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Frohes Anbuddeln. Diese sechs Herren glaubten 2006, die größten Probleme am BER schon hinter sich zu haben. Hartmut Mehdorn (2.v.l.) war damals als Bahnchef mit von der Partie. Später musste er selbst das Pannenprojekt managen.
© Patrick Pleul/dpa

Versprecher des Ryanair-Marketingchefs: Eröffnet der BER erst im März 2018?

Dem Ryanair-Marketingchef Kenny Jacobs rutschte bei einer Pressekonferenz ein neues BER-Eröffnungsdatum heraus. Prompt ruderte er zurück.

„Schönefeld ist kein Mauerblümchen mehr“, freut sich Berlins Flughafenchef Karsten Mühlenfeld. Immerhin kommt der Airport, gemessen am Passagieraufkommen, in diesem Jahr bereits auf die Größenordnung von Köln/Bonn. Und der Aufschwung soll weiter gehen. Der irische Billigflieger Ryanair kündigte am Dienstag an, sein Engagement hier weiter auszubauen. Während immer noch offen ist, wann der neue, benachbarte BER eröffnet wird, muss kräftig in die Erweiterung des alten Flughafens investiert werden.

„Schönefeld ist ein großer Flughafen, den wird weiter ausbauen“, sagte Mühlenfeld. So wird gegenwärtig das Terminal B erweitert und westlich des Terminal D bis zum Jahresende ein 3800 Quadratmeter großes Ankunftsgebäude mit drei Gepäckausgabebändern errichtet, um das ständig wachsende Aufkommen zu bewältigen. Rund 20 Millionen Euro wurden in diesem Jahr bereits in die Ertüchtigung des Altflughafens investiert, weitere Gelder werden im kommenden Jahr fließen müssen, kündigte Mühlenfeld an. Denn fest steht, dass die Kapazitäten am BER nicht ausreichen werden.

Zur Frage des Eröffnungstermins des BER wollte sich Mühlenfeld am Dienstag nicht äußern. Er verwies auf die im Oktober angesetzte Sitzung des Aufsichtsrats. Ryanair-Marketingchef Kenny Jacobs erwähnte am Ende der gemeinsamen Pressekonferenz den „18. März 2018“ und korrigierte das auf Nachfrage prompt als Versprecher, er habe nicht an die Flughafeneröffnung gedacht, sondern an den St. Patricks Day, den irischen Nationalfeiertag.

Ryanair-Chef klagt über deutschen Staat

In Schönefeld tobt derzeit ein Machtkampf der beiden größten europäischen Billigflieger. Jahrelang hatte Easyjet hier die Nase vorn. Die Briten haben zehn Flugzeuge in Schönefeld stationiert, bedienen im kommenden Winterflugplan 47 Routen und wollen im laufenden Jahr 5,4 Millionen Passagiere befördern. Ryanair hat Deutschland zum strategischen Ziel seiner Expansion in den kommenden Jahren erklärt und vor einem knappen Jahr in Schönefeld ebenfalls eine neue Basis eröffnet, die im Winterflugplan auf neun Jets wächst.

Im bis Ende März 2017 laufenden Geschäftsjahr rechnet man mit 4,7 Millionen Berlin-Passagieren auf den 46 inzwischen bedienten Strecken. Derzeit trägt Ryanair mit rund 1,6 Millionen Berlin-Besuchern im Jahr zum Tourismus-Boom der Hauptstadt bei, sagte Jacobs. Diese würden in Berlin rund eine Milliarde Euro ausgeben. Der Sommerflugplan 2017 enthält zwar keine zusätzlichen Ziele, doch werden alle 19 neuen Verbindungen, die im Winterflugplan aufgenommen werden, fortgesetzt. Damit erwarten die Iren im Geschäftsjahr 2017/18 ebenfalls rund 5,4 Millionen Berlin-Fluggäste bei 300 Flügen pro Woche. Easyjet hat seinen Sommerflugplan noch nicht veröffentlicht.

Perspektivisch könne man sich vorstellen, langfristig bis zu 20 Millionen Berlin-Passagiere im Jahr zu befördern, sagte David O'Brien, der Chief Commercial Officer von Ryanair. Dazu müssten aber auch die Rahmenbedingungen stimmen. „Der deutsche Staat tut alles, um deutsche Flughäfen und Fluggesellschaften zu benachteiligen“. O'Brien kritisierte die Luftverkehrssteuer und die hohen Sicherheitsgebühren, die 60 Prozent der Gesamtkosten in Schönefeld ausmachen würden.

Liege der Flughafen bei den reinen Betriebskosten beispielsweise um acht Euro pro Passagier günstiger als Lissabon, sei er aufgrund der staatlich verordneten Zusatzgebühren um sieben Euro teurer, eine Differenz von 15 Euro.

Fliegen die Bundesminister bald mit Billigfluglinien?

Dennoch gibt es hier eine gute Basis für Wachstum. Setzt man die Zahl der Passagiere in Relation zu den Bewohnern des Einzugsgebietes, kommt der Großraum Berlin gerade einmal auf fünf Fluggäste pro Einwohner. In der Ryanair-Heimatstadt Dublin sind es 13,9 und in Brüssel sogar 16,9. Dennoch ist es nach wie vor erklärtes Ziel der Briten, innerhalb der nächsten Jahre Air Berlin zu überholen und mit einem Marktanteil von gut 14 Prozent (derzeit acht Prozent) die zweitgrößte Fluggesellschaft in Deutschland werden.

Schon jetzt hat man auch auf der Verbindung Berlin-Köln/Bonn den Konkurrenten Air Berlin und Germanwings den Kampf angesagt. O'Brien kündigte an, man werde sich auch an der Ausschreibung für Dienstreisen von Ministerialbeamten bewerben und forderte die Bundesregierung auf, schon jetzt die Billigflüge zu nutzen, um die Kosten für den Steuerzahler niedrig zu halten. Ryanair hat eine deutlich günstigere Kostenstruktur als die deutschen Wettbewerber.

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