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Abgeräumt. Vier Oscars für das „Grand Hotel Budapest“ – nicht nur in Hollywood, auch im Studio Babelsberg, wo Wes Andersons Film entstand, wurde gefeiert – vorneweg Construction Manager Marco Preßler, dahinter der „Leiter Oberfläche“ Robert Krüger.
© Manfred Thomas

Goldregen für Babelsberg: Die Oscar-Gewinner feiern ihren Sieg

„Grand Budapest Hotel“ holte vier Oscars, darunter fürs Szenenbild. Ohne Leute wie Kulissenbauer Marco Preßler hätte es gar nichts gegeben. Ein Blick hinter die Kulissen.

Es geht doch nichts über einen wohlsortierten Requisitenfundus. Eckhard Wolf, im Studio Babelsberg zuständig für diese Zutaten zum schönen Schein des Filmgeschäfts, musste am Montag nicht lange suchen, bis er die passende Dekoration für die firmeneigene Feier der frohen Botschaft aus Hollywood in Händen hielt: ein mannshoher Oscar, das gebührende Gegenstück der vier kleineren Gesellen, die in der Nacht zuvor den vom Studio Babelsberg koproduzierten Film „Grand Budapest Hotel“ zuteil geworden waren: ein Goldjunge fürs Beste Szenenbild (Adam Stockhausen), einer fürs Make-up (Frances Hannon, Mark Coulier), fürs Kostümbild (Milena Canonero) und die Filmmusik (Alexandre Desplat).

2014 gab es den Silbernen Bären

Da hagelte es gestern erstmal Glückwünsche, vom Medienboard Berlin-Brandenburg, dessen Geschäftsführerin Kirsten Niehuus „Wes Anderson und dem gesamten Team“ gratulierte, von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD), die die Filmregion hochleben ließen, und auch von der Berlinale, deren Programm 2014 von „Grand Budapest Hotel“ eröffnet worden war. Damals hatte es bereits einen Silbernen Bären gegeben, der sich neben den Oscars und den anderen bereits eingesackten Trophäen sicher gut macht.

Für einen wie Marco Preßler ein irgendwie absehbarer Triumph. Der 42-Jährige ist in Babelsberg Construction Manager, bei „Grand Budapest Hotel“ zuständig für den Kulissenbau, der Mittler zwischen Szenenbildner Stockhausen und den Handwerkern, die dann beispielsweise in Görlitz, dem Hauptdrehort des Films, ein altes Kaufhaus in das etwas angestaubte Luxushotel umzuwandeln hatten.

Die Zeremonie in Hollywood? Preßler hat sie sich im Fernsehen angesehen, jedenfalls anfangs, ist dann aber doch schlafen gegangen. Die frohe Botschaft erfuhr er morgens über Videotext. Nachdem er die Konkurrenz in der Kategorie „Szenenbild“ gesehen hatte, war er sich schon sicher: Das klappt. Hat es ja auch.

100 Handwerker halfen mit

Preßler ist gelernter Babelsberger, im wahrsten Sinne des Wortes. Zwischen 1988 und 1990, noch bei der Defa, hatte er dort Tischler und Dekorationsbauer gelernt, sich später in Veranstaltungstechnik weitergebildet, Er packt auch bei kleineren deutschen Filmen ganz gern mit an. Bei Riesenprojekten wie „Grand Budapest Hotel“ gehe das aber nicht mehr. Da hatte er eine Handwerkertruppe von 100 Leuten zu organisieren, eine Hälfte in Babelsberg, mit der Vorproduktion von Kulissenteilen befasst, die andere am Drehort zur Endmontage. Ein halbes Jahr hat er dort gewohnt, konnte nur alle zwei Wochen mal nach Hause zu seiner Frau und den beiden Kindern.

Mit Stockhausen, der sich schon nach der Auszeichnung seiner Arbeit bei den britischen Bafta-Awards per Mail „all my thanks and affection to the whole team at Babelsberg“ übermittelt hatte, sei er immer gut klar gekommen, erzählt Preßler, zuerst bei „Grand Budapest Hotel“, dann vor einigen Monaten bei dem Spielberg-Projekt „St. James Place“ mit dem Agententausch an der Glienicker Brücke als Höhepunkt.

Ein Hotelumbau in nur drei Tagen

Stockhausen habe erste Ideen skizziert, er selbst dann errechnet, was das wohl kosten würde, dann sei das Budget festgelegt worden. Anschließend ging es weiter zu den Konstruktionszeichnern, schließlich waren die Kulissenbauer dran. Eine Arbeit, die oft im Akkordtempo ablaufen musste: Weil die Schauspieler teilweise nur kurz zur Verfügung standen, war beispielsweise das Hotelinnere aus dem Stil der sechziger Jahre in nur drei Tagen in den der Dreißiger rückzuverwandeln.

Die kniffligsten Situationen beim Kulissenbau? Für Preßler immer dann, wenn er etwa in einem Museum arbeiten muss oder wie diesmal in einem Schloss in Zwickau. Einem Ort, an dem man auf keinen Fall Spuren hinterlassen darf, wo man mit dem ganzen Filmgerätschaften eigentlich gar nicht sein darf angesichts der kostbaren Schaustücke und Interieurs – eine ganz sensible Situation. Ist aber immer gut gegangen. Selbst als Preßler, bei Tom Cruises Stauffenberg-Film das Set in der Gedenkstätte im Bendlerblock nach einer Panne mit dem Filmnegativ ein zweites Mal aufbauen musste.

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