Grundschulen in Berlin-Lichtenberg: Eltern protestieren: Kaum Platz für Schüler
Eltern und Kinder von vier Grundschulen in Lichtenberg demonstrierten am Donnerstag vor der BVV wegen des akuten Schulplatzmangels. In einer Schule sind schon fast 100 Kinder mehr als vorgesehen.
Eine entspannte Mittagspause, das gibt es an der Friedrichsfelder Grundschule schon lange nicht mehr. Im strikten 20-Minuten-Takt werden die Kinder mittags durch die Mensa geschleust. Knapp 100 Kinder mehr als von der Raumkapazität her vorgesehen gehen hier zur Schule. Die Lerngruppen sind überfüllt, Fachräume müssen als Klassenzimmer genutzt werden. „Und im nächsten Schuljahr werden es wohl noch mal 50 Kinder mehr“, sagt Elternvertreterin Kathrin Michels. In anderen Lichtenberger Grundschulen, vor allem in Rummelsburg und Friedrichsfelde, sieht es ähnlich aus. Sie sind ausgelastet oder kommen in den nächsten beiden Jahren an ihre Grenzen.
"Hilfe, wir platzen"
Gegen diese angespannte Situation protestieren Eltern schon lange, 2015 demonstrierten sie unter dem Motto „Hilfe, wir platzen“. Passiert sei bisher wenig, sagt Claudia Engelmann, die Vorsitzende des Bezirkselternausschusses Lichtenberg. Und deshalb gab es am Donnerstag die zweite Auflage: „Hilfe, wir platzen 2.0“. Rund 200 Eltern und Kinder von vier Grundschulen – Schule an der Victoriastadt, Friedrichsfelder Grundschule, Robinson-Schule und Hermann-Gmeiner-Schule – demonstrierten vor der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung in der Max-Taut-Schule.
„Der Neubau von Schulen wurde verschlafen. Es fehlt eine sichere Perspektive, wie zeitnah Schulplätze geschaffen werden sollen“, sagt Christian Wehle, Elternvertreter der Schule an der Victoriastadt. Dort will der Bezirk zur Entlastung einen modularen Ergänzungsbau errichten, aber passiert ist noch nichts, weil die Finanzierungszusage des Senats fehle. Entlastung ist frühestens ab 2019/20 in Sicht, dann soll eine neue Schule in der Sewanstraße fertig sein. Auch am Standort Hauptstraße 8 soll bis 2020/21 eine neue Grundschule entstehen.
"Über Qualität wird nicht mehr gesprochen"
„Die Grundschulversorgung in Lichtenberg-Mitte ist kurz- und langfristig nicht gesichert. Die bisher geplanten Maßnahmen dauern und sind zu wenig“, sagt die Linken-Abgeordnete Hendrikje Klein. Und das Problem erreiche bald auch die weiterführenden Schulen.
Eine Sache findet Elternsprecherin Claudia Engelmann besonders traurig: „Über Unterrichtsqualität wird schon lange nicht mehr geredet. Es geht nur noch darum, wie man genügend Plätze und Personal bekommt.“