Charles und Camilla: Die Royals haben ein straffes Programm in Berlin
Prinz Charles und Ehefrau Camilla besuchen das Brandenburger Tor und legen einen Kranz am Luftbrückendenkmal nieder. Sie wollen viele Berliner kennenlernen
Jeden Moment kann er wieder Großvater werden. Aber das hält Prinz Charles nicht davon ab, gemeinsam mit seiner Frau Camilla, der Herzogin von Cornwall, Berlin zu besuchen. Am Dienstag, dem 7. Mai, ist es soweit. Wer das Paar live erleben möchte, hat dazu um 16 Uhr Gelegenheit. Dann werden die britischen Gäste gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller am Brandenburger Tor erwartet.
Für Botschafter Sir Sebastian Wood ist der Besuch „ein Anlass zu großer Freude“. Wer denkt, der Besuch hätte vor allem etwas mit dem Brexit zu tun, weiß aus seiner Sicht nicht viel über die tiefen und weitreichenden Traditionen, die Großbritannien und Deutschland verbinden. Das ist durchaus nicht nur persönlich gemeint, obwohl der Botschafter selbst auch für diese Traditionen steht. Schließlich wurde er nach Johann Sebastian Bach benannt, der dann auch sein Lieblingskomponist wurde.
Äußerungen zum Brexit sind nicht zu erwarten
Mehr als dreißig Mal war der britische Thronfolger seit 1962 schon zu Gast in Deutschland. Diesmal setzt er sogar den Takt fort, den die vorangegangenen Besucher der britischen Royals angegeben haben. Vor zwei Jahren lösten Prinz William und seine Frau Kate Begeisterung aus bei Begegnungen mit zahlreichen Berlinern. Und 2015 war Queen Elizabeth II. persönlich zu ihrem fünften Staatsbesuch zu Gast. Die Party zu Ehren ihres Geburtstags, die normalerweise alljährlich im Juni in der Grunewalder Residenz des Botschafters gefeiert wird, ist diesmal extra vorverlegt worden auf den 7. Mai.
Rund 800 Gäste werden erwartet, darunter Spitzenvertreter aus Wirtschaft, Politik und Kultur. Auch Vertreter der deutsch-britischen Handelskammer hätten dort die Chance, den Prinzen und die Herzogin zu sprechen. Allerdings spricht man die beiden nicht von sich aus an, sondern wartet, bis man vorgestellt oder von ihnen angesprochen wird.
Und wenn trotzdem jemand frei heraus fragt, was Prinz Charles zum Thema Brexit zu sagen hat? Der Botschafter lächelt fein und macht deutlich, dass er natürlich keinen Einfluss darauf habe, was seine Gäste fragen oder sagen. Allerdings ist er sicher, dass der Prinz viel Erfahrung darin hat, auf solche Fragen ausweichend zu antworten.
Das ist klar: Die Mitglieder der königlichen Familie dürfen sich nicht zu schwierigen politischen Themen äußern. Was natürlich nicht bedeutet, dass das Thema einfach verschwunden wäre. Der Botschafter drückt es im Hinblick auf den Besuch diplomatisch so aus: „Der Brexit ist ein großer Bestandteil als Kontext, aber nicht Teil des Inhaltes.“
Gemeinsame Wurzeln
Letztlich geht es wohl darum, ein positives Signal für die Beziehungen zwischen den Ländern zu setzen. Für den Thronfolger sind sie wichtig, weil sie den Interessen seines Landes dienen, und natürlich aus familiären Gründen. Schließlich sind die Royals durch Familienbande eng mit den Deutschen verflochten.
Drei Themen stehen aus seiner Sicht im Mittelpunkt des Besuches. Die Geschichte und die gemeinsamen Wurzeln, verkörpert durch die königliche Familie, nehmen einen gewichtigen Platz ein. Er hat oft beobachtet, wie viel Begeisterung die britischen Royals bei den Deutschen auslösen. Ganz wichtig sei auch das Thema Nachhaltigkeit, nicht nur weil es dem Prinzen von Wales so sehr am Herzen liege, sondern auch, weil es wichtig ist für Politik und Gesellschaft in beiden Ländern, zumal auch der Klimaschutz dazu zähle. Und schließlich geht es um die Themen Integration und Inklusion.
Einen praktischen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit leistet Sir Sebastian Wood selbst bei seiner Party. „Die Lebensmittel für die Speisen kommen alle aus der Region.“ Er überlegt sogar, die Gin Tonics mit deutschem Gin mixen zu lassen. Eine Flasche davon hat er sowieso in seiner Residenz stehen. Auf dem Programm stehen vor der Party Gespräche mit dem Bundespräsidenten und der Kanzlerin.
Besuch beim Bundespräsidenten und bei der Kanzlerin
Nach Berlin fährt das Paar nach Leipzig, wo es am 8. Mai um 13.30 Uhr am Alten Rathaus zu sehen sein wird. Am 9. Mai präsentieren sie sich um 14.15 Uhr in München auf dem Max-Joseph-Platz. In Berlin wollen die beiden sich die Barenboim-Said-Akademie anschauen und am Luftbrückendenkmal aus Anlass des 70. Jahrestages einen Kranz niederlegen. Als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Prinz Charles im November letzten Jahres in seiner Residenz Highgrove House getroffen hat, ging es um die Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs. Die Herzogin von Cornwall will den Besuch auch nutzen, um Opfern häuslicher Gewalt mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Botschafter wünscht sich, „dass die Deutschen auch diesen Besuch genießen, wie die Besuche vor zwei und vor vier Jahren“.
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