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Hagen Stamm, 54, gewann bei Olympia 1984 Wasserball-Bronze. Heute ist der Fahrrad-Unternehmer Präsident der Wasserfreunde Spandau 04.
© p-a/dpa

Neues Bäderkonzept: "Es geht um den Spaß – und um den Sport"

Kombibäder gut und schön - aber die Berliner Wasserball-Ikone Hagen Stamm vermisst verbesserte Schwimmsportmöglichkeiten.

Hagen Stamm, 54, gewann bei Olympia 1984 Wasserball-Bronze. Heute ist der Fahrrad-Unternehmer Präsident der Wasserfreunde Spandau 04.

Herr Stamm, wie sehr freuen Sie als Spandauer und Sportler sich auf die neuen Superbäder in Mariendorf und Pankow?

Das löst bei mir eher Trauer aus. An den Gräbern meiner zu früh verstorbenen Trainer versprachen Politiker, dass unser Verein ein Wasserballbad bekommt. Dass jetzt nicht einmal in Charlottenburg Vergleichbares entsteht, ist enttäuschend.

Wie bewerten Sie insgesamt die Hinwendung zu freizeitorientierten Bädern?
Dem Drang der Bevölkerung nach Spaß nachzukommen und Spaß- und Sportbad zu kombinieren, ist erst einmal gut, das gibt Synergieeffekte. Die Frage ist für mich mehr eine Standortfrage.

Eine Befragung der Bäderbetriebe ergab, dass nur 24 Prozent der Badegäste zum sportlichen Schwimmen kommen. Müsste da nicht noch viel mehr für die Freizeitler getan werden – auch zulasten der Sportler?
Ich zweifele generell alle Statistiken an. Wenn ich für die Sportschwimmer in dem Bad, wo die Umfrage stattfindet, überhaupt keine Leinen gezogen habe, dann spricht die Statistik für ein Spaßbad, weil die echten Sportschwimmer gar nicht da sind; weil die sonst nämlich ständig mit dem quer schwimmenden Trudchen mit der Blumenbadekappe aneinandergeraten würden.

Stärken Multifunktionsbäder nur die friedliche Koexistenz? Oder können sie helfen, Freizeitbader zum Sport rüberzulocken?
Die neuen Bäder werden mehr Badegäste bringen. Aber wer rutschen will, wird dadurch noch lange kein Sportschwimmer.

Trotzdem wäre das doch eine Chance, gerade die Jungen ins Wasser zu bekommen …
Wir rekrutieren unseren Nachwuchs anders: Wir holen mit Bussen aus den Kitas im Umfeld Kinder ab und bringen denen das Schwimmen bei. Aber auch das wird durch fehlende Wasserflächen erschwert.

Flächendeckendes Kita-Schwimmen hülfe also gegen die erschreckende Nichtschwimmerquote bei Berlins Drittklässlern?
Vier oder fünf Jahre ist das ideale Alter, um Kindern das Schwimmen beizubringen. Sie haben da auch noch nicht so stark Probleme mit muslimischen Mädchen.

Was wäre nun Ihre oberste Priorität bezüglich der Berliner Bäder?
Na ja, als Wasserballer muss ich jetzt natürlich sagen: Berlins erfolgreichste Vereinssportart der letzten 40 Jahre ist jetzt mal dran, ein eigenes Bad zu bekommen, mit Wasserballmaßen, 30 mal 20 Meter. Insgesamt ist wichtig: Schwimmen ist der Deutschen liebste Sportart – zwar nicht zum Gucken, aber zum Selbermachen. Dabei geht es einerseits um den Spaß, aber auch um den Sport, deshalb sind Kombibäder im Prinzip eine richtige Sache. Wichtig ist aber, dass der Vereinssport in der Breite nicht vergessen wird.

Die Fragen stellte Johannes Schneider.

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