zum Hauptinhalt
Wegen des Coronavirus müssen viele Kultureinrichtungen geschlossen bleiben, Restaurants dürfen nur von 6 bis 18 Uhr öffnen.
© Paul Zinken/dpa

Coronavirus in Berlin: Erlasst Mietern von Clubs, Bars und Kinos die Miete!

Zum Reichtum der Hauptstadt gehört ihr vielfältiges Nacht- und Kulturleben: Immobilienbesitzer sollten sich deshalb fair und solidarisch zeigen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph Stollowsky

Kunterbunt, szenig, originell – das ist Berlin. Deshalb wird es geliebt. Von uns Berlinern, von Gästen aus aller Welt. Berlins Reichtum – das sind auch seine vielfältigen Bars und Clubs, seine gemütlichen Kiezkinos wie das „Eva“ in Wilmersdorf, das „Bali“ in Zehlendorf oder Filmtheater im besten Sinne wie der „Delphi Filmpalast“ der Yorck-Kinogruppe. Dazu gehören Berlins Privattheater wie das Kreuzberger „BKA“ oder das „Haus der Sinne“ in Prenzlauer Berg.

Dieser Reichtum ist von heute auf morgen gefährdet, seit all diese Stätten von Kultur und Geselligkeit wegen des Coronavirus dicht sind. Gefordert sind deshalb nun all jene, deren Reichtum sich in Berlin auf andere Weise rechnet: durch den Besitz von Gewerbeimmobilien.

„Eigentum verpflichtet“, heißt es im Grundgesetz. „Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Das stand schon in der Weimarer Verfassung von 1919, es wurde mit gutem Grund ins bundesdeutsche Grundgesetz als Artikel 14 (2) übernommen.

[In unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken befassen wir uns regelmäßig unter anderem mit Themen aus dem Berliner Nachtleben. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Solidaritätsappelle gibt es derzeit jede Menge, vom Berliner Senat bis zur Bundeskanzlerin. Vorrangig zum Gesundheitsschutz.

Aber es geht in diesen Tagen mit großer Dringlichkeit auch darum, unsere akut bedrohte lebendige Kiez- und Stadtkultur zu bewahren. Auch das erfordert Bürgersinn und Zusammenhalt und ist ein Plädoyer wert.

[Alle aktuellen Nachrichten zur Coronavirus-Pandemie in Berlin lesen Sie in unserem Newsblog.]

Wie könnte es funktionieren? Zum Beispiel, indem Gewerbevermieter finanziell bedrängten Clubs, Bars, Kinos sowie Sozial- und Kultureinrichtungen, aber auch Restaurants, die unter Gästemangel leiden, die Miete zumindest zinslos stunden oder noch besser: für ein, zwei Monate senken oder möglichst erlassen.

Das wäre echte Fairness und Solidarität. Es würde zeigen, dass Berlins Immobilienbesitzer nicht nur auf ihre Rechte pochen, sondern auch ihre Pflichten ernst nehmen.

Zur Startseite