zum Hauptinhalt
Mein Falkensee. Barbara Richstein will die Stadt regieren; deren Einwohnerzahl hat sich seit der Wende verdoppelt.
© Andreas Klaer

Bürgermeisterwahl in Falkensee: Ex-Justizministerin Richstein möchte die Stadt erwecken

Barbara Richstein war Justizministerin, sitzt seit 1999 im Landesparlament von Brandenburg und ist bestens vernetzt. Jetzt will sie das Rathaus von Falkensee für die CDU erobern und die bisherige "Schlafstadt" zu neuem Leben erwecken.

Auch Barbara Richstein ist zugezogen. Vor mehr als 15 Jahren war das. Berlins früherer Innensenator und Brandenburgs damaliger CDU-Chef Jörg Schönbohm holte sie aus Berlin in die Mark. Um für den Landtag in Potsdam zu kandidieren, ließ sie sich in Falkensee, kurz hinter Spandau, nieder. Seit 1999 sitzt die 49-Jährige im Landesparlament, von 2002 bis 2004 war sie Justizministerin. Nun aber will Richstein in Falkensee ins Rathaus, das seit Jahren fest in SPD-Hand ist. Am 27. September ist Bürgermeisterwahl, in einer Woche will die örtliche CDU Richstein offiziell als Kandidatin nominieren. Nur warum?

Falkensee gilt als boomende Stadt, seit der Wende hat sich die Zahl der Einwohner verdoppelt. Heute sind es knapp 42.000 Einwohner, viele zog es aus Berlin hinaus, andere kamen mit dem Umzug der Regierung aus Bonn. Inzwischen ist Falkensee die sechstgrößte Stadt in Brandenburg. Schon einmal, 2010, sollte Richstein für die CDU ein Rathaus in Brandenburg erobern. Doch in der Landeshauptstadt Potsdam hatte sie gegen Jann Jakobs (SPD) keine Chance. Nun also Falkensee.

Richstein ist beliebt - und erfolgreich

"Parteifreunde haben mich gebeten, aber auch viele Bürger haben mich angesprochen", sagt Richstein. Richstein ist beliebt, gilt als locker, als eine Politikerin ohne Allüren, mit der die Bürger leicht ins Gespräch kommen. 2004 gewann sie bei der Landtagswahl erstmals das Direktmandat und bezwang Heiko Müller, der 2007 Bürgermeister wurde. 2009 setzte sie sich gegen Rainer Speer, den früheren Finanz- und Innenminister und Strippenzieher der Landes-SPD durch. Im September 2014 holte sie wieder das Direktmandat und eines der besten Ergebnisse im Land. Maßgeblich für die Entscheidung, in Falkensee zur Bürgermeisterwahl anzutreten, dürfte das Ergebnis bei der Kommunalwahl im Mai 2014 gewesen sein. Da holte Richstein, die auch Landesvizechefin der CDU ist, die meisten Stimmen; die CDU wurde stärkste Kraft.

Die CDU-Politikerin ist seit der Kommunalwahl auch Vorsitzende der Stadtverordneten-Versammlung, so etwas wie eine Parlamentspräsidentin im Kleinen – neben ihren zahlreichen anderen Aufgaben. Sie sitzt im Kreistag Havelland, im Landtag ist sie Sprecherin der CDU-Fraktion für Kommunalpolitik, ihre Schwerpunkte sind Medien- und Europapolitik. Sie ist Mitglied im Rundfunkrat des RBB, ist Vize-Landeschefin des Opferhilfevereins Weißer Ring, Mitglied des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Berlin und Vorsitzende des Sportvereins Falkensee-Finkenkrug. Und dann die Hobbys: Marathonlauf und Fallschirmspringen.

Ihr Vorhaben: Falkensee lebendig machen

Ein Wahlprogramm hat Richstein noch nicht parat, eine Idee schon. Sie wolle eine Leitbild-Debatte mit den Einwohnern anstoßen, wie sich die wachsenden Stadt in den nächsten Jahren entwickeln soll. "Ich will Falkensee zum Leben erwecken", sagt sie. Die an Fläche große Stadt mit viel Grün hat kein richtiges Zentrum, nur einen alten Dorfanger mit Kirche. Direkt an der B5 steht ein großes Einkaufszentrum auf der grünen Wiese. Der Anteil der Pendler ist hoch, fast 8.000 Falkenseeer fahren jeden Tag nach Berlin zur Arbeit, nur aus Potsdam sind es noch mehr. Auch wer essen oder ins Kino will, fährt nach Berlin. Richstein sagt, ihr Ziel sei es, dass Falkensee nicht mehr nur eine Schlafstadt ist.

Dass die CDU im Landtag nach den geplatzten Sondierungen mit der SPD wieder Opposition ist, sei kein Grund für ihre Entscheidung, in Falkensee anzutreten, betont Richstein. Wobei zur Wahrheit auch gehört, dass Richstein nach der Wahl als Ministerin in einem rot-schwarzen Kabinett gehandelt wurde. Nun sagt sie, es sei eine spannende Herausforderung, eine wachsende Stadt zu entwickeln und zu gestalten. Richstein sagt, sie bereue es nicht, Ende der 1990er Jahre nach Falkensee gezogen zu sein. Als Offizierstochter habe sie nie lange an einem Ort gelebt – in Falkensee schon.

Alexander Fröhlich

Zur Startseite