CBD-Shop "Grinsekatzen": Ein Berliner Firmengründer allein gegen Google, Amazon und PayPal
Hannes Rothwell erhielt Starthilfe vom Land Berlin für seinen legalen Verkauf von Hanf-Ölen. Doch Banken und US-Konzerne sperren ihn aus.
Hannes Rothwell trug es mit Fassung, dass seine Firmengründung länger dauerte und komplizierter war als bei Anderen. Zwischen dem Termin beim Notar im März 2019 und der eigentlichen Gründung vergingen zwei Monate. Denn Rothwell fand zunächst keine Bank, die ihm ein Konto eröffnen wollte.
Zum Glück hatte er die nötigen Produkte, die manchen Menschen beim Entspannen helfen, stets auf Lager: Rothwell produziert Öle und Nahrungsergänzungsmittel, die Cannabidiol, kurz CBD, enthalten. CBD wird wie THC (Tetrahydrocannabinol) aus der Hanfpflanze Cannabis sativa gewonnen. Während THC eine psychoaktive Wirkung hat und der legale Handel damit auf extrem wenige medizinische Anwendungen beschränkt ist, macht CBD nicht high.
CBD-Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel für Menschen und Tiere sind hierzulande legal verkäuflich – und liegen im Trend, wie man auf der letzten großen Berliner Hanfmesse vor Corona, der „Mary Jane 2019“ in der Arena Treptow beobachten konnte.
Rothwell wollte in das Geschäft einsteigen, fand auch Zulieferer in der Schweiz und auf den Philippinen. Mittlerweile verkauft er Öle über seine drei „Grinsekatzen“-Ladengeschäfte in Friedrichshain und Wilmersdorf – sowie in einem Online-Shop. Er beschäftigt sechs Personen. Dazu kommen zwei Mitarbeiter für die verkaufsstarken Samstage sowie diverse freie Mitarbeiter für Design-Arbeiten und den Verkauf über Amazon.
Zunächst mieden Finanzdienstleister Rothwells legales CBD-Geschäft wie Veganer die Fleischtheke: Deutsche Bank, Berliner Volksbank, Postbank und andere wollten ihm kein Konto geben. „Grundsätzlich können wir die Aufnahme von Geschäftsbeziehungen ohne Angabe von Gründen ablehnen“, erklärte zum Beispiel eine Sprecherin der Volksbank dem Tagesspiegel auf Nachfrage – ohne auf den konkreten Fall einzugehen. Die Commerzbank habe sich schließlich „erbarmt“, weil sie Rothwell von seinem früheren Start-up kannte, sagt er.
Der Online-Zahlungsabwickler Paypal hingegen kündigte jede Zusammenarbeit mit Rothwell auf. „Ist halt schade, weil Paypal 50 bis 70 Prozent der Bezahlung im Online-Shopping ausmacht“, sagt der Unternehmer. Paypal erklärt, der Handel mit CBD verstoße gegen die aktuelle Nutzungsrichtlinie.
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Warum das so ist, verrät das US-Unternehmen mit Deutschland-Zentrale in Kleinmachnow nicht. Auch andere weltbekannte US-Dienstleister haben Kummer mit Ölen von den „Grinsekatzen“: Google, Instagram und Facebook erlauben keine Werbung für CBD-Produkte, Amazon und Ebay wollen keine CBD-Öle auf ihren Plattformen sehen.
In Berlin, der „Stadt der Freiheit“, ist Rothwell aber willkommen: Die landeseigene Investitionsbank gewährte ihm einen „Gründungsbonus“. So katapultierte Rothwell den Jahresumsatz von 4000 Euro (2019) auf einen gut sechsstelligen Betrag in 2020, der sich in 2021 nochmal verdoppeln könnte. „Trotz unserer Hürden bin ich sehr froh und ich sehe sie auch als Chance“, sagt Rothwell. „Wenn dieses Geschäft super reguliert und einfach wäre, gäbe es noch deutlich mehr Wettbewerber.“