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Der Sänger der "Puhdys", Dieter "Maschine" Birr.
© dpa/dpaweb

Wirklich letztes Konzert in Berlin: Die Puhdys verabschieden sich aus der Wuhlheide

Die Puhdys spielen am Sonnabend "zum letzten Mal" in der Wuhlheide. Unser Autor freut sich schon auf das Konzert - aber glaubt ihnen kein Wort.

Alt wie ein Baum möchten sie werden. Wer will das nicht? Ihr knorriges Äußeres verrät, dass die Puhdys auf dem besten Wege zur deutschen Eiche sind. Die Jahresringe stehen ihnen gut zu Gesicht, und ihre raubeinigen Stimmen haben sich der Rockerrente angepasst. Heute Abend bespielt die Band „zum letzten Mal“ die Wuhlheide, Großväter und Omas kommen mit Kindern und Enkeln, damit die Sippe Bescheid weiß, wie damals, als Opa 16 war, die wilden Jahre abgingen.

Bis ans Ende der Welt wollten sie durchs Leben spazieren (und kamen nicht mal durchs Brandenburger Tor), wenn Träume sterben, sagt eine innere Stimme: Geh zu ihr!, denn vorn ist das Licht. Und Helden geben nie auf.

Helden sind die fünf allemal. Seit 46 Jahren im Geschäft. Schon zu DDR-Zeiten gefragt und reich, mit einem Nationalpreis gesegnet. Bis zur Wende wurden 20 Millionen Tonträger verkauft, der Wettbewerb mit anderen Rockgruppen wie Karat, Silly, City etc. war für alle sehr fruchtbar, schon 1981 durften sie rübermachen und in der Waldbühne singen – im Westen waren sie mittlerweile bekannt, und da die Puhdys immer wieder brav nach Hause kamen, sollten sie der Welt zeigen, dass die DDR noch etwas mehr als das „Rennsteiglied“ zu bieten hatte.

Die können gar nicht aufhören

Ihr Rockerleben zwischen Sommerfesten und Freilichtbühnen, Theatern und Clubs quer durch Deutschland ist irgendwie schwer vorstellbar: immer auf Achse, jede Nacht in fremden Betten und weit weg vom heimatlichen Wassergrundstück an der Spree, mit ungebrochener Lust am Spiel und voller Dankbarkeit für ein treues Publikum, das von sonstwo her kommt, um den Jungs noch einmal zuzuhören und in Erinnerungen zu schwelgen.

Beim Abschied vor einer Woche an der Alster wurden sie nicht nur, wie überall, gefeiert, sondern punkteten auch noch mit dem Berliner Lokalsong „Hey, wir wolln die Eisbärn seh’n“ – und die Hamburger schrien kräftig mit. Übrigens haben sie auch für Hansa Rostock die Vereinshymne komponiert („FC Hansa, wir lieben dich total“), für Paderborn und für Eisern Union! Die erklingt vor dem Spiel, aber die Nr. 1 an der Alten Försterei ist und bleibt Nina Hagens Rockballade als Adrenalinstoß für Spieler und Fans.

Die Puhdys hatten schon mehrere Abschiedstourneen, immer war es das letzte Mal. Wir glauben ihnen nicht. Die können gar nicht aufhören. Sie wollen doch nur spielen. Und ihre Fans singen: Hey, wir woll’n die Puhdys hör’n ...

Lothar Heinke

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