Gespart wird woanders: Berliner sind unzufrieden mit ihrer Finanzsituation
In keinem Bundesland sind die Menschen angesichts ihres Kontostands so unglücklich wie in Berlin und Brandenburg. Und das trotz Wirtschaftswachstum.
Eine überraschend hohe Zahl der Berliner ist beim Blick auf ihren Kontostand unzufrieden. Nur gut die Hälfte (53 Prozent) hält die eigene finanzielle Situation derzeit für gut oder sehr gut. Das geht aus dem Vermögensbarometer hervor, das der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Mittwoch vorgestellt hat. Berlin liegt damit deutlich unter dem Bundesschnitt. Deutschlandweit nämlich sind 63 Prozent mit ihrer Finanzsituation glücklich – was ein Rekordwert ist. „Noch nie war die finanzielle Zufriedenheit der Deutschen so hoch wie jetzt“, sagt Sparkassenpräsident Helmut Schleweis. Nur an Berlin geht dieser Trend vorbei.
Nur in Brandenburg ist die Situation noch schlechter
Während die Menschen bundesweit von der guten Wirtschaftslage profitieren und das zuletzt auch am steigenden Kontostand ablesen konnten, ist die Zufriedenheit der Berliner mit ihrer finanziellen Situation im letzten Jahr weiter zurückgegangen. 2017 haben noch fast 60 Prozent gesagt, sie hielten ihre Finanzlage für gut oder sehr gut. Damals waren Verbraucher in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein noch deutlich pessimistischer als die Berliner. Heute dagegen schätzen im Bundesländervergleich einzig die Brandenburger ihre finanzielle Situation noch schlechter ein als die Hauptstädter.
Diese Entwicklung überrascht zunächst. Schließlich wächst die Wirtschaft in Berlin und das sogar stärker als im Bund. Die Investitionsbank Berlin rechnet in ihrem jüngsten Ausblick für 2018 mit einem Plus von 2,7 Prozent für die Hauptstadt, deutschlandweit nur mit 1,9 Prozent. Gleichzeitig hat Berlin aber weiterhin Nachholbedarf. Obwohl auch hier immer mehr Menschen einen Job finden, ist die Arbeitslosenquote in Berlin mit 7,9 Prozent im Bundesvergleich noch immer besonders hoch. Auch fallen die Einkommen derjenigen, die einen Job haben, in der Hauptstadt eher gering aus. Dadurch machen sich die steigenden Mieten schnell bemerkbar. Schon jetzt geben Berliner im Schnitt 24 Prozent ihres Bruttogehalts für die Miete aus – dieser Anteil ist abgesehen von München in keiner anderen deutschen Großstadt derart hoch. So kommt es, dass die Berliner trotz Wirtschaftsboom ihre finanzielle Situation sehr viel schlechter einschätzen als das in anderen Bundesländern der Fall ist. Besonders groß ist der Unterschied zu Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern, wo über 70 Prozent zufrieden sind.
Bei der Altersvorsorge könnten Berliner Probleme bekommen
Für Berlin könnte diese Entwicklung noch zum Problem werden. Schließlich kann, wer wenig auf dem Konto hat, kaum fürs Alter sparen. Fast jeder dritte Berliner meint auch, bislang nicht genug für die Altersvorsorge getan zu haben. Das zeigte kürzlich eine Umfrage der Berliner Sparkasse. Demnach gehen 42 Prozent davon aus, sich im Alter finanziell einschränken zu müssen. Fast ein Drittel rechnet damit, als Rentner etwas dazu verdienen zu müssen.