Falls es neue Corona-Schließungen gibt: Eltern sehen Berlins Schulen nicht besser vorbereitet als im März
Bei steigenden Infektionszahlen könnte es in der kalten Jahreszeit wieder Schulschließungen geben. Der Landeselternsprecher kritisiert die digitale Ausstattung.
Die Infektionszahlen in Berlin steigen, und Berlins Elternvertreter sehen der Corona-Pandemie in Herbst und Winter, wenn die Möglichkeiten für den Aufenthalt im Freien abnehmen, mit großen Sorgen entgegen. „Die Schulen sind nicht besser vorbereitet als im März“, sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Beim digitalen Lernen und dem Arbeiten mit Lernplattformen habe es zu wenig Fortschritte gegeben. „Schulen, die das während des Lockdowns sehr gut gemacht haben, werden das auch weiter sehr gut machen“, sagte Heise. „Aber das sind Schulen, die sich da schon in den letzten Jahren gut aufgestellt haben und entsprechende Technik und schnelle Internetanschlüsse haben.“
„Die Schulen, die das im März noch nicht hatten, die haben das jetzt auch nicht. Da sind wenige Schulen dabei, die ihre IT-Technik so aufstocken konnten, dass man sagt, wir können ruhigen Gewissens schauen, was auch immer da kommt“, stellte Heise fest. Die wenigsten Schulen hätten breitbandigen Internetanschluss, um Videokonferenzen anzubieten, so dass man hybriden Unterricht machen könnte - „sprich, eine Gruppe ist zu Hause, die andere ist vor Ort, und beide können dem Unterricht folgen“. Dafür fehlten die technischen Voraussetzungen.
Insgesamt sollte aus Sicht der Elternvertreter Unterricht möglichst nicht wieder nach Hause verlagert werden. „Wir müssen darauf schauen, den Schulalltag auch im Herbst und Winter so gut wie möglich geregelt zu bekommen und mit so viel Präsenzunterricht wie möglich“, sagte Heise. „Was die Schulschließungen mit sich gebracht haben, haben wir alle erlebt und das wollen wir alle weitestgehend vermeiden.“
Wie und nach welchen Kriterien Schulen eventuell geschlossen werden, sei auch ein Thema im von der Bildungsverwaltung eingesetzten Hygienebeirat, ergänzte der Landeselternsprecher.
Bisher keine Ansteckung innerhalb einer Schule bekannt
Aktuell ist in Berlin keine Schule komplett geschlossen, es sind aber einzelne Klassen oder Lerngruppen in Quarantäne. Bisher gab es auch noch keine bestätigte Ansteckung innerhalb einer Schule. Die positiv getesteten Personen waren überwiegend Reiserückkehrer oder es gab eine Infektion im privaten Umfeld. Die Berliner Schulen sind mit Beginn des neuen Schuljahrs zum Unterricht in gewohnten Klassengrößen zurückgekehrt, die Abstandsregeln gelten nicht mehr.
[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), SPD-Chefin Saskia Esken und die Kultusminister der Bundesländer wollten am Abend über die Lage an den Schulen in Corona-Zeiten und über weitere Schritte bei der Digitalisierung der Schulen beraten.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres begrüßte am Montag, dass der Bund gemeinsam mit den Ländern die digitale Weiterentwicklung der Schulen vorantreiben wolle. „Wichtig ist mir, dass wir zum Beispiel bei der Beschaffung von Dienst-Laptops für Lehrkräfte praktische Unterstützung vom Bund erfahren, um diese äußerst sinnvolle Maßnahme möglichst unbürokratisch und zeitnah umsetzen zu können.“ Laptops für Lehrer waren bereits ein Thema beim vergangenen Treffen der Kultusminister mit der Kanzlerin im August. (dpa)