Berlin-Schöneberg: Flüchtlingsfamilien ziehen ins Rathaus Friedenau
Flüchtlingsfamilien ziehen ins Rathaus Friedenau. Anwohner wurden nun informiert. Dabei ist das Rathaus noch gar nicht leer - aber es bietet nach Einschätzung der Stadträtin "gute Voraussetzungen".
So voll ist es hier sonst nur an Heiligabend. Rund 800 Menschen drängen sich am Freitagabend in der Kirche „Zum Guten Hirten“ am Friedrich-Wilhelm-Platz. Sie sind nicht zum Gottesdienst gekommen, sondern zur Bürgerversammlung anlässlich der Umwandlung des Friedenauer Rathauses in eine Notunterkunft.
Die Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler (SPD), hat ihre Stadträtinnen für Gesundheit und Bildung mitgebracht, eine Vertreterin des Berliner Immobilienmanagements sitzt mit auf dem Podium, und auch der Staatssekretär für Flüchtlingsfragen, Dieter Glietsch, ist gekommen.
Große Tafeln weisen auf die Besucher auf die „Diskussionsregeln“ hin: „Respektvoller Umgang“ miteinander wird da eingefordert, „beleidigende Beiträge sind nicht erwünscht“. Die Mahnung erweist sich zum Glück als unnötig. Denn die Stimmung ist konstruktiv, die Fragen der Anwohner drücken ehrliches Interesse aus. Während der zweistündigen Veranstaltung wird nur eine einzige fremdenfeindliche Bemerkung fallen.
Eine „Vorzeigeeinrichtung“ soll das Rathaus am Breslauer Platz werden, eine menschenwürdige Unterkunft ausschließlich für Flüchtlingsfamilien. Und zwar auf Dauer. Ungewöhnlich ist der lange Planungsvorlauf: Erst im Januar wird das Jugendamt seine Büros räumen, um nach Mariendorf und ins Schöneberger Rathaus zu ziehen. Einiges an Umbaumaßnahmen kann noch im laufenden Betrieb erledigt werden, wenn die Beamten weg sind, werden dann so rasch wie möglich die sanitäre Einrichtungen verbessert.
Es gibt Gemeinschaftsduschen
Es entstehen aber keine Wohnungen, die 400 Personen, die hier Platz finden können, müssen sich mit Gemeinschaftsduschen und -toiletten begnügen. Einen Betreiber gibt es noch nicht, das ehrenamtliche Engagement, zu dem viele Teilnehmer des Infoabends deutlich Bereitschaft zeigen, wird vom Bezirksamt koordiniert, aber auch vom neu gegründeten Bündnis „Friedenau hilft“.
Sowohl die Bibliothek als auch das Kindertheater und der Verein „Seniors in School“, die derzeit Mieter im Rathaus sind, sollen nach dem Willen von Bezirksbürgermeisterin Schöttler dort auch bleiben können: Schließlich arbeiten alle drei in Bereichen, die aktiv zur Integration der Ankommenden beitragen.
Nach Einschätzung von Sibyll Klotz (Grüne), Stadträtin für Gesundheit, Soziales und Stadtentwicklung, bietet das Rathaus Friedenau "gute Voraussetzungen zur Unterbringung von Flüchtlingsfamilien. Standards und Qualitätsansprüche im Hinblick auf sanitäre Anlagen und Infrastruktur dürfen auch bei Flüchtlingsunterkünften nicht gemindert werden", erklärte sie am Montag.