Wahl und seine Kritik an der Motivation des eigenen Wahlkampfteams nicht gut angekommen. "Verfolgungswahn und Bunkermentalität" attestiert ihm ein hochrangiger Parteifreund. Seine Chancen auf einen guten Listenplatz seinen "denkbar schlecht".

Henkel hat sich bisher nicht offen zu seinen Ambitionen bekannt. Auch seine Kritiker halten sich bedeckt, in den Statements einflussreicher CDUler lassen sich aber deutliche Präferenzen erkennen. Der stellvertretende CDU-Landesvorsitzende Frank Steffel, eine gewichtige Stimme in seiner Partei, formuliert es auf Facebook so: "Ich weiß sehr genau, dass Frank Henkel noch gar nicht entschieden hat, ob er in den Bundestag will. Er wird sich in aller Ruhe entscheiden, ob er nach erfolgreichen Jahren als Bürgermeister von Berlin und Landesvorsitzender der Berliner CDU weiter Politik machen möchte oder mit knapp über 50 Jahren noch einmal etwas ganz anderes tun wird. Es gibt im Leben mehr Dinge als nur Politik. Wenn er sich für den Bundestag entscheidet, wird die Partei ihm einen ordentlichen Platz auf der Landesliste nicht verwehren."

"Er sollte sich nach etwas anderem umschauen"

Zuvor hatte die "B.Z." Steffel so zitiert: "Er sollte sich nach etwas anderem umschauen, was erfüllend ist." Steffel erklärte nun, seine "mehr als 30 Jahre lange Freundschaft zu Frank Henkel" sei ihm "zu wertvoll für solche billigen Schlagzeilen". Der CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann findet, Henkel sollte "in Ruhe nach seiner neuen Rolle suchen", bevor er wieder ins Rampenlicht tritt. CDU-Generalsekretär Kai Wegner erklärte, es sei "jetzt nicht die Zeit für öffentliche Ratschläge oder Spekulationen. Über die Landesliste wird die CDU Berlin zu gegebener Zeit beraten."

Im Frühjahr 2017 soll die Landesvertreterkonferenz über die Listenplätze entscheiden. Auf Platz eins ist Monika Grütters gesetzt, Henkels Nachfolgerin im Landesvorsitz. Platz zwei hätte Henkel gerne, so wird kolportiert, aber auch andere könnten versuchen, sich dort abzusichern. Die 2013 direkt in den Bundestag gewählten CDU-Politiker Klaus-Dieter Gröhler (Charlottenburg-Wilmersdorf), Jan-Marco Luczak (Tempelhof-Schöneberg) und Kai Wegner (Spandau) könnten ihre Wahlkreise verlieren, wenn es für die CDU auch bei der Bundestagswahl so schlecht läuft wie in Berlin.

Christina Schwarzer, CDU-Bundestagsabgeordnete aus Neukölln, schaffte es 2013 nur knapp über die Landesliste in den Bundestag. Würde Henkel kandidieren, könnte sie 2017 den Kürzeren ziehen. Der Neuköllner CDU-Vorsitzende Falko Liecke würde Henkel lieber im Abgeordnetenhaus begrüßen. "Wir haben sehr fleißige Bundestagsabgeordnete. Ein gutes Team sollte man nicht austauschen."

Henkel-Befürworter kritisieren Frank Steffel

Manche in der CDU sind über Henkels Bilanz als Innensenator enttäuscht. Besonders die Hängepartie beim Flüchtlingscamp am Oranienplatz und der besetzten Hauptmann-Schule in Kreuzberg lasten sie ihm an. Es gibt aber auch persönliche Animositäten. In seinem eigenen Kreisverband Mitte stehen sie hinter Henkel, dort könnte er sich als Direktkandidat aufstellen lassen, mit zweifelhaften Erfolgschancen. "Frank Henkel wäre aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung unbestritten eine Bereicherung für den Bundestag", sagt Kreisverbandsvize Carsten Spallek. Aus dem Kreis der Henkel-Unterstützer gibt es eher Kritik an Frank Steffel. Er sollte solche Fragen besser intern debattieren, sonst könnten alte Gräben in der Partei wieder aufbrechen.

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