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Nach einem Jahr sollen die Flüchtlinge vom Oranienplatz nach Wedding umziehen.
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Nach einem Jahr im Camp: Flüchtlinge vom Oranienplatz ziehen nach Wedding

Die Flüchtlinge vom Oranienplatz in Kreuzberg sollen im Wedding eine neue Heimat finden. Die mehr als 60 Frauen und Männer sollen in ein früheres Caritas-Seniorenheim umziehen.

Der Streit um das Zeltlager am Oranienplatz in Kreuzberg ist vorerst beendet. Monika Herrman (Grüne), die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, teilte den Flüchtlingen am Freitag mit, dass die Caritas das frühere Seniorenheim „Zum Guten Hirten“ in der Residenzstraße im Wedding zur Verfügung stellt. Die mehr als 60 Frauen und Männer, die seit Monaten – zum Teil seit mehr als einem Jahr – in Zelten auf dem Oranienplatz ausharren, dürfte die Nachricht gefreut haben. Der Umzug soll in diesen Tagen folgen.

Einsatz von Kältehilfe und Caritas

Seit Wochen bemühte sich die Senatssozialverwaltung um eine Unterbringung der Flüchtlinge in einem leeren Hostel in Friedrichshain. Doch weil das Gebäude noch nicht an denjenigen verkauft worden ist, der es den Behörden für die Flüchtlinge vermieten will, hat man sich nun dafür entschieden, die Caritas um Hilfe zu bitten.

„Wir sehen es als unsere christliche Aufgabe an, humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge zu leisten“, erklärte die Direktorin des Berliner Caritasverbandes, Ulrike Kostka. Die Caritas hat das Objekt den Winter über zur Verfügung gestellt. Finanziert werde die Unterbringung aus Mitteln der Kältehilfe und der Caritas, teilte die Verwaltung von Sozialsenator Mario Czaja (CDU) mit.

Erleichterung nach Streit zwischen Bezirk und Senat

"Ich freue mich, dass nun eine humanitäre Lösung für die Flüchtlinge am Oranienplatz gefunden wurde und danke allen Beteiligten, vor allem dem Caritasverband, für die Unterstützung dabei", sagte Czaja. Auch Herrmann war erleichtert, zuletzt hatte sie sich mit dem Senat gestritten. "Ich bin froh, dass es jetzt geklappt hat. Mit vereinten Kräften konnte eine gute Lösung gefunden werden", sagte Herrmann.

Senator Czaja hatte betont, dass er sich aus humanitären Gründen eingeschaltet habe, zuständig für den Oranienplatz sei der Bezirk, also Herrmann. Denn die Flüchtlinge dort sind keine Asylbewerber in Berlin, sondern sind in Italien oder anderen Bundesländern registriert. Herrmann hatte das 2012 als Protestcamp gegründete Zeltlager geduldet.

Fast 8000 Flüchtlinge leben in Berlin in Heimen

Wenn massenhaft Menschen etwa aus Afrika nach Berlin kämen, sagte Herrmann kürzlich, sei dies eine Angelegenheit für die Landesregierung – oder gar den Bund –, nicht nur für die Bezirke. CDU-Chef und Innensenator Frank Henkel sprach von „ Dreistigkeit, dass diejenige, die die Missstände in Kreuzberg zu verantworten hat,“ mit dem Finger auf andere zeige. Herrmann habe eine widrige Situation zugelassen, die ihr über den Kopf gewachsen sei. In Berlin leben derzeit fast 8000 Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften.

Hannes Heine

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