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Die Moderatorin und Journalistin Dunja Hayali.
© Gregor Fischer/dpa
Update

Teilnehmer rufen „Lügenpresse“ und „Schämt euch“: Dunja Hayali bricht ZDF-Dreh bei Demo gegen Corona-Regeln ab

Ein Team des ZDF ist bei der Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Berlin beleidigt worden. Der Journalistin Dunja Hayali wurde es zu gefährlich.

Die Journalistin Dunja Hayali hat ihre Dreharbeiten auf der Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in Berlin offensichtlich wegen Sicherheitsbedenken abgebrochen. In einem rund 37 Minuten langen Video, das Hayali auf Instagram postete, ist zu sehen, wie Demo-Teilnehmer ihr und ihrem ZDF-Team am Samstag „Lügenpresse“ und „Schämt euch“ entgegenrufen.

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In dem Clip ist auch zu hören, wie ein Mann, der von Hayali als ein Mitarbeiter ihres Security-Teams angesprochen wird, den Drehabbruch empfiehlt. „Das sagt jetzt der Sicherheitsmann, wir sind ja nicht ohne Security hier: Abbruch des Drehs, zu gefährlich“, erklärte die Journalistin.

Immer wieder ist auch zu sehen, wie Hayali, die eine Maske trägt, mit einzelnen Teilnehmern der Veranstaltung über die Corona-Maßnahmen diskutiert. Am Ende des Videos berichtet Hayali selbst von Beleidigungen und Bedrohungen, ohne konkrete Beispiele zu nennen. „Es ist eine gefährliche Melange, die sich hier auf der Straße zusammenfindet“, resümierte sie. Und ergänzte: „Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen als Presse.“

Auf Twitter veröffentlichte Hayali am Sonntag mehrere Screenshots von Kommentaren unter dem Instagrampost, in denen Nutzer die Moderatorin persönlich angriffen und beleidigten. Offenbar will Hayali juristisch gegen die Hasskommentare vorgehen, im Tweet warnt sie: „Zur Info: Anwalt liest mit!“

Der Deutsche Presserat kritisierte den Vorfall und forderte besseren Schutz für Presseteams. Es sei „absolut inakzeptabel, wenn Journalisten ihre Arbeit nicht machen können“, hieß es in einem Beitrag auf Twitter.

In Berlin hatten am Samstag rund 20.000 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Da bereits während der Demonstration die Hygiene-Regeln nicht eingehalten wurden, stellte die Polizei Strafanzeige gegen den Leiter der Versammlung. Der erklärte den Demonstrationszug am Nachmittag für beendet. Weil auch auf der anschließenden Kundgebung viele Demonstranten weder die Abstandsregeln einhielten noch Masken trugen, begann die Polizei am frühen Abend, die Versammlung aufzulösen.

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Die Auflösung zog sich bis in die Nacht hinein. Am Brandenburger Tor hatten am späten Abend noch hunderte Menschen aus. Auf Twitter teilte die Polizei mit, es würden Anzeigen erstellt und teilweise Menschen weggetragen. Zu der Demonstration waren Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet angereist, aufgerufen hatte unter anderem die Stuttgarter Initiative Querdenken 711. Neben Corona-Leugnern und Impfgegnern waren auch viele Teilnehmer mit eindeutig rechtsgerichteten Fahnen oder T-Shirts in der Menge.

Hintergrund-Informationen zum Coronavirus:

Aus der Politik kam scharfe Kritik am Verhalten der Demonstranten in einer Zeit steigender Corona-Neuinfektionen. Demonstrationen müssten zwar auch in Corona-Zeiten möglich sein, schrieb Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf Twitter. „Aber nicht so. Abstand, Hygieneregeln und Alltagsmasken dienen unser aller Schutz.“ SPD-Chefin Saskia Esken twitterte: „Tausende Covidioten feiern sich in Berlin als 'die zweite Welle', ohne Abstand, ohne Maske.“

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte in der RBB-„Abendschau“, es ärgere ihn maßlos, dass Menschen aus anderen Teilen Deutschlands nach Berlin kämen, um hier ein Demonstrationsrecht auf Grundlage von Hygieneregeln wahrzunehmen, dass sie dann missachteten. Die Demonstranten würden die Fakten nicht zur Kenntnis nehmen und riskierten damit die Gesundheit anderer Menschen. (dpa, AFP)

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