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Kleines Tierchen mit viel Macht: die Kreuzkröte.
© Imago

Froschlurch muss umgesiedelt werden: Die kleine Kröte, die das Bauprojekt am Pankower Tor ausbremst

Das Bauvorhaben am Pankower Tor wird sich zeitlich verzögern. Erst muss der Froschlurch nach Brandenburg umziehen.

Es ist ein Kreuz mit der Bufo calamita. Die Kreuzkröte, gut zu erkennen an ihrem weißlich-gelben Streifen auf dem Rücken, führte schon mehrfach zu Streit im Berliner Senat. Beim Stichwort „Kreuzkröte“ zieht der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) regelmäßig ein grimmiges Gesicht auf.

Dieser Froschlurch, der nicht hüpft, sondern mit seinen Hinterbeinen wie eine Maus läuft, wird den Zeitplan für das Bauvorhaben am Pankower Tor noch einmal mächtig durcheinanderbringen. Erst Ende 2021, so war im Senat zu hören, sei überhaupt mit einer Umsiedlung der streng geschützten Krötenpopulation von dem 34 Hektar großen Areal in ein Ausweichquartier nach Brandenburg zu rechnen. Der Baubeginn am Pankower Tor ist wohl nicht vor 2025 realistisch.

Mindestens dreimal wurde im Senat schon das Thema Pankower Tor unter dem Punkt Verschiedenes aufgerufen. Müller ließ sich am vergangenen Dienstag von Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne) über den Stand der Krötenproblematik informieren.

Günther verwies auf die Gesetzeslage, die eingehalten werden müsse. Da habe sich dann „Resignation“ im Senat breitgemacht, erzählte ein Teilnehmer. Dass auf der Brache des ehemaligen Güterbahnhofs Pankow Kreuzkröten zu Hause sind, weiß man nämlich nicht erst seit gestern, sondern seit mindestens drei Jahren.

Nach über zehn Jahren Streit gab es im Februar dieses Jahres eine Einigung zwischen dem Land, dem Bezirk Pankow und dem Investor. Möbelunternehmer Kurt Krieger will dort 2000 Wohnungen bauen, davon 30 Prozent mit geförderten Mieten. Hinzu kommen zwei Kitas, Geschäfte und ein Möbelmarkt im Bereich der Prenzlauer Promenade.

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Der Bezirk hat noch im März kurz vor dem Corona-Lockdown einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan verabschiedet. Seitdem ist nicht viel an weiteren Planungen gelaufen.

Auch ohne die Kreuzkröte gibt es Diskussionsbedarf über die Verkehrsführung auf dem Gelände, über das ein Ast des Radschnellwegs „Panke Trail“ führen soll. Eine neue Straßenbahntrasse soll bis nach Weißensee führen. Auch ein Tunnel für Fußgänger und Radfahrer sowie ein Fahrradparkhaus sind geplant.

Zwei Schulbauten sind strittig

Ein weiterer strittiger Punkt ist der Bau von zwei Schulen. Eine dreizügige Grundschule mit 460 Plätzen ist auf dem Hauptteil des Geländes geplant. Eine Gemeinschaftsschule mit 1200 Plätzen soll dort ebenfalls errichtet werden.

Aber: An dem geplanten Standort im Nordosten stehen drei denkmalgeschützte Bahngebäude, über die seit Jahren vor Gericht gestritten wird. Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) geht davon aus, dass die Denkmale stehen bleiben müssen.

So sah die Fläche, die Kurt Krieger bebauen will, im Jahr 2014 aus der Luft aus.
So sah die Fläche, die Kurt Krieger bebauen will, im Jahr 2014 aus der Luft aus.
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Sicher ist, dass der Rundlokschuppen für sieben Millionen Euro von Krieger saniert wird. Was mit einem Halbrundschuppen und einem Wirtschaftsgebäude passieren soll, ist noch unklar.

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Bevor sich jedoch ein einziger Baukran auf dem Gelände bewegt, muss die Kreuzkröte weg. Die Senatsumweltverwaltung weist auf Anfrage auf die Gesetzeslage hin. Die Kreuzkröte ist nach der FFH-Richtlinie europaweit geschützt und „streng geschützt“ nach Bundesnaturschutzgesetz.

Streng geschützte Arten dürfen laut Bundesrecht „weder gefangen noch verletzt noch getötet werden“. Der Investor müsse dafür sorgen, dass diese Population „so vollständig wie möglich durch kompensatorische Maßnahmen gerettet werden kann“, betont ein Sprecher.

Investor Krieger habe Gutachten anfertigen lassen, „wie für die Population der Kreuzkröte eine positive Entwicklungsperspektive aufgezeigt werden kann“. Vorgesehen sei die Umsiedlung auf eine Brandenburger Ersatzfläche, so ein entsprechender Antrag vorliegt. Artenschutzrechtliche Fragen würden im Zusammenhang mit dem konkreten Bebauungsplanverfahren „bearbeitet und gelöst“. Das hört sich wahrlich nicht nach einer schnellen Lösung an.

Ausnahmegenehmigungen bei großem öffentlichen Interesse

Bei zwingenden Gründen des öffentlichen Interesses könne es Ausnahmegenehmigungen geben, so die Verwaltung. So ein Antrag müsse erst vorliegen und werde dann geprüft. Der Investor habe sich jedoch entschieden, das Werkstattverfahren für das Pankower Tor nicht zu beginnen, bevor das Krötenthema nicht geklärt sei.

Die Umweltverwaltung betont, dass nicht sie die Planungen für das Pankower Tor verzögere. Sie wolle Wege aufzeigen, „die das gesamtstädtische Interesse ebenso im Blick haben wie das Bundesrecht zum Artenschutz“.

Allen Unkenrufen zum Trotz: Ohne Umzug der Kreuzkröten wird es in Pankow wohl kein Stadtquartier geben. Ein Politiker, der mit dem Projekt befasst ist, sagt genervt: „Der Kröte ist es egal, ob sie in Berlin oder Brandenburg quakt.“

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