Coronavirus in Berlin: Bezirke streiten über Drive-In-Teststellen
Neukölln und Mitte planen Berlins erste Drive-In für Coronavirus-Tests. Aus dem Nachbarbezirk kommt heftige Kritik.
In Neukölln eröffnet am 27. April Berlins erste Drive-In-Teststelle auf das Coronavirus. Das Bezirksamt will mit sieben bis neun Mitarbeitern auf dem Parkplatz vor dem Hotel Estrel an der Sonnenallee Neuköllner Bürgerinnen und Bürger testen. Das sagte Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke am Sonnabend dem Tagesspiegel und bestätigte damit einen Bericht der „B.Z.“.
„Wir wollen nicht warten, bis wir überrollt werden“, sagte CDU-Politiker Liecke. Angesichts der anstehenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen bedürfe es einer neuen Strategie. „Wir bereiten uns auf großflächige Abstricherfassungen vor“, sagte Liecke. Demnach könnten an der Teststelle ganze Schulklassen oder Polizeieinheiten getestet und gegebenenfalls in Quarantäne geschickt werden.
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Dafür sollen auf dem Parkplatz mehrere Zelte aufgebaut sowie ein Büro-Lkw eingerichtet werden. In der kommenden Woche sei ein erster Testdurchlauf geplant, bis dahin müsse noch die Verkehrsführung für den Drive-in konzipiert und ausreichend Material beschafft werden. Laut Liecke sollen damit auch die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes entlastet werden, die bislang die Abstriche bei Hausbesuchen durchführten. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Liecke hofft auf Hunderte Tests täglich. Bisher seien es 40 bis 60 gewesen.
Gesundheitsverwaltung will Drive-In nicht bewerten
Als Alleingang sieht der CDU-Politiker seine Handlung nicht, vielmehr als Modellprojekt, dem andere Bezirke folgen könnten. „Ich bin für die Menschen in Neukölln verantwortlich.“ Er habe die Gesundheitsverwaltung vor 14 Tagen informiert, jedoch keine Reaktion erhalten. „Ich habe nicht um Erlaubnis gefragt.“
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Ein Sprecher der Gesundheitsverwaltung konnte am Sonnabend lediglich bestätigen, dass die Behörde von den Schritten Neuköllns vorab informiert worden war. „Wir bewerten das noch nicht“, sagte der Sprecher.
Ähnliche Pläne treibt auch der Bezirk Mitte voran. Auf dem Zentralen Festplatz wird eine weitere Teststelle geplant, ein Pachtvertrag mit der Festplatz Betriebs GmbH ist aber nach Tagesspiegel-Informationen noch nicht unterzeichnet. „Wir prüfen, ob wir aus dem Festplatz einen Testplatz machen können“, bestätigte Mittes Gesundheitsstadtrat Ephraim Gothe (SPD). Dabei handle es sich aber explizit nicht um einen Drive-In, sondern um eine Erweiterung der Containment-Strategie. „Wir wollen den Suchradius um infizierte Personen erweitern“, sagte Gothe. Bislang würden die Gesundheitsämter nur dringend verdächtigen Fällen hinterhergehen, mit mehr Tests erhalte man ein repräsentativeres Bild – das sei ein wichtiger Schritt, um die Corona-Maßnahmen in Berlin zu lockern.
Kritik kam aus Friedrichshain-Kreuzberg: „Ich halte nichts davon, wenn sich Bezirkspolitiker jetzt profilieren wollen“, sagte Gesundheitsstadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke). Das Testen sei Aufgabe des Landes, nicht der Bezirke. Zudem müsse man die Laborkapazitäten im Auge behalten, nur mehr Tests seien keine Lösung. Allerdings sind die Labore momentan nur zur Hälfte ausgelastet. Mildner-Spindler glaubt trotzdem nicht, dass es zu den bezirklichen Teststationen kommen wird.
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