Berlin-Schöneberg: Die Bahn plant Omnibusbahnhof am Südkreuz
Der ZOB ist marode, der in Tempelhof gescheitert. Berlin setzt nun auf viele Omnibusbahnhöfe. Fernbusse halten inzwischen fast überall – sogar vor dem Büro des Verkehrssenators.
Seit Jahren wird darüber geredet, werden Sanierungs- und Verschönerungsarbeiten angekündigt. Und es tut sich – nichts. Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) am Messedamm ist immer noch eine Schmuddelstation. In die Jahre gekommen und alles, nur nicht einladend. Auch Pläne, einen weiteren „zentralen“ Busbahnhof zu schaffen, sind nicht verwirklicht worden. Jetzt immerhin scheint es eine Lösung zu geben. Statt auf einen großen Busbahnhof setzen die Busunternehmen zunehmend auf viele kleine Haltestellen – schön verteilt über die Stadt.
MeinFernbus etwa bietet bereits vier Abfahrtsorte in der Region an: neben dem ZOB fahren Busse Haltestellen – je nach Zielort – am Alexanderplatz, am Bahnhof Südkreuz sowie am Flughafen Schönefeld an. Sprecherin Marie Gloystein begründet die dezentrale Strategie: „Vor allem aus dem Ost- und Südteil der Stadt ist der ZOB nur sehr umständlich zu erreichen. Daher freuen sich Passagiere über die Möglichkeit, ihre Fahrt an einer näher gelegenen Haltestelle zu starten.“ Für Touristen, die mit dem Bus nach Berlin fahren, sei vor allem der Halt am Alexanderplatz attraktiv, weil sie direkt nach dem Ausstieg in unmittelbarer Nähe zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten seien. Und der Stopp am Flughafen Schönefeld ermögliche es Flugreisenden aus Städten wie Dresden, ihren Abflug ohne Umstieg in der Berliner Innenstadt zu erreichen.
Auch am Bahnhof Gesundbrunnen sollen Fernbusse halten
Auch BerlinLinienBus, an dem unter anderem die Deutsche Bahn beteiligt ist, lässt Busse in Schönefeld halten. Am Flughafen Tegel warten ebenfalls Busse des Unternehmens auf Fahrgäste nach Dresden. Weitere Haltestellen – auch von anderen Unternehmen – gibt es nach Angaben der Senatsverkehrsverwaltung derzeit am Hauptbahnhof, am Ostbahnhof sowie am U-Bahnhof Alt-Tegel. In Arbeit befinde sich ein weiterer Antrag für einen Stopp am Bahnhof Gesundbrunnen.
Ein Antrag auf eine Haltestelle am Straßenrand kann seit der Freigabe des Fernbusverkehrs 2013 nur noch ausnahmsweise versagt werden – etwa wenn die Verkehrssicherheit nicht gewährleistet ist oder wenn der Zustand der Straße ein Befahren mit schweren Fahrzeugen nicht zulässt. Auch an Haltestellen der BVG dürfen Fernbusse nicht stoppen. Zudem muss ausreichend Platz für wartende Fahrgäste und deren Gepäck vorhanden sein. Wartehallen sind nicht vorgeschrieben.
1500 Busse pro Woche: Von Südkreuz nach Dresden
Am Bahnhof Südkreuz hat die Bahn aber eine kleine Wartehalle auf dem Hildegard-Knef-Platz aufgestellt. Neben dem eigenen BerlinLinienBus fahren hier auch MeinFernbus sowie Flixbus. Rennstrecke ist hier die Verbindung nach Dresden, auf der die Busse die Züge der Bahn abgehängt haben. Mit einer Fahrzeit von knapp zwei Stunden sind die Fernzüge zwar etwa 45 Minuten schneller als die Busse, dafür kostet die Normalfahrkarte für die einfache Fahrt 40 Euro. Ein Platz im Bus ist bereits ab 5 Euro zu haben.
Die Bahn pflegt und reinigt die Haltestelle und kassiert dafür von den Unternehmen Gebühren. Pro Woche will sie einmal am Südkreuz bis zu 1500 Busse abfahren lassen. Am ZOB sind es gut doppelt so viel. Betrieben wird diese Anlage von der Internationalen Omnibusbahnhof-Betreibergesellschaft, einem Tochterunternehmen der BVG. Aber auch die Deutsche Bahn hat sich bereits als Betreiber ins Gespräch gebracht – nach einer Ausschreibung. Weitere Standorte in der Stadt seien geplant, sagte der Sprecher des Bereichs Personenbahnhöfe, Kai-Henning Wagner. In der Senatsverkehrsverwaltung wolle man die weitere Entwicklung abwarten, sagte Sprecherin Daniela Augenstein. Pläne für einen weiteren ZOB würden derzeit nicht forciert. Auch die Überlegung, auf dem Tempelhofer Feld einen Busbahnhof zu etablieren, war schon vor dem erfolgreichen Volksentscheid zur Nichtbebauung nur noch halbherzig verfolgt worden. Immer wieder taucht auch der Ostbahnhof als Standort für eine zentrale Anlage auf. Doch dort fehlt der Autobahnanschluss, mit dem der ZOB am Messedamm punktet. Ziel sei es weiter, Fernbuslinien am ZOB zu bündeln, der deshalb attraktiver werden solle, heißt es in der Senatsverkehrsverwaltung.
Für 3,2 Millionen Euro soll er aufgefrischt und die Kapazität erhöht werden. Aktuell versprochen für dieses Jahr. Der Reiseveranstalter Holiday Reisen hat eine andere Strategie: Im neuen Katalog heißt es: „Die Zustiegsstelle ZOB am Funkturm hat sich in unsere neue Abfahrtsstelle Fehrbelliner Platz geändert.“ Unmittelbar vor dem Sitz von Verkehrssenator Michael Müller (SPD).