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Zwischen Rudow und Schönefeld ist der Mauerradweg abenteuerlich.
© Jörn Hasselmann

Mauerradweg im Süden von Berlin bleibt unterbrochen: Doch kein Tunnel unter der Dresdner Bahn

Der Mauerradweg erhält vorerst keinen Tunnel unter der Dresdner Bahn - anders als geplant. Und Geld zur Sanierung ist trotz schlechten Zustands knapp.

Es wird doch keinen Tunnel unter der Dresdner Bahn für den Mauerradweg geben – zumindest in den kommenden Jahren.  Die Berliner Verkehrsverwaltung teilte dem Abgeordnetenhaus jetzt mit: Eine direkte Streckenunterquerung auf dem Berliner Mauerweg durch die Gemeinde Blankenfelde ist derzeit nicht absehbar.“ Die interne Vorlage liegt dem Tagesspiegel vor.  Es bleibt also bei einem kilometerlangen Umweg über Kopfsteinpflaster durch Lichtenrade. Entsetzt über diese Nachricht ist vor allem der frühere grüne Abgeordnete Michael Cramer, der seit Jahrzehnten für einen Tunnel kämpft: „Was jetzt nicht gebaut wird, wird niemals gebaut.“ Vor einem Jahr noch waren alle Beteiligten überzeugt, dass der Tunnel sofort entstehen kann.

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In der Vorlage an den Haushaltsausschuss heißt es weiter: "Zuständig für die geplante Tunnelquerung für Rad- und Fußverkehr ist die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow.“ Doch der Tunnel ist nicht im Planfeststellungsbeschluss für den Bau der Dresdner Bahn enthalten.

Die Wurzelaufbrüche sind mehr als 20 Zentimeter hoch
Die Wurzelaufbrüche sind mehr als 20 Zentimeter hoch
© Jörn Hasselmann

Die Gemeinde hatte das Verfahren seit 2014 „ruhen lassen“, wie Bürgermeister Michael Schwuchow zuletzt bestätigt hatte. Wie berichtet, hatte die Gemeinde lange um die Kosten gestritten mit den Ländern Berlin und Brandenburg. Die Bahn ist natürlich nur bestrebt, endlich die Strecke auszubauen. 20 Jahre lang wurde über die Bahnplanungen diskutiert und vor Gerichten gestritten. Seit zwei Jahren wird in Berlin gebaut, in Brandenburg erst seit September 2019 - weil Blankenfelde-Mahlow geklagt hatte.
Wenn die Gemeinde das Verfahren für den Tunnel wieder aufnehmen würde, käme sie wohl dem Milliardenprojekt Dresdner Bahn in die Quere. Dem Vernehmen nach ist die Bahn in großer Sorge, dass ein nachträglicher Bau des Tunnels eine monatelange Sperrung der neuen Strecke nach sich ziehen würde. Auf dieser sollen nicht nur ICE-Züge nach Dresden fahren, sondern auch der Flughafenexpress zum BER. Die Bahn wirbt bereits: „Der Flughafen BER wird vom Berliner Hauptbahnhof ab Dezember 2025 in 20 Minuten zu erreichen sein.“

Michael Cramer gibt nicht auf

Trotz dieses Rückschlags gibt der frühere Europapolitiker Cramer nicht auf. Er sei mit allen Beteiligten weiter im Gespräch, sagte er dem Tagesspiegel, auch mit Berlins Bahnchef Alexander Kaczmarek.
Cramer hatte nach der Wende als damaliger Berliner Abgeordneter initiiert, dass die ehemaligen Wege der DDR-Grenztruppen fürs Radfahren genutzt werden; die Attraktion wird seitdem touristisch vermarktet.

15 Jahre lang war Michael Cramer für die Grünen im Europaparlament.
15 Jahre lang war Michael Cramer für die Grünen im Europaparlament.
©  Thilo Rückeis

Ein Trostpflaster hat die Verkehrsverwaltung parat für Radfahrer. Wie es in der Vorlage weiter heißt, soll die Umleitung künftig nicht mehr über Lichtenrader „Großkopfsteinpflaster“  führen. Vielmehr entsteht auf Brandenburger Gebiet eine knapp zwei Kilometer lange Asphaltstrecke. „Aktuell erfolgen Gespräche der Grün Berlin GmbH mit der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow, um die Voraussetzungen für eine alternative Umfahrung südlich des Mauerwegs zu schaffen.“ Die Gleise würden dann in Höhe des heutigen Bahnübergangs Ziethener Straße unterquert werden – Baubeginn wäre aber erst nach 2024.

Nur 1,2 Millionen Euro für die Sanierung der 160 Kilometer

Unklar ist, wann der 160 Kilometer lange Weg um das ehemalige West-Berlin saniert sein wird. In den drei Jahren 2019 bis 2021 stehen nach Angaben der Verwaltung nur 1,2 Millionen Euro dafür zur Verfügung. Die Vorlage nennt jährlich 170.000 Euro für „Unterhalt“, die Ausgaben für „Neubau“ steigen von 166.000 auf 330.000 Euro. Im Januar 2019 hatte der Senat beschlossen, den Mauerweg als Ganzes zu sanieren und zu erhalten, schon wegen seiner touristischen Bedeutung. Damals wurden Kosten von 12,4 Millionen Euro genannt, die im Doppelhaushalt 2020/21 angemeldet seien. Wieso 2019 das Zehnfache der jetzt genannten Summe von 1,2 Millionen verkündet wurde, blieb unklar.

In Rudow ist der Weg beinahe unbefahrbar

1,2 Millionen Euro werden nicht reichen, der Weg ist auf längeren Abschnitten in desaströsen Zustand. 2018 hatte ein Gutachter eine Bestandsaufnahme des gesamten Weges vorgelegt. In Rudow, da wo der Weg fast unbefahrbar ist, macht es sich der Senat einfach:  Der ausgeschilderte Mauerradweg führt nicht entlang der ehemaligen Grenze, sondern für ein paar Kilometer durch Rudow. Historisch gesehen ist das Unfug, und Radfahrer verpassen durch den Umweg auch den wunderbaren Aussichtspunkt „Dörferblick“. Der alte Grenzweg liegt in diesem Teil von Rudow teilweise auf Privatgelände, eine Umfahrung auf ehemaligem DDR-Gebiet ist immerhin möglich.

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Ebenso in Lichtenrade: Der „offizielle“ Weg führt über die Töpchiner Straße, weil der ehemalige Grenzstreifen jetzt „privat“ ist.  Ganz schlimm ist der Zustand in Höhe der Gartenstadt Großziethen. Nach der Wende wurden Einfamilienhäuser auf dem Grenzstreifen gebaut, der durchgehende Weg ging verloren. Kürzlich hatte der Senat bei den Bezirken abgefragt, wo sie in den Mauerradweg investieren. Vier Bezirke antworteten gar nicht: Mitte, Tempelhof-Schöneberg, Reinickendorf und Pankow. Die Antworten der anderen sind überwiegend nichtssagend - oder sie machen gar nichts. Friedrichshain-Kreuzberg nennt nur die Verbreiterung des Gehwegs an der East-Side-Gallery – der Radweg ist dort auf der Straße. Neukölln immerhin will eine Stelle an der Ringslebenstraße neu bauen in diesem Jahr.

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