Sonderausschuss zum BER: Flughafenchef Mühlenfeld hält an 2017 fest
Flughafenchef Mühlenfeld will den BER weiterhin 2017 eröffnen: "Wir geben den Termin nicht zu früh auf". Eine Task Force Brandschutz soll wieder eingerichtet werden.
Flughafenchef Karsten Mühlenfeld will den unvollendeten Hauptstadtflughafen in Schönefeld trotz der neuen Brandschutz- und Genehmigungsprobleme weiter bis Ende 2017 eröffnen. „Ich glaube, wir kriegen es hin“, sagte Mühlenfeld am Montag im BER-Sonderausschuss des Brandenburger Landtages.
Er teilte dort mit, dass am Flughafen jetzt eine neue Task Force gebildet worden sei, um die neu aufgetauchten Probleme wegen Nachforderungen der Bauordnungsbehörde des Kreises Dahme-Spreewald im Genehmigungsverfahren für den Umbau der Entrauchungsanlage zu klären. Allerdings sei das Ziel 2017 an „Prämissen“ gekoppelt, etwa jene, dass man „irgendwann im Sommer fertig baut“. Voraussetzung dafür sei, dass eine Baugenehmigung bis April oder Mai erreicht werde. Man sei dazu in guten Verhandlungen. Zur immer unwahrscheinlicheren Eröffnung 2017 sagte Mühlenfeld: „Wir werden den Termin nicht zu früh aufgeben. Wir wollen Druck auf dem Kessel halten.“ Sonst ziehe wieder Gelassenheit auf der Baustelle ein.
Eine Task Force Brandschutz hatte es schon einmal gegeben, vor der gescheiterten Eröffnung des Flughafens 2012. Deren Arbeit mündete damals in dem ernsthaft betriebenen berühmt-berüchtigten Versuch einer „Mensch-Maschine-Lösung“, um die Baustelle als Flughafen zu eröffnen, mit hunderten Hilfskräften als Türöffner und Brandschutzwächter.
Keine Hundertprozent-Lösungen sind möglich
Wie berichtet, hatte die Baubehörde am 27. Februar 2016 unter anderem im eingereichten Brandschutzkonzept (BSK) des Flughafens 13 der 188 in Simulationen nachgewiesenen Entrauchungsszenarien nicht akzeptiert. Man sei auf dem „kritischen Pfad“, sagte Mühlenfeld. Besonders kritisch sind nach seinen Worten drei der dreizehn Szenarien, nämlich die „hochkomplexe Schnittstelle“ zwischen dem Flugastterminal und dem unterirdischen Flughafen-Airport. Es geht darum, wie bei allen denkbaren Brandszenarien dort der Rauchabzug und die Frischluftzufuhr gewährleistet sind.
Das Problem sind die offene Bauweise und unterschiedliche Trägerschaften, da der Bahnhof zum Hoheitsgebiet der Bahn gehört. „Die Luft hält sich nicht an Schnittstellen, die zieht einfach durch“, sagte Mühlenfeld.
Wie kritisch die Lage dort ist, illustrierte eine Präsentation, die Mühlenfeld im Ausschuss zeigte: „Erläuterung der kritischen Nachforderungen des BOA.“ In tiefroten Alarmfarben war dort eine Spalte zu sehen: „Schutzziele Schnittstelle Bahn“. Danach gibt es von Seiten der Deutschen Bahn, deren Anlage genehmigt ist, Widerstände gegen Lösungsvorschläge des Flughafens.
„Die baurechtliche und planerische Lösung für die Entrauchung der Verteilerebene des FGT unter Beachtung des BSK Bahnhof ist Voraussetzung für die Genehmigung des 5. Nachtrages“, heißt es in dem Schaubild von Mühlenfeld. Und dann folgt der Hinweis: „Nur lösbar bei Kompromissbereitschaft FBB – DB – EBA – BOA.“
Das heißt, auch das Eisenbahnbundesamt (EBA) müsste beteiligt werden und dann Zugeständnisse machen. Man suche nach anderen Lösungen, diese Zu- und Abströmungen über andere Wege, Türen und Fenster nachzuweisen, sagte Mühlenfeld. Es sei oft der Fall bei einer Sanierung, dass keine Hundertprozent-Lösungen möglich seien. Allein für das Bahnproblem habe der Flughafen in der Task Force zehn Leute abgestellt.
Bericht beziehe sich auf Stand Dezember 2015
Am Wochenende war ein interner Bericht der WSP-Bauüberwacher vom 25. Februar 2016 bekannt geworden, wonach eine Baufertigstellung vor dem 8. Dezember 2016 unmöglich ist. Die Rückstände sind noch größer. Laut Mühlenfeld bezieht sich der Bericht auf den Stand vom Dezember 2015. Er enthält noch nicht einmal die Verzögerungen durch die verspätet eingereichten Bauanträge (mindestens ein Monat Verzug) und die unbezifferten Auswirkungen der Behörden-Forderungen. „Dieser Bericht lässt keine direkten Rückschlüsse über die bauliche Fertigstellung und Inbetriebnahme des Projektes zu“, erklärte Technikchef Jörg Marks auf Anfrage.
Für die Opposition waren die Aussagen Mühlenfelds nicht überzeugend. Seit einem Jahr werde erklärt, dass man 2017 irgendwie schaffe, sagte Grünen-Fraktionschef Axel Vogel. „Wenn immer deutlicher wird, dass das nichts wird, dann soll man es einfach sagen!“ Es bringe nichts, wegen der Berlin-Wahl mit einer Absage zu warten, eine Verschiebung „immer auf den letzten Drücker zu verkünden“.
Nach Tagesspiegel-Recherchen ist ein BER-Start 2018 kaum noch abwendbar. Das löst neue Probleme aus. So wird ab 1.1.2018 eine neue EASA-Genehmigung für den Flughafen Tegel bei der Europäischen Luftfahrtagentur benötigt, „wenn Tegel länger offen gehalten werden müsste“, bestätigte Mühlenfeld. „Wir haben einen Plan B, wie wir das rechtzeitig hinkriegen.“ Für den BER ist bislang keiner bekannt.
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