William und Kate in Deutschland: Berlin Royal
Der britische Prinz William und seine Frau Kate sind in Berlin gelandet. Auf dem Programm stehen Treffen mit Merkel und Steinmeier sowie eine Begegnung mit jungen Kreativen.
Glanzvoller kann eine Hochzeit kaum sein. Als Catherine Elizabeth Middleton Prinz William von Großbritannien und Nordirland am 29. April 2011 in Westminster Abbey das Jawort gab, saßen zwei Milliarden Menschen weltweit vor den Fernsehern. Märchen-Accessoires wie Tiara und Kutsche halten die Faszination an Königsgeschichten wach. Davon leben die Monarchien auch heute noch, besonders „die Firma“ in Großbritannien.
Wenn Prinz William und Herzogin Kate mit ihren Kindern, dem noch dreijährigen George und der zweijährigen Charlotte, am 19. Juli zu ihrem ersten offiziellen Besuch nach Deutschland kommen, wird das Interesse groß sein. Dass sie drei Tage bleiben, gibt dem Besuch ein besonderes Gewicht.
Als Sohn von Thronfolger Prinz Charles und der 1997 von Paparazzi verfolgten, bei einem Unfall verstorbenen Prinzessin Diana kam William 1982 in London zur Welt. Schon früh erlebte er die zerrüttete Ehe der Eltern, die sich trennten, als er zehn Jahre alt war. Catherine, die erste Bürgerliche seit 350 Jahren in der Königlichen Familie, kam im Januar 1982 als älteste Tochter des Millionärs Michael Middleton und seiner Frau Carole zur Welt, deren Vorfahren arme Bergleute waren. Die beiden lernten sich beim Studium im schottischen St. Andrew’s kennen, wurden 2002 ein Paar. Fünf Jahre später trennten sie sich für einige Monate. Beobachter nahmen an, dass daran auch Mediendruck schuld war, der Prinz William nach dem Rummel um seine Mutter Diana, die „Königin der Herzen“, besonders nervt.
In der Familie seiner Frau fand der Prinz die Geborgenheit, die ihm das Elternhaus nicht geben konnte, das ganz normale Leben, das schon seine geliebte Mutter ihm als Alternative zum eingeengten Leben bei Hofe ermöglichen wollte. In Großbritannien ist Prinz William äußerst populär. Obwohl viel darüber spekuliert wird, dass er seiner Großmutter Elizabeth II. direkt auf den Thron folgen wird, da sein Vater Prince Charles schon zu alt dafür sein könnte, verzichtete er zunächst auf den Titel „Königliche Hoheit“ und trug dazu bei, dass die Monarchie wieder populärer wurde.
Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Geografie absolvierte er bei der Royal Air Force eine Ausbildung zum Militärflieger, arbeitete später als Rettungspilot. Inzwischen widmet er sich repräsentativen Aufgaben für das Königshaus, darunter Reisen in den Commonwealth. Die Frau an seiner Seite ist schön und wirkt natürlich. Die Kleider, die sie trägt, sind oft genug am nächsten Tag ausverkauft. Schon vor der Hochzeit, vor allem während der kurzen Trennungsphase, hat sie durch diplomatisches Geschick und das richtige Auftreten bewiesen, dass sie das Zeug zur Prinzessin hat, obwohl sie diesen Titel nicht trägt.
Mit Kate und William bekommt die junge britische Generation ein modernen Anstrich
Für den britischen Botschafter Sir Sebastian Wood ist der Besuch der Royals „eine gute Möglichkeit, die Vielfalt und Tiefe der bilateralen Beziehungen zu feiern“. Damit kann viel gemeint sein, vor allem aber wohl, dass es gut ist, diese Bande in der jungen Generation zu stärken, die ja eh so proeuropäisch ist wie jener der europäischen Flagge von fern ähnelnde Hut, den die Queen kürzlich zur Parlamentseröffnung trug. Mit Kate und William bekommt die junge britische Generation ein weltoffenes, modernes, gleichzeitig glamouröses und bodenständiges Gesicht. Auf dem Besuchsprogramm steht unter anderem eine Begegnung mit jungen Kreativen in Berlin.
Der erste offizielle Besuch in Deutschland kann natürlich kein Staatsbesuch sein, William ist ja noch kein König. Welches Gewicht er hat als Repräsentant seiner Großmutter, der Queen, lässt sich aber am Besuchsprogramm leicht ablesen. Darauf stehen Begegnungen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender, außerdem trifft er Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Kanzlerin empfängt William und Kate zum Essen im Kanzleramt.
Mittags um halb eins will Merkel den Queen-Enkel begrüßen, wie Regierungssprecher Steffen Seibert mitteilte. Beim Essen wollen sich die drei demnach über „bilaterale, europapolitische und globale Themen sowie über Fragen des ehrenamtlichen Engagements“ austauschen – also wohl auch über den EU-Austritt der Briten, über den in Brüssel gerade verhandelt wird. Öffentlich ist das Treffen nicht. William wird zudem in der Residenz des Botschafters eine Rede halten. Da das Thema seelische Gesundheit ihm am Herzen liegt, wird er auch Teresa Enke treffen, die Vorsitzende der Robert-Enke-Stiftung, die an den früheren Nationaltorwart erinnert, der sich das Leben nahm. Manche Beobachter führen diesen neuen Schwerpunkt darauf zurück, dass der Unfalltod der Mutter sich im August zum 20. Mal jährt.
Der Gang durchs Brandenburger Tor ist fast obligatorisch für Besucher dieser Rangordnung. Den zweiten Besuchstag verbringen der Herzog und die Herzogin von Cambridge in Heidelberg, der Partnerstadt von Cambridge. Sie besuchen das Deutsche Krebsforschungszentrum, treffen Bürger auf dem Marktplatz und verfolgen ein Ruderbootrennen auf dem Neckar. Prinz William gilt als sehr sportlich, spielt Wasserball, Tennis und Rugby, fährt Ski und schwimmt gern.
An ihrem letzten Besuchstag geht es nach Hamburg. Unter anderem erleben sie dort mit dem Ersten Bürgermeister Olaf Scholz in der Elbphilharmonie ein interaktives Konzert der Hamburger Symphoniker für Kinder und treffen Auszubildende bei Airbus. Von dort aus geht es direkt zurück nach Hause.
Höchste Zeit dann auch, denn am 22. Juli feiert der kleine Prinz George seinen vierten Geburtstag. Wenn einer weiß, wie das richtig geht, ist es Mama Kate, die vor ihrer Hochzeit im Unternehmen ihrer Eltern eine Marke für perfekte Kindergeburtstage aufbaute.
Der Fernsehsender Phoenix überträgt am Mittwoch ab 16.30 Uhr live.