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Betreutes Warten. Flüchtlinge müssen vor dem Lageso in Moabit weiterhin tagelang auf ihre Registrierung warten – Helfer unterstützen sie dabei auch medizinisch.
© Christian Mang

Flüchtlinge vor Lageso in Berlin-Moabit: Ehrenamtliche Helfer fühlen sich alleingelassen

Vor dem Lageso entspannt sich die Lage. In Moabit warten weniger Menschen als vor einer Woche. Doch die Lage bei den Helfern ist weiter angespannt – und die medizinische Versorgung wird umgebaut.

Hier warteten vor genau einer Woche noch hunderte Menschen vor der Absperrung auf ihre Registrierung. Viele weitere campierten bei knapp 40 Grad Celsius auf der Wiese vor dem Flüchtlingsamt Lageso an der Turmstraße in Moabit. Müll verteilte sich auf dem Gelände. Die Lage zwischen Helfern und Flüchtlingen war unübersichtlich.

Eine Woche später ist der Müll verschwunden und vor der Absperrung warten nur noch rund 50 Flüchtlinge. Auch auf den Wiesen sind es inzwischen weniger Menschen. Genaue Zahlen für diese Woche habe man allerdings noch nicht bekommen, sagt eine Sprecherin aus der Sozialverwaltung am frühen Freitagabend. Dort vermutet man, dass die dezentrale Erstaufnahme der Flüchtlinge in der Unterkunft in Karlshorst der Grund dafür ist, dass in Moabit nun weniger warten.

An den langen Wartezeiten vor dem Lageso hat sich bisher aber wenig geändert. Hört man sich bei den Flüchtlingen um, sind Wartezeiten zwischen drei und fünf Tagen weiterhin keine Seltenheit. Wenn auch viele inzwischen eine Unterkunft finden, trifft man immer wieder Menschen wie Ismael B. aus Libyen, der hier seit drei Tagen wartet. In der ersten Nacht konnte er noch Zuflucht in einer Unterkunft finden. Doch die vergangenen zwei Abende wurde er wegen Platzmangels abgewiesen. Dann schlief er im Park. Deutschland habe er sich anders vorgestellt, sagt er.

Die Ehrenamtlichen sind weiterhin überfordert

Die vormals chaotischen Zustände auf dem Gelände scheinen sich zumindest am Freitag stabilisiert zu haben. Doch die Lage bei den ehrenamtlichen Helfern ist weiterhin angespannt. Nachdem die engagierten Initiativen und Bürger am Donnerstag angedroht hatten, ihren Einsatz wegen Überlastung abzubrechen, freut sich Diana Henniges von der Initiative „Moabit hilft“ nun über die Kooperationsbereitschaft des Lageso. Wie berichtet soll ab kommender Woche ein Wohlfahrtsverband den ehrenamtlichen Helfern unter die Arme greifen.

Nach Informationen des Tagesspiegels arbeiten derzeit Wohlfahrtsverbände unter der Leitung der Caritas an einem Konzept für ein sogenanntes Platzmanagement vor dem Lageso. Dazu gehört vor allem die medizinische Versorgung. Details sollen noch vom Koordinierungsstab des Senats geklärt werden. Ob die Caritas in der kommenden Woche die ehrenamtlichen Helfer auch vor Ort unterstützen wird, wollte man seitens der Sozialverwaltung noch nicht bestätigen.

Trotz baldiger Unterstützung für die Helfer werde noch zu wenig getan, sagt Henniges. „Zähe behördliche Abläufe werden hier auf dem Rücken von Menschen ausgetragen, die auf Hilfe angewiesen sind. Wir wollen hier endlich Fakten sehen“, fordert sie. Das bezieht sie vor allem auf Sozialsenator Mario Czaja (CDU), der „aus seinem Koma aufwachen“ und mit den Helfern in den Dialog treten solle. „Wenn er die Worte Katastrophe und Flüchtlinge hier nicht zusammenbringen möchte, bringe ich sie für ihn zusammen“, sagt Henniges.

Die Versorgung der Flüchtlinge sei immer noch unzureichend. Nachdem den Helfern wegen Hygienemängeln verboten wurde, für die Flüchtlinge Essen zuzubereiten, steht nun seit Freitag ein privater Kochwagen vor der Koordinationszentrale der Helfer. Hier werden Suppen und belegte Brote vorbereitet, die dann einmal pro Stunde von Helfern auf dem Gelände verteilt werden.

Es fehlt an medizinischer Hilfe

Doch vor allem an der medizinischen Versorgung mangele es hier, sagt Henniges. In der Nähe steht zwar das Unfallmobil der Johanniter mit vier Sanitätern bereit. Die bleiben für die Versorgung jedoch meist am Wagen. Über das Gelände laufen hingegen hauptsächlich ehrenamtliche Ärzte und Krankenschwestern, die Hilfsbedürftigen zur Seite stehen.

Am Freitag waren es zwei Ärzte und drei Krankenschwestern. Grünen-Politikerin Renate Künast forderte den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) auf, sich um eine schnellere Bearbeitung von Kranken und Verletzten zu kümmern. Regelmäßig müsste jemand über den Platz gehen, um herauszufinden, wo Verletzte Hilfe brauchen. Eine bevorzugte Behandlung von solchen Fällen habe Lageso-Präsident Franz Allert bereits zugesagt, zu sehen sei davon jedoch nichts, sagt Künast.

Ab Montag soll ein Arzt mit Assistenz zusätzlich zu den Sanitätern vor Ort sein und auch über das Gelände gehen, erklärt eine Sprecherin der Sozialverwaltung. Am Freitagabend sollten die Flüchtlinge wie auch vor den vorherigen Wochenenden das Gelände räumen. Damit sie nicht ohne Schlafplatz bleiben, wurde das Rathaus Wilmersdorf als Unterkunft geöffnet. Dass vor dem Lageso am Freitag weniger Flüchtlinge als sonst warteten ist für Diana Henniges kein Erfolg. „Am Montag sieht das hier wieder ganz anders aus“, sagt sie.

Melanie Böff

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