Immobilien: Deutsche Städte überteuert - Berlin bleibt Darling der Branche
Internationalen Investoren sind deutsche Städte nach den Boom-Jahren zu teuer geworden - besagt eine Studie. Schwindet der Druck auf Mieter und Häuslebauer?
Berlin/Frankfurt/Main - Starke Wirtschaft, politische Stabilität, Rechtssicherheit: Wohnungen und Häuser in Deutschland gelten Investoren weltweit als sicherer Hafen - zum Leidwesen von Mietern und Immobilienkäufern. In einigen Städten hierzulande ist die Wohnungsnot groß, Eigentum wird für viele Menschen unerschwinglich. Doch angesichts der hohen Preise wenden sich nun auch manche Großanleger ab, wie eine Analyse der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zeigt.
Demnach sanken die Immobilien-Investments in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten um 3 Milliarden auf 65 Milliarden Euro. Wohnungen und Häuser in hiesigen Städten würden zwar von Großanlegern geschätzt, weil sie viel Wert auf Sicherheit legten, heißt es in dem Papier. „Dennoch werden Berlin, Frankfurt, Hamburg und München von vielen Investoren als überteuert angesehen“, sagt PwC-Partnerin Susanne Eikermann-Riepe.
Die mehr als 800 Immobilien-Profis, die befragt wurden, finden die Häuserpreise in deutschen Großstädten - wie auch in anderen europäischen Metropolen - sehr sportlich. „Nahe am Gipfel“, „weit fortgeschritten“ oder „überteuert“, lautet häufig ihr Urteil.
Manchen Anlegern wurde es nun offenbar zu bunt. Ganz vorn in ihrer Gunst steht europaweit nicht mehr Deutschland, sondern Großbritannien. Auf der Insel wurden vom Schlussquartal 2017 bis zum Ende des dritten Quartals dieses Jahres 68 Milliarden Euro in Immobilien investiert. Deutschland habe zu wenige Zielobjekte, und diese seien zu teuer, meint Eikermann-Riepe. „Aus diesem Grund konnte Großbritannien trotz des bevorstehenden Brexit vorbeiziehen.“
Warnung vor Überbewertung in Ballungsräumen
In den vergangenen Jahren hatten Investoren aus den USA, Großbritannien und China in großem Stil Wohnungen und Häuser in deutschen Städten gekauft. Bei Deals jenseits von zehn Millionen Euro stammte 2017 mehr als jeder zweite Euro von ausländischen Kapitalgebern, so der Verband deutscher Pfandbriefbanken. Die Einschätzung der Großanleger hat daher Gewicht.
Die Studie ist ferner ein Beleg dafür, dass der seit einem Jahrzehnt laufende Immobilienzyklus in Deutschland inzwischen in einer Spätphase angekommen ist. Die Bundesbank warnte mehrfach vor Preisübertreibungen in Ballungsräumen. Sie sieht Überbewertungen von bis zu 30 Prozent, wenn auch noch keine bundesweite Blase.
Gefragt nach den besten Aussichten für europäische Metropolen, sehen die befragten Profis - trotz aller Skepsis über hohe Immobilienpreise - gleich vier deutsche Städte in den Top Ten: Berlin (2), Frankfurt (5), Hamburg (7) und München (10).
Auch bei den erwarteten Mietsteigerungen geben die Studienautoren keine Entwarnung. Hier wird ebenfalls mit Aufschlägen in Frankfurt und Hamburg gerechnet - und allen voran in Berlin. Die Hauptstadt wird europaweit als am lukrativsten bewertet. „Die Liebesbeziehung der Immobilienbranche mit Berlin dürfte 2019 weitergehen“, heißt es. „Jeder will dort sein, und die Mieten gehen durch die Decke.“
Innerhalb von Deutschland macht sich nun auch der 2019 geplante Brexit bemerkbar, zeigt die PwC-Studie. In Frankfurt, das viele Londoner Banker anzieht, stiegen die Immobilieninvestments demnach rasant: Am Main wurden acht Milliarden Euro in Wohnungen und Häuser gesteckt - ein Plus von 12,5 Prozent binnen Jahresfrist. Damit holte Frankfurt beim Volumen Berlin ein. Die beiden deutschen Spitzenreiter stehen in Europa gemeinsam auf Platz drei hinter Paris und London.
Die Landesbank Helaba erwartet, dass die Zahl der Bankbeschäftigten in Frankfurt mittelfristig um mindestens 8000 Menschen steigt. Der Zuzug von Bankern aus London wegen des Brexit werde dazu beitragen, „dass sich der Anstieg der Wohnimmobilienpreise und Mieten mindestens in ähnlichem Tempo fortsetzt“, schätzt sie.
Für die Studie in Zusammenarbeit mit dem Urban Land Institute wurden mehr als 800 Vertreter von Immobilienfirmen, Investmentmanagern, Immobilienentwicklern, Institutionellen Investoren, Kreditgebern, börsengehandelten Immobilienfonds und Bauträgern in Europa befragt. (dpa/Tsp)
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