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Immer seltener werden Postkarten aus dem Urlaub geschrieben.
© picture alliance / dpa

Selfie und Instagram statt Postkarten: Die Zeit des handschriftlichen Urlaubsgrußes ist vorbei

Vor 150 Jahren wurde die Postkarte in Deutschland eingeführt – eine Museumsstiftung zeigt ab sofort eine Auswahl. In seiner Glosse erinnert sich unser Autor.

Die Urlaubszeit ist vorbei, alle sind wieder da, und was fehlt? Genau, es sind die Ansichtskarten aus dem Urlaub. Keiner schreibt sie mehr, keiner wählt mehr liebevoll die Motive aus und fragt radebrechend nach dem richtigen Porto. Das alles ist plattgemacht von Selfie und Instagram und Konsorten, aber das ist ja auch kein Wunder. Denn weshalb sollte jemand, der ein persönliches Foto mit Aussicht in Millisekunden an die gesammelten Follower verschicken kann, sich die Mühe eines handschriftlichen Urlaubsgrußes machen, der dann auch erst Wochen später ankommt?

Aber damit stirbt auch eine Kunstform. Das klassisch dreigeteilte Foto mit Möwen und Kuttern, Gruß aus dem Ostseebad Wremen! Neuschwanstein im Schnee! Geröstete Deutsche Seit an Seit am Teutonengrill! „Ansichtskartenmotiv“ wurde geradezu zum Synonym für „sinnloses, millionenfach vorhandenes Foto“, was nicht heißt, dass die Branche in ihren späten Jahren nicht auch Top-Fotos auf Karten drucken ließ. Es half nicht.

Aber die Trilliarden Ansichtskarten sind ja nicht alle weg. Die Museumsstiftung Post und Kommunikation hat satte 200.000 aufgehoben und zeigt ab sofort eine Auswahl von 500 im Haus an der Leipziger Straße – weil die Postkarte in Deutschland genau vor 150 Jahren eingeführt wurde. Damals galt sie als unanständig offenherzig, heute ist sie eine Kuriosität. Und sicher einen nostalgischen Blick zurück wert.

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