Elizabeth auf Staatsbesuch: So feiert die Queen in Berlin Geburtstag
50 Liter Gin-Likör stehen schon bereit: Die Queen kommt nach Berlin, und natürlich ist das Programm schon bis ins kleinste Detail durchgeplant.
Wenn die Königin von England in der kommenden Woche zum Staatsbesuch kommt, kann sie nicht vom rechten Weg abkommen. Schon jetzt sind viele Schritte exakt vorgezeichnet. Das ist durchaus üblich bei Staatsbesuchen, die bis ins Detail geplant sind.
Für eine der begehrtesten Einladungen der kommenden Woche ist der britische Botschafter Sir Simon McDonald zuständig, der am Donnerstag schon mal über Einzelheiten der diesjährigen Queen’s Birthday Party informierte. Jedes Jahr im Juni wird der Geburtstag der Queen, der eigentlich am 21. April ist, in der Botschaft nachgefeiert, weil da das Wetter in der Regel besser ist.
Die Residenz des Botschafters in der Höhmannstraße in Grunewald kennt die Queen von ihrem Staatsbesuch 1992 schon richtig gut. Damals hat sie dort gleich mehrere Tage übernachtet. Residenz Manager Ralf Müller kann sich noch gut erinnern. Auch wenn die Queen nicht gerne Sonderwünsche äußert, bedeutet ihre reine Anwesenheit doch immer auch einen Ausnahmezustand.Bei ihrem letzten Besuch 2004 ist sie freilich im Hotel Adlon abgestiegen. Und dort wird sie auch diesmal übernachten.
Sie übernachtet im Adlon
Die Vorbereitungen für die Gartenparty also laufen schon auf Hochtouren. Die Frau des Botschafters, Lady Olivia McDonald, will ein Kleid von Mulberry tragen und einen Pillbox-Hut von Fiona Bennett. Den musste sie bei einem Pressetermin in der Residenz am Donnersag schon mal in die Kameras halten.
Die Einladungen sind längst raus: „On the occasion of the State Visit to the Federal Republic of Germany of Her Majesty Queen Elizabeth II. and His Royal Highness The Duke of Edinburgh the British Ambassador is commanded by The Queen to invite...“. so lautet der Text auf den Karten.
Bei der Party sind weniger Gäste als sonst - bessere Chancen, die Queen kennen zu lernen
Die Queen wolle mit möglichst vielen Gästen sprechen, hieß es in der Einladung weiter. Allerdings wird die Party für sie etwas luftiger gestaltet. Statt wie sonst oft 1000 Gäste, werden diesmal nur etwa 600 erwartet. Für die Queen wir ein graubrauner Teppich in der Farbe eines Kieswegs auf dem Rasen ausgelegt. Wer in der Nähe steht, wird wohl gute Chancen haben, ihr vorgestellt zu werden.
Die Queen’s Birthday Party übernimmt in diesem Jahr die Rolle des im Organisationsjargon so genannten „Gegenempfangs“, der bei Staatsbesuchen immer üblich ist. In den Worten der Botschaft ist es „die Veranstaltung, mit der die Gastfreundschaft des Bundespräsidenten während des Staatsbesuchs erwidert wird“. Geladen sind Mitglieder der Bundesregierung und der Länderregierungen, Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft und außerdem noch Repräsentanten der britischen Gemeinde, darunter auch eine Gruppe von jungen Leuten der UK-German Connection. Die wurde beim letzten Staatsbesuch der Queen 2004 ins Leben gerufen , um Begegnungen zwischen jungen Menschen zu fördern, zum Beispiel über Schulprojekte, Stipendien, Reisen und Sprachassistenzen. In Partnerschaft mit dem FC Arsenal London und dem Goethe-Institut wurde auch ein Club gegründet, der Fußball mit Fremdsprachenunterricht verbindet.
Die Queen, die im April 89 Jahre alt geworden ist, und der 93-jährige Prinz Philip werden in der Residenz zusammen mit dem Botschafter Sir Simon McDonald und Lady Olivia McDonald die Ankunft von Bundespräsident Joachim Gauck und Daniela Schadt erwarten. In der Bibliothek der Residenz werden ihr dann erstmal die anwesenden Ministerpräsidenten vorgestellt. Sobald die Queen den Garten erreicht, erklingt eine Fanfare. Sie nimmt ihren Weg im Uhrzeigersinn mit dem Botschafter und wird unter anderem die Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche treffen, die ihr einen Ziegelstein zeigen wird, der beim Wiederaufbau der Garnisonskirche in Potsdam verwendet werden soll. Die Kirche wurde im Krieg durch englische Bomben beschädigt und später von der DDR gesprengt. Als Teenager hat die Königin auch die deutschen Bombenangriffe auf England erlebt. Prinz Philip und Daniela Schadt gehen mit Lady Olivia McDonald derweil gegen den Uhrzeigersinn und treffen ebenfalls Mitglieder des Kabinetts und hohe Repräsentanten der Bundeswehr.
Zwei Nationalhymnen und 50 Liter Gin
Ist der Rundgang beendet, begibt sich die Königin auf den Balkon. Ein Trompetensignal verkündet ihre Ankunft. Dann folgt das Ritual, das fast jedes Jahr in diesem Garten zelebriert wird, nur diesmal, durch die Anwesenheit des Geburtstagskindes geadelt, einen anderen Stellenwert erhält. Nach einer kurzen Ansprache des Botschafters wird erst die deutsche Nationalhymne gesungen und ein Toast auf den Bundespräsidenten ausgesprochen: „The President“. Danach singen alle die britsche Nationalhymne „God save our gracious Queen! Long live our noble Queen!...“ und sprechen gemeinsam den Toast auf die Königin. Die Texte beider Hymnen liegen auch den Einladungen bei.
Zu trinken gibt es einen Wein, den die Queen bereits von früheren Besuchen kennt: Hochheimer Königin Victoriaberg von einem Weinberg, den ihre Ururgrossmutter Queen Victoria 1845 besuchte. Diesen Wein, wenn auch natürlich nicht den gleichen Jahrgang, ließ sie bereits von 11 Jahren bei ihrem Benefizkonzert für die Dresdner Frauenkirche in der Philharmonie servieren. Botschaftskoch Robert Burgmeier hat das Rezept fürs "Coronation Chicken" verfeinert und modernisiert. Das wurde in der Botschaft zum Beispiel zu den Berliner Feiern aus Anlass des goldenen und des diamantenen Thronjubiläums in den Jahren 2002 und 2012 serviert. Das Rezept für Hühnchen mit Curry-Mayonnaise wurde zur Krönungsfeier 1953 entwickelt. In der neuen Berliner Variante wird es mit Gemüse und Kräutern verfeinert.
Rund 50 Liter des Gin-Likörs sind schon gelagert
Es gibt außerdem Erdbeeren mit Sahne wie in Ascot, und natürlich das britische Lieblingsgetränk Pimm's, ein Gin-Likör, den Residenzmanager Ralf Müller mit Würfeln aus Äpfeln, Orangen, Erdbeeren, Gurken, frischer Minze und Eiswürfeln anreichert und mit Ginger Ale aufgießt. Rund 50 Liter hat er schon gelagert. Und weil dies ein sehr besonderer Anlass ist, bekommen die Gäste englischen Champagner zu trinken, „Nyetimber“.
Extra für diesen Besuch hat Butler Mario Calvelo das Tafelsilber der Residenz mit Hagerty Silver Polish auf Hochglanz gebracht. Die Initialen der Queen, E II. R für Elizabeth Regina, sind in jedem einzelnen Teil eingraviert.Serviert werden unter anderem Mini-Scones mit Rahm und Erdbeermarmelade, außerdem Fish & Chips in Zeitungtütchen und „Digestive Biscuits Cake“ nach einem alten Familienrezept der Frau des Botschafters. Anders als in früheren Jahren gibt es aber keine Geburtstagstorte, ein Zugeständnis an die Logistik, die in Anwesenheit der Queen komplizierter ist, als in sonstigen Jahren. Nicht eingeladen ist Haushund Chekov. Zu groß die Gefahr, dass er alles durcheinander bringt. Nun hoffen alle, dass er in seinem Exil nicht laut jault, die Queen hat schließlich ein großes Herz für Hunde, bringt aber ihre Corgies auch nicht mit.
Die Queen hat ihren Besuch in Berlin sogar verlängert
Auch einen Schlechtwetter-Plan hat der Residenzmanager vorbereitet, vorsichtshalber werden an beiden Enden des Gartens Zelte aufgestellt. Die Blumendekoration wird dominiert von gelben Rosen, den Lieblingsblumen der Königin.
Das Gastgeschenk der Königin für den Bundespräsidenten ist ebenfalls schon vorbereitet: Eine Erstausgabe der „Briefe eines Verstorbenen“ von Fürst Hermann von Pückler-Muskau, die ein Buchbinder in Windsor Castle restauriert hat.
Als die Queen den Botschafter im Dezember in Windsor Castle zum Ritter schlug, hatte er zusammen mit seiner Frau und den vier Kindern bereits Gelegenheit zu einem kleinen Vorbereitungsgespräch. Nach zwei Stunden ist alles vorbei. Aber wer dabei war, hat dann Gesprächsstoff für sein Leben lang. Botschafter Simon McDonald jedenfalls freut sich über das große Interesse an diesem Besuch. Über mütig macht ihn das nicht. Seine Rede werde nur zwei Minuten dauern, hat er versprochen. Die Queen freut sich offenbar auch auf Berlin. Als ihr die Vorschläge fürs Programm unterbreitet wurden, hat sie sich spontan entschieden, schon am Dienstag zu kommen, statt wie ursprünglich erst am Mittwoch. Das freute den Botschafter: „Sie will alles davon erleben.“