Polizei rettet Tiere vom Autohof: Die Kamerunschafe des Remmo-Clans
Sie könnten als Ramadan-Festmahl der berüchtigten Großfamilie gedacht gewesen sein: Doch die Polizei nahm die vier Kamerunschafe mit – wegen Tierquälerei.
Die besondere Note ist bei Kennern beliebt. „Das Fleisch der Kamerunschafe ist ein äußerst zartes und delikates Fleisch ohne den gefürchteten Hammelgeschmack“, schreibt ein Anbieter aus Thüringen. Vier solcher Schafe haben sich auch Mitglieder der berüchtigten deutsch-arabischen Großfamilie Remmo am vergangenen Wochenende angeschafft. Doch dann war der Clan die Tiere gleich wieder los – die Polizei ist wegen Tierschutzverstößen eingeschritten, wie eine Sprecherin am Mittwoch bestätigte.
Am Samstagabend hatten Zeugen gegen 22 Uhr beobachtet, wie vor einem Autohaus in der Straße Alt-Buckow in Neukölln ein Wagen vorfuhr. Aus dem Kofferraum des Audi wurden die vier mit Kabelbindern gefesselten Tiere geholt und auf das Gelände geworfen. Zuerst hatten "Bild" und „B.Z.“ darüber berichtet.
Zunächst sollen die Männer die Tiere von den Kabelbindern befreit und sie nachts auf dem Gelände zurückgelassen haben. Eines der Tiere habe sich sogar befreien können, sei aber wieder eingefangen worden, hieß es. Zudem hätten junge Leute und Kinder die Schafe über den Hof gejagt. Zeugen alarmierten deshalb am Sonntag die Polizei.
Als die Beamten anrückten, waren die Tiere wieder an Vorder- und Hinterläufen mit Kabelbindern fixiert, sie hatten nur Wasser bekommen, aber kein Futter gehabt – und stand nicht artgerecht auf Stroh, sondern auf Kies und Splitt. Von Amts wegen schritten die Beamten ein, nahmen die Tiere mit und übergaben sie einem Züchter. Es seien Ermittlungen gegen Unbekannt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz – Gefährdung des Tierwohls – eingeleitet worden, sagte die Sprecherin.
Bezirksamt: Schafe auf dem Autohof gehen gar nicht
Auch das Veterinäramt des Bezirks Neukölln wurde über den Vorfall informiert. Die Mitarbeiter überprüften, ob die Schafe auf dem Autohof artgerecht gehalten werden können und ob die Polizei richtig entschieden hat. Das Ergebnis: Schafe auf dem Autohof gehen gar nicht.
Ein Mitglied der Großfamilie Remmo meldete sich nach Tagesspiegel-Informationen bei der Behörde und wollte die Schafe zurück. Doch das Bezirksamt lehnte ab. Es gibt auch nicht preis, wo sich die Tiere derzeit aufhalten. Der Züchter, der sich um die Schafe kümmert und sie artgerecht hält, soll nicht gefährdet werden.
Die „B.Z.“ fragte auch bei Clan-Chef Issa Remmo nach. Der sagte dem Blatt: „Mir gehört weder ein Autoplatz noch lasse ich einen Autoplatz betreiben. Ich besitze auch keine Schafe und kenne auch niemanden, der Schafe besitzt.“
Der Clan-Chef wohnt gleich nebenan
Zumindest aber könnten auch Issa Remmo die Schafe möglicherweise aufgefallen fallen. Er wohnt nur wenige Minuten Fußweg, nicht einmal 200 Meter entfernt, auf derselben Straßenseite. Erst vor zwei Wochen hatte er Besuch von der Polizei – nachdem aus einer Marzahner Grundschule das Kunstwerk Goldnest gestohlen wurde. Das Gold hat einen Wert von 30.000 Euro, das Kunstwerk war schlecht gesichert.
Die Behörden vermuten, dass die Schafe für das Fest zum Ende des Fastenmonats Ramadan gekauft wurden und geschlachtet werden sollten. Der Ramadan dauert bis Montag, am Dienstag beginnt dann das dreitägige Ramadanfest.
Die Vorfahren des Kamerunschafs sind aus Westafrika nach Europa gelangt. Experten vermuten, das Kamerunschaf könnte als wandelnde Fleischtheke von Handelsschiffen mitgenommen worden sein. Es handelt sich um eine sogenannte Fleischrasse. Der Geschmack erinnert an Wildbret, wie Anbieter erklären. Es enthalte ein günstiges Verhältnis an Omega-3-Fettsäuren und entzündungshemmender Linolsäure.
Weil sie ruhig vor sich hin mampfen, gemütlich, unaufgeregt, sind Kamerunschafe auch in Streichelzoos sehr begehrt. Ein Halter schreibt: „Die von Natur aus etwas scheuen Tiere werden mit viel Geduld anhänglich und auch handzahm“, sie seien anspruchslos und widerstandsfähig.
Aber das Glück, im Streichelzoo alt zu werden, haben die wenigsten Kamerunschafe. Ein Züchter berichtet auf seiner Internetseite: „Die meisten Kamerunschafhalter halten ihre Schafe als Fleischlieferanten. Das Ziel ist die gute Ausbildung wertvoller Fleischpartien an Rücken und Keule.“
Schlachtlämmer im Alter von fünf und acht Monaten würden ausgeschlachtet etwa zehn bis 16 Kilogramm auf die Waage bringen. Und auch ältere Tiere sind etwas für den Grill oder die Bratpfanne: „Der vorzügliche Geschmack geht selbst beim Schlachten von Alttieren nicht verloren“, schreibt der Züchter.