Vor Koalitionsverhandlungen in Berlin: Eltern fordern mehr Schulen und weniger Prüfungen
Sondierungsgespräche laufen, bald beginnen die Koalitionsverhandlungen in Berlin. Die Eltern sagen schon mal, worauf es ihnen in der Schulpolitik ankommt.
Mit einem 13-seitigen Forderungskatalog hat Berlins Elternschaft deutliche Veränderungen angemahnt. Nach einem monatelangen Abstimmungsprozess mit den Bezirksgremien und mit Gesamtelternvertretungen appelliert der Landeselternausschuss an die Politik, die Forderungen der Eltern von über 428.000 Schülern im Rahmen der Koalitionsverhandlungen in der nächsten Legislatur umzusetzen. Landeselternsprecher Norman Heise hatte sich bereits vor der Wahl mit einer mit Forderungen zu Wort gemeldet.
Schulbau und IT
Modulbauten sollen künftig nur noch ausnahmsweise entstehen. Stattdessen werden „echte und vollständige“ Schulneubauten gefordert. Smartboards und PC-Arbeitsplätze soll es in allen Klassenräumen geben, alle Schulen sollen Laptopklassen einrichten können. Eine Professur für Medienpädagogik gehört ebenso zu den Forderungen.
Personal
Mit dem „Ärgernis Unterrichtsausfall“ wollen sich die Eltern nicht mehr abfinden, weshalb sie eine zehnprozentige Vertretungsreserve fordern. „Ab sofort“ soll es zudem an allen Schulen vollzeitbeschäftigte Sozialarbeiter geben und mehr Schulpsychologen. Für jede Willkommensklasse soll es nicht nur eine halbe, sondern eine ganze Erzieherstelle geben. In den Horten soll ein Erzieher rechnerisch nicht mehr 22, sondern nur noch 15 Kinder betreuen. Zusätzliches Personal für die Sprachförderung soll es nicht erst dann geben, wenn eine Schule mehr als 40 Prozent Kinder mit Sprachproblemen hat, sondern sie soll jedem bedürftigen Schüler zugute kommen.
Grundschule
Jedes Kind soll Anspruch auf einen Ganztagsplatz bis 16 Uhr haben – auch in den Ferien. Keine Doppelnutzung von Horträumen für den Unterricht.
Sekundarschule
Angesichts der hohen Schulabbrecherquote sollen die Sekundarschulen gestärkt werden. Dazu gibt es folgende Forderungen: Zwei Lehrer in allen Klassen und „vor allem in Mathematik“; maximal 26 Schüler pro Klasse; mehr gymnasiale Oberstufen; eine „Task Force“ für Brennpunktschulen.
Gymnasium
Zum vermeidbaren Unterrichtsausfall gehören nach Ansicht der Eltern die schulfreien Tage im Zusammenhang mit den Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) an den Gymnasien. Im Hinblick darauf, dass die Gymnasiasten in den anderen Bundesländer keinen MSA schreiben müssen, fordert der Landeselternausschuss ein „Ende des Berliner Alleingangs“, zumal ohnehin kaum ein Gymnasiast an der Hürde scheitert. Somit sei es sinnlos, dass durch die Prüfungen und die Korrektur zehntausender MSA-Klausuren Zeit vergeudet werde.
Inklusion
Die Eltern wollen sich nicht damit abfinden, dass für die Mehrheit der Kinder mit Behinderung die individuelle Feststellung des Förderbedarfs nur pauschal gewährt werden soll. Dies betrifft sprachliche und sozial-emotionale Störungen sowie Lernbehinderung. Zudem wollen sie in jedem Bezirk eine Ombudsperson, die sich für die Belange der Kinder mit Behinderungen einsetzt.
Schulessen
Innerhalb von zwei Jahren soll das Schulessen für alle Kinder kostenfrei werden.
Forderungskatalog zum Download (PDF):