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Bekomme ich Zuschüsse? Muss ich in die Insolvenz? Diese und andere Fragen können Soloselbständige und Kleinstunternehmen ab sofort bei der Anlaufstelle in der Lehrter Straße stellen.
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Insolvenz- und Schuldnerberatung: Experten klären Berliner Soloselbstständige und Kleinunternehmen auf

Insolvenz ja oder nein? Bekomme ich Zuschüsse? Diese und andere Fragen beantwortet eine neue Anlaufstelle in Berlin für kleine Unternehmen.

Die freie Fotografin, der Yogalehrer, das kleine Familienrestaurant, die Inhaber einer Kiez-Bäckerei – sie alle haben derzeit große Umsatzeinbußen durch die Coronakrise und wissen oft nicht weiter.

Gibt es für mich passende Zuschüsse? Muss oder soll ich in die Insolvenz? Was mache ich mit meinen Schulden?

Für all diese Fragen gibt es seit 1. Dezember die „Spezialisierte Schuldnerberatung für Soloselbstständige und Kleinstunternehmen“ (Firmen mit bis zu neun Mitarbeitenden) in dem Gebäude der Berliner Stadtmission in der Lehrter Straße 68 in Moabit.

Einer der drei Experten ist Frank Wiedenhaupt, der schon seit Jahren als Schuldner- und Insolvenzberater tätig ist und zuletzt ehrenamtlich für die Industrie- und Handelskammer (IHK) vierzehntäglich Selbstständige beraten hat. Daraus sei nun die Anlaufstelle in der Lehrter Straße entstanden.

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Finanziert wird sie größtenteils von der Senatswirtschaftsverwaltung und findet in Kooperation mit der IHK statt. In Kürze sollen auch noch Handwerkskammer und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) mit einsteigen.

„Wir sind schon gut gebucht“, sagt Wiedenhaupt, der die Termine per Mail vereinbart.

Jedes vierte Unternehmen sieht sich laut IHK-Umfrage von Insolvenz bedroht

Aus den früheren Beratungsgesprächen bei der IHK wisse er, dass es immer häufiger um die Frage geht: Insolvenz ja oder nein? „Die Insolvenz hat einen Sanierungscharakter, man muss dazu aber die Zukunft prognostizieren“, beschreibt Wiedenhaupt.

Das sei in der momentanen Lage jedoch extrem schwierig, vor allem für Gastronomen: Ihnen fallen die Weihnachtsfeiern weg, die Silvesterparties, ihren Angestellten fehlen zudem die Trinkgelder.

Laut einer aktuellen IHK-Umfrage leidet jedes zweite Berliner Unternehmen unter weniger Nachfrage, jedes vierte sieht sich von der Insolvenz bedroht.

Viele hätten Angst zu viele Schulden anzuhäufen oder Fehler zu machen und in eine Abwärtsspirale zu gelangen.

Die neue Anlaufstelle soll Wege aus der Krise zeigen

Trotz der „umfangreichen Unterstützungsmaßnahmen könne nicht immer verhindert werden, dass viele Unternehmen in wirtschaftliche Existenznöte gerieten“, sagt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne).

„In der neuen Anlaufstelle können Wege aus der Krise aufgezeigt werden.“

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Wiedenhaupt erzählt, dass sich gleich zum Start der neuen Beratungsstelle eine Prostituierte gemeldet habe. „Weil es keine Messen mehr gibt, zu denen die Besucher anreisen, hat sie auch viel weniger Kundschaft“, sagt er.

„Die selbstständige Prostituierte, die ein Gewerbe angemeldet hat, hat genauso das Recht auf Zuschüsse und Hilfen wie etwa Schauspieler“. Wichtig, sagt Wiedenhaupt, sei, dass ordentlich Buchhaltung geführt wird. Ohne korrekte Buchhaltung gebe es kein Geld.

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