zum Hauptinhalt
Ab nächsten Mittwoch soll vor Brandenburgs Landesvertretung getestet werden.
© Felix Hackenbruch
Exklusiv

Ohne Kenntnis von Bezirk und Verwaltung: Erste private Corona-Teststelle Berlins entsteht im Regierungsviertel

Auf einem Parkplatz im Berliner Regierungsviertel wird eine private Corona-Teststelle eingerichtet. 60 Euro kostet ein Test. Die Behörden sind überrascht.

Das Zelt steht schon. Ohne Boden, im Staub, Flatterband, zwei Feuerlöscher hängen an der Rückwand. Ein Parkplatz mitten im Regierungsviertel. Direkt daneben befindet sich die Landesvertretung Brandenburg, ein paar Meter weiter ist die Mall of Berlin. Hier entsteht Berlins dritte Drive-in-Corona-Teststelle.

Nur, dass weder Bezirk noch Gesundheitsverwaltung davon Kenntnis haben.

Am Mittwoch findet Marius Lindner (Name geändert) einen Aushang im Treppenhaus. Darauf eine knappe „Mieterinformation“ der Hausverwaltung: „Sehr geehrte Mieter, hiermit möchten wir Sie informieren, dass ab dem 29. April eine Corona-Teststation auf dem Grünstreifen des Parkplatzes eröffnet wird.“

Danke für Ihr Verständnis: Mit diesem Schreiben wurden Anwohner informiert.
Danke für Ihr Verständnis: Mit diesem Schreiben wurden Anwohner informiert.
© privat

Weiter unten steht noch, dass es sich um eine Drive-in-Teststation handeln werde. „Mitten in einem Wohnblock! Wir machen uns wirklich Sorgen“, sagt Lindner. Auf dem Parkplatz spiele seine Tochter derzeit, wenn die Wohnung zu eng werde.

Doch wer steckt hinter der ominösen Teststelle? Anruf beim Gesundheitsrat von Mitte, Ephraim Gothe (SPD). „Wir haben auch gehört, dass dort etwas entsteht“, sagte er. Man wisse aber nichts Genaues. In seiner Behörde ist man mit der eigenen Coronavirus-Teststelle beschäftigt, die seit Mittwoch auf dem Zentralen Festplatz geöffnet hat.

„Das ist keine kassenärztliche Leistung“

Betreut wird das gesamte Areal von der Wertprojekt Liegenschaftsverwaltungs GmbH. Auch die Mieterinformation ist von der GmbH gezeichnet. „Ich darf Ihnen dazu nur sagen, dass Sie ab Mittwoch Informationen auf der Homepage des Ärztehaus Mitte finden“, sagt die Geschäftsführerin Manuela Langhammer am Telefon. Dann legt sie auf.

[Behalten Sie den Überblick: Jeden Morgen ab 6 Uhr berichten Lorenz Maroldt und sein Team im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint über die aktuellsten Entwicklungen rund um das Coronavirus. Jetzt kostenlos anmelden: checkpoint.tagesspiegel.de]

Im Ärztehaus Mitte, das an den Parkplatz angrenzt, ist am Freitag kein Betrieb, doch die Tür ist geöffnet. Desinfektionsmittel steht am Eingang bereit. Eine überraschte Mitarbeiterin berichtet von der praxiseigenen Teststelle. Für 60 Euro könne man sich ab Mittwoch auf das Virus testen lassen. „Das ist keine kassenärztliche Leistung“, sagt sie.

Dann kommt ihre Kollegin ins Vorzimmer und verweist auf einen Pressesprecher, der noch nicht gefunden sei. Weitere Fragen dürfe sie nicht beantworten.

Bewerten will die Gesundheitssenatorin die neuen Tests nicht

In der Gesundheitsverwaltung ist man überrascht von der neuen, privaten Corona-Teststelle. „Es ist ein weiteres Angebot, sich im Gesundheitswesen testen zu lassen“, sagt Gesundheitssenatorin Kalayci (SPD). Man gehe davon aus, dass Betreiber und Patienten sämtliche Hygiene- und Abstandsregeln umsetzen werden. Bewerten will die Senatorin die neuen Tests, die Patienten aus der eigenen Tasche zahlen sollen, nicht.

Es könnte der Beginn von privaten Praxen sein, die in der Coronakrise mit Abstrichen Geld verdienen wollen. Ob das rechtlich möglich ist, will der Gesundheitsstadtrat bis „Anfang nächster Woche“ prüfen lassen.

Zur Startseite