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Der Berliner ZOB ist überlastet.
© dpa

Überlasteter ZOB am Funkturm: Berlins Omnibusbahnhof wird endlich saniert

Die Liberalisierung des Fernbusverkehrs und der boomende Hauptstadt-Tourismus sprengen die Kapazitäten des Berliner Omnisbusbahnhofs am Funkturm. Ab 2014 soll der ZOB saniert werden. Eine entscheidende Frage bleibt jedoch unbeantwortet.

Nach Prag oder Kopenhagen für weniger als 30 Euro. Auch mit einem schmalen Portemonnaie steht einem am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) gleich neben dem Funkturm die Welt offen. Kurz nach Mitternacht fuhr am Freitag der erste Linienbus nach Breslau und Krakau. Den Tag beschlossen Busse nach Stockholm und Lublin. Dazwischen standen Paris und London, Wien und Rom, Riga und Tallin auf dem Fahrplan – natürlich auch viele deutsche Städte. Und um 7 Uhr ging’s los zum Almabtrieb in Südtirol.

Die Liberalisierung des Fernbusverkehrs Anfang 2013, aber mehr noch der boomende Hauptstadt-Tourismus sprengen allmählich die Kapazitäten des Omnisbusbahnhofs im Charlottenburger Westen. „Bis vor wenigen Jahren fristete der ZOB noch ein trauriges Dasein“, erinnert der CDU-Verkehrsexperte Oliver Friederici. Jetzt drängeln sich dort Busse und Menschen, und vor der Einfahrt die Taxen. Vor allem in Stoßzeiten, wenn Berlinbesucher auf die Grüne Woche, die IFA oder die Reisemesse ITB drängen.

Im Jahr 2000 wurden am ZOB jährlich 45 000 Busse gezählt, zehn Jahre später waren es schon 65 000. Bis 2025 wird sich die Zahl der An- und Abfahrten voraussichtlich auf 135 000, vielleicht sogar 150 000 Busse drastisch erhöhen, schätzen Experten und der Berliner Senat. Trotzdem verzögerte sich der Umbau der großen Busstation am Messegelände um ein Jahr. Ab 2014 stehen im Landeshaushalt endlich 3,9 Millionen Euro bereit, um die Kapazitäten des ZOB auf 106 000 Busse pro Jahr fast zu verdoppeln. Außerdem soll das Terminal, das den Geist der 70er Jahre widerspiegelt, modernisiert werden.

Statt bisher 49 Haltestellen wird es nach dem Umbau 63 Busstopps geben. Auf dem Gelände der benachbarten Tankstelle und Waschanlage wird eine zweite Ausfahrt für die Busse gebaut. Die Parkflächen im Innenbereich werden so verändert, dass sich die Fahrzeuge gegenseitig möglichst wenig stören. Für die Taxen wird vor dem ZOB eine zusätzliche Anfahrt eingerichtet. Die schäbigen Kioske und Ticketschalter müssen saniert, einige Bauten auch abgerissen werden. Während der Bauarbeiten wird es dann zeitweise noch enger auf dem Busbahnhof, kündigt die Verkehrsverwaltung des Senats vorsichtshalber an. Ein Problem ist auch die Verschmutzung rund um die Toilettenanlagen der Firma Wall, da manche Fahrgäste offenbar kein Geld für die Erledigung ihrer Notdurft zahlen wollen und sich stattdessen hinter die Kioske hocken.

Die seit Jahren diskutierte Frage, ob Berlin einen zweiten Omnisbusbahnhof braucht, bleibt vorerst unbeantwortet. „Da sind wir uns noch nicht einig“, sagt der CDU-Mann Friederici und sein Kollege von der SPD, Ole Kreins, hält sich auch bedeckt. Klar ist nur, dass die Pläne für ein weiteres Terminal auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof oder am S-Bahnhof Südkreuz nicht weiterverfolgt werden.

Sinnvoller wäre ein Standort im Osten oder Nordosten Berlins, aber es ist schwierig, dafür ein ausreichend großes, landeseigenes Grundstück zu finden. 10 000 Quadratmeter müssten es schon sein. Doch „im Moment ist nichts in Planung“, teilte die Verkehrsbehörde des Senats kürzlich im Fachausschuss des Abgeordnetenhauses mit. In jedem Fall soll der Bus-Fernverkehr auch weiterhin in öffentlicher Regie gelenkt werden. Der 1964 eröffnete ZOB am Funkturm wird seit 2001 von der Internationalen Omnibusbahnhof-Betreibergesellschaft (IOB), einer Tochterfirma der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) betrieben. Der Vertrag läuft voraussichtlich noch bis 2020.

Probleme gibt es auch anderswo: Für die Museumsinsel und das künftige Humboldt-Forum in Mitte soll ab 2015 ein Terminal für Reisebusse entstehen, verbunden mit einem modernen Verkehrsmanagement, um den Parksuchverkehr einzudämmen und den Stau aufzulösen.

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