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Wer kennt die Wahrheit? Und wer erzählt sie? Der Maskenmann-Prozess ist einer der merkwürdigeren der vergangenen Jahre.
© dpa

"Maskenmann"-Prozess: Die Ermittlungen sind in die Grütze gefahren

Viele Fragen sind beim "Maskenmann"-Prozess offen - und es werden mit jedem Verhandlungstag mehr. Eine Glosse

Zur Grundausstattung eines TV-Krimis gehört der Oberrat in Schlips und Kragen, der zwar selbst nichts tut, aber die Ermittlungen seiner Kommissare nach Kräften hintertreibt – entweder, weil er ein inkompetenter Trottel ist, weil er bestochen wird, oder weil ihm ein dämlicher Bürgermeister/Senator/Minister im Nacken sitzt, der um jeden Preis einen Täter präsentieren will. Natürlich klären die Kommissare den Fall trotzdem in 90 Minuten auf.

Bei der Suche nach dem „Maskenmann“ vom Storkower See, der dort einen Investmentbanker entführt haben soll, hat es auch nach zweieinhalb Jahren noch kein derartiges Happy End gegeben. Und mit jedem neuen Prozesstag – 47 sind es inzwischen – wird deutlicher, dass das wohl an der inkompetenten Führungsebene lag, an einem ominösen Geflecht von Weisungen, die von irgendwo weit oben kamen.

Die Chefermittler hatten sich auf den heute angeklagten Mann festgelegt - und stehen nun blamiert da, weil diese Anklage zerbröselt wie Knäckebrot. Andere mögliche Tatverdächtige wurden geschont, Widersprüche in der Aussage des Opfers ignoriert, kurz: Die Ermittlungen sind derart in die Grütze gefahren, dass man sich fragt, welcher Grund übler wäre: Dummheit oder Absicht?

Allerdings gehört zum üblichen Krimi-Personal auch ein Staatsanwalt, der die Kommissare mit rechtsstaatlichen Bedenken nervt. Den scheint es hier nicht gegeben zu haben. Denn wie sonst konnte ein solches Konvolut von halbgaren Indizien ohne Beweis überhaupt zur Anklage kommen? Viele Fragen sind offen in Frankfurt (Oder). Und es werden mit jedem Verhandlungstag mehr.

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