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Sauberer Fluss: Die Spree soll zum Schwimmbad werden

Der erste Schritt ist getan: Eine Tankinsel am Osthafen fängt Schmutzbrühe auf. Das Friedrichshainer Projekt "Spree 2011" ist nicht das einzige für einen sauberen Fluss.

Es gibt zu viele Schiffe und der Fluss ist dreckig. Und deshalb ist der Sprung in die Spree verboten. Doch Erfinder haben es sich zur Aufgabe gemacht, dass Berliner im Fluss wieder schwimmen können. Nach langem Streit – das zeigt schon der Name des Projekts – wurde am Freitag die Pilotanlage „Spree 2011“ eröffnet, direkt im Osthafen in Friedrichshain.

Die Idee ist diese: Eine 50 Meter lange Tankkonstruktion fängt dreckiges Wasser aus der Mischkanalisation auf, wenn es so stark regnet, dass in der Kanalisation kein Platz mehr ist. Das sei 28 Mal im Jahr der Fall, sagt Erfinder Ralf Steeg von der Firma Luri Watersystems. Dann laufe die Brühe direkt in die Spree. Steegs Tank hingegen gibt das gespeicherte Wasser wieder zurück in die Kanalisation, wenn Platz darin ist. Der Tank ist befestigt auf Stahlpfählen, über Wasser sichtbar ist nur eine Insel aus Metall. 1,5 Millionen Euro hat die Anlage gekostet, für die Entwicklung kamen zwei Millionen Euro vom Forschungsministerium. Das Projekt, mit dem der Senat auf der Expo in Schanghai warb, stand mehrfach vor dem Aus. Mal wegen einer Finanzierungslücke, mal wegen eines Streits mit dem Grundstückseigentümer. Der untersagte auch Café und Solarbootverleih auf der Insel.

„Wir haben unser Ziel nicht erreicht“, sagt Steeg, der politische Unterstützung vermisst. Eigentlich wollte er zwischen Elsenbrücke und Mühlendammschleuse 14 dieser Inseln im Wasser befestigen. Für eine zweite Insel immerhin setzt sich das benachbarte Modezentrum Labels Berlin ein. Noch fehlt die Zustimmung des Eigentümers. An der Entwicklung der Anlage waren auch die TU Berlin, die Berliner Wasserbetriebe, das Kompetenzzentrum Wasser Berlin und acht Ingenieurbüros beteiligt.

Zusätzlich bedürfe es weiterer Ansätze wie die Versiegelung von Plätzen mit Spezialpflaster, durch das Regen versickern kann, sagt Stefan Richter von der Grünen Liga. Durch den Klimawandel gebe es mehr und stärkere Regenfälle. „Baden in der Spree ist keine Utopie – wir werden es alle noch erleben“, sagt Richter.

Die Wasserbetriebe wollen bis 2020 den vorhandenen Speicher von 220000 auf 302000 Kubikmeter erweitern. Derzeit bauen sie unter der Oberbaumbrücke – deshalb ist diese auch einseitig gesperrt – einen in die Spree mündenden Regenüberlaufkanal um. Dieser soll mit Regen verdünntes Schmutzwasser zurückhalten. Damit will das Unternehmen die Einleitungen aus der Kanalisation mehr als halbieren. Zudem testen die Wasserbetriebe in Klärwerken verschiedene Reinigungssysteme, um die letzten verbliebenen Keime aus dem Abwasser zu filtern. Das kostet aber Geld – die Rede ist von einem dreistelligen Millionenbetrag.

Ein anderes spektakuläres Spree-Projekt ist noch nicht so weit. Die Kreuzberger Architekten Jan und Tim Edler wollen den Kupfergraben zwischen Bode-Museum und Schlossplatz zum Schwimmbad machen. Damit das natürliche Bad Badewasserqualität hat, soll ans östliche Ende eine Bio-Kläranlage gebaut werden. Statt bisher geplanten 780 Metern soll der Badeabschnitt nur noch 400 Meter lang werden, sagt Jan Edler. Dahinter soll der Fluss bis zur Ostspitze der Fischerinsel renaturiert werden. 150000 US-Dollar Preisgeld erhielten die Brüder für ihr „Flussbad“. Im Oktober wollen sie die Arbeit mit einem gemeinnützigen Förderverein weiterführen und bis 2020 realisieren.

Aus der Stadtentwicklungsverwaltung heißt es: „Die Idee ist spannend, doch es sind viele Hürden im Weg.“ An der Projektstrecke liegen Liegenschaften des Landes und des Bundes, Biotope, Abwasserleitungen. Eine Umsetzung sei nur mittel- oder langfristig möglich. Die Verwaltung will ab 2013 ein Gewässerentwicklungskonzept Spree entwerfen, sagte eine Sprecherin. Dabei soll neben der Renaturierung des Ufers entlang dem Plänterwald auf zwei Kilometern auch der Fluss sauberer werden.

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