Von Neukölln bis Prenzlauer Berg: Die schönsten Dachterrassen Berlins
Eine Pop-up-Weinbar in Neukölln, Hochgärten in Kreuzberg, Steaks in Spandau und viel Neues in der City West: Mit Blick über die Stadt lässt sich die Rückkehr des Sommers am besten genießen.
EIN SOMMER IM HIMMEL
Eine Pop-up-Weinbar? Auf einem Dach mit Aussicht? In Neukölln? Gibt’s! Seit ein paar Wochen und auch einen Sommer lang. Die „Erben Rooftop Winebar“ im fünften Stock einer bislang unbekannten Terrasse wird Donnerstag bis Sonntag und nur noch für kurze Zeit bespielt, dort, wo allerhand Gewerbe grassiert und die Schlote hochragen. Aber dafür gibt’s sogar reichlich Parkplätze. Dahinter steckt der Wein-Multi Langguth Erben. 24 seiner Sorten sind im Dachgarten zu probieren, und das nach einem freundlichen Prinzip: Man zahlt drei Euro und erhält dafür ein Glas Wein, das gratis immer wieder nachgefüllt wird. Am Ende zahlt dann jeder, was ihm die Sache wert war. Ach ja: An jedem Öffnungstag gibt es zusätzliches Programm: lange Sternschnuppennacht, Rooftop-Cocktail, Poetry-Slam ... Bernd Matthies
Do–Fr 18–23, Sa–So 16–23 Uhr, Thiemannstraße 1, Neukölln. www.gemeinschaft.erben-wein.de/rooftop
HOCH IM WESTEN
Tief im Westen? Oder eher hoch im Westen? Ist beides korrekt. Spandau bietet einige Höhepunkte – wobei: Der berühmte Juliusturm an der Zitadelle mit seinen 32 Meterchen zählt in dieser Kategorie eher nicht dazu. Viel mehr geht’s um den „Spiegelturm“. Der feiert diesen Sommer 25-jähriges Bestehen, ist markant gläsern-blau, ihn kennt jeder aus dem ICE und vom Landeanflug gen Tegel. Ganz oben in der Glasrotunde – im 16. Stock (!) – arbeiten die Köche im Restaurant „Skytower“. Bei Steak, Spargel, Brunch oder auch nur einem Drink lässt’s sich entspannt in alle Himmelsrichtungen gucken.
Gibt ja keine störende Konkurrenz an Hochhäusern an der Havel, höchstens den Rathausturm mit 80 Metern Höhe. Wer’s günstiger mag, hier Tipp zwo – quasi eine Naturdachterrasse: Unbedingt mal wieder auf den Hahneberg (70 Meter) steigen und Gesumme und Weitsicht genießen (am besten mit Deckchen und Wein im Gepäck). Wer mag, kann den Fliegern zuwinken – hallo, ihr Urlauber da oben! André Görke
Spiegelturm, S-Bahnhof Stresow, Freiheit 5, „Skytower“ (www.skytower-berlin.de), Hahneberg (Bus: M37, 149, X49).
GUT GEPLANT AM ZOO
Mittlerweile gibt es wohl kaum jemanden, der noch nicht von der wunderbaren Aussicht auf dem Dach des 25hours-Hotels direkt neben dem Bikini-Haus gehört hat. Ja, es ist SEHR voll. Ja, die Monkey Bar ist inzwischen auch bei Berlin-Besuchern SEHR beliebt. Und ja, man steht manchmal eine halbe Stunde an, um mit dem Fahrstuhl überhaupt in den 10. Stock fahren zu dürfen. Dort oben aber findet man ein solch fantastisches Berlin-Panorama vor, dass sich jede Minute lohnt. Und die Macher sind inzwischen auch so klug, eher ein paar weniger Gäste nach oben zu lassen, damit die es dann gemütlicher haben.
Belohnt werden die nicht nur mit direktem Blick über die Zooaffen bis zur Siegessäule (selbst von der hinteren Toilette aus!), sondern auch mit liebevoll gemixten Drinks, freundlichem Service und fantastischen Süßkartoffelpommes. Auf der Rückseite, auf der man über den Breitscheidplatz bis zum Grunewald gucken kann, sitzt man zwar aufgereiht wie ein Grillspieß, dafür aber draußen. Besonders bei Sonnenuntergang zu empfehlen. Einfach etwas Wartezeit einplanen und den Abend entspannt angehen. Anke Myrrhe
Monkey Bar, Budapester Straße 40, Charlottenburg. Täglich 12 bis 2 Uhr. www.25hours-hotels.com/de/bikini/restaurant/monkey-bar.html
ABGEHOBENE STADTGÄRTNER
Man nehme jeweils ein Stückchen von den Prinzessinnengärten in Kreuzberg, vom Gemeinschaftsgarten Allmende- Kontor am Tempelhofer Feld und vom „Himmelbeet“ in Wedding und bringe diesen herrlichen grünen Mix auf ein großes Flachdach hoch über Berlin. Nach diesem Rezept entstand im Sommer 2013 der „Klunkerkranich“ in Neukölln.
Der Weg zu diesem gelungenen Dachgarten-Projekt der abgehobenen „Urban gardening“-Bewegung führt im Lift des Einkaufscenters Neukölln Arcaden sechs Etagen hoch aufs einst grau-öde Parkdeck 6. Doch nun, bereits im vierten Jahr, blüht und wuchert hier alles kunterbunt durcheinander in zahlreichen Holzkübeln, die teils zu lauschigen Eckchen zusammengestellt sind mit Tomaten, Basilikum, Klematis. Und von dort schweift der Blick weit über die Stadt, während rund um die Bar getanzt wird, DJs auflegen oder Bands spielen. Berlin, Du bist so wunderbar – auch hier oben! Christoph Stollowsky
Klunkerkranich, Karl-Marx-Straße 66, Neukölln, Mo–Sa ab 10 Uhr, So ab 12 Uhr, tgl. bis 1.30 Uhr. www.klunkerkranich.de
SONNENDECK MIT PANORAMABLICK
So rebellisch, wie es der Name der Veranstalter vermuten lässt, ist die Stimmung auf diesem Sonnendeck in Prenzlauer Berg nicht. Dafür ist das Publikum zu gemischt – ganz wie drunten in dem Gebäude, auf dem die „Freiluftrebellen“ das Deck5 betreiben. Sie haben auf dem Parkhaus-Oberdeck des Einkaufszentrums Schönhauser Allee Arcaden vor acht Jahren Sand aufgeschüttet, ein paar Euro-Paletten mit Polstern draufgestellt und fertig ist Berlins angeblich höchste Strandbar.
Was das eher schlichte Ambiente und die übersichtliche Speisen- und Getränkekarte an Finesse vermissen lassen, macht der Ausblick mehr als wett. Die Anlage ist gen Westen ausgerichtet, die Sonnenuntergänge bieten großes Berlin-Kino im Cinemascope-Format. Lars von Törne
Deck5, Schönhauser Allee 80, Prezlauer Berg, durch die Arcaden, bei sommerlichen Temperaturen ab 12 Uhr geöffnet
KINO MIT AUSSICHT
Eigentlich spricht ziemlich viel gegen diese Location. Fünf Etagen muss man Treppen steigen, und das zieht sich, ehrlich. Wenn man endlich oben ist, erwarten einen die wohl unbequemsten Kinositze Berlins, ich sage nur gemauerte Bänke. Und trotzdem gehe ich immer wieder gern ins Sputnik, das kleine Kino in den Höfen am Südstern.
Das liegt an der feinen Auswahl an Filmen, vor allem aber an der Aussicht. Von der Bar aus, und besonders von den kleinen Balkonen dort, blickt man über die Dächer Kreuzbergs. Da ist ja der gentrifizierte Fichtebunker, unten spielen die Kids Fußball, und man kann auch gut in die Fabriketagen gegenüber gucken. Als ich das letzte Mal da war, kugelten sich gegenüber Männer und Frauen in Sportklamotten über- und umeinander, wir tippten auf Tantra-Yoga. Weil die Filme nur ungefähr zur angegebenen Uhrzeit starten, hat man oft mehr Zeit als gedacht, mit kühlem Getränk in den Abendhimmel zu schauen. Mehr Kreuzberg geht nicht. Sylvia Vogt
Sputnik Kino am Südstern, Hasenheide 54, Kreuzberg. Zurzeit läuft dort u. a. „Ghostbusters“, „Wiener Dog“ und „Low Life“. www.sputnik-kino.com
ÜBER DEN DÄCHERN AM KU’DAMM
Die erst Ende Juni eröffnete „Rooftop Bar“ des Hotels Zoo bietet eine Aussicht über viele Dächer der City West, direkt nach unten zum Ku’damm und zur Kantstraße blickt man aber nicht – dafür ist die Terrasse in der siebenten Etage zu stark zurückgesetzt. Das 2014 wiedereröffnete Hotel zählt sich zur Luxusklasse, obwohl es sich nicht offiziell für fünf Sterne kategorisieren ließ. Nur etwa 30 Prozent der Besucher seien aber Hotelgäste, sagt ein Barmann. Die 100 Plätze waren am vorigen Freitagabend überwiegend belegt, auch junge Leute machten es sich in der Lounge-Ecke oder am Bartresen vor einer begrünten Wand gemütlich. Die Betreiber Felix Brandts und Tawan Tehrani leiten unten im Hotel außerdem das Restaurant und die Bar „Grace“. Die meisten Cocktails kosten 12 bis 19 Euro und ein kleines Bier 6,50 Euro – ein Ort für Sparfüchse ist dies erwartungsgemäß nicht. Zu besonderen Anlässen legen DJs auf, dann gibt es auch ein Barbecue. Cay Dobberke
Grace Rooftop Bar, Kurfürstendamm 25, Charlottenburg, bei gutem Wetter Mo–Fr 18–24 Uhr und Sa bis 1 Uhr geöffnet, www.grace-berlin.com/bar/rooftop-bar
Brauchen Sie noch mehr Tipps? Kein Problem! Wir hätten da noch die schönsten Frühstückscafés und die schönsten Biergärten im Angebot.
Bernd Matthies, Anke Myrrhe, Christoph Stollowsky, Lars von Törne, Sylvia Vogt, Cay Dobberke