Rockoper-Spektakel in Berlin: Der schwarze Engel
Im White Trash feierte das Rockoper-Spektakel „Gutterdämmerung“ Vorpremiere. Bei dem krachenden Multimedia-Event machen viele Rockgötter mit.
Es ist ziemlich düster an diesem Abend. Bei einem Film, der auf dem Plakat mit einem Sarg beworben wird, wundert das nicht. „Gutterdämmerung“ heißt das Werk des belgisch-schwedischen Regisseurs Bjorn Tagemose, das am Freitagabend im White Trash Vorpremiere feierte. Film trifft die Sache nicht genau, es ist ein multimediales Spektakel, eine Metal-, Punk- und Rockoper mit vielen Live-Elementen. Hinter der leicht transparenten Filmleinwand verausgabt sich eine Band, aber immer wieder treten Musiker und Schauspieler als Erzähler aus dem Off hervor und auf die Bühne.
Angekündigt ist „Gutterdämmerung“ als lautester Stummfilm aller Zeiten. Laut ist es. Sehr, sehr laut. Mit einem Stummfilm hat der Film lediglich die schwarzweiße Filmästhetik und das mimische Agieren der Schauspieler gemeinsam. Manche Einstellung könnte man durchaus in einem Film Fritz Langs finden. Auf diesen bezieht sich Tagemose auch, der ohnehin gnadenlos durch die Filmgeschichte wildert: „Quadrophenia“, „The Wild One“, „Nosferatu“, das Oeuvre Quentin Tarantinos.
Die E-Gitarre ist der heilige Gral
Das Wortspiel „Gutterdämmerung“ (Gutter gleich Schmutz) in Anlehnung an Wagners „Götterdämmerung“ ist durchaus gewollt. Die Handlung ist nicht ganz leicht zu erklären. Im Wesentlichen geht es um nichts anderes, als dass sich der Rock ’n’ Roll – die Sünde, das Böse – gegen seine puritanischen Gegner durchsetzen muss. Die E-Gitarre als heiliger Gral.
Götter bietet Tagemose etliche auf. Die Götter aus der realen Welt des Rock ’n’ Roll. Auf der Besetzungsliste finden sich Iggy Pop, Henry Rollins, Jesse Hughes und Joshua Homme (Eagles of Death Metal), Grace Jones, Tom Araya (Slayer), Slash, Nina Hagen und Lemmy Kilmister, der im Dezember verstorbene Frontmann von Motörhead. Mit dessen Porträt und zu „Ace of Spades“ endet der Film. Der Auftritt der einzelnen Rocklegenden wurde von der jeweiligen Anhängerschaft ordentlich begrüßt.
Der Regisseur hätte auch David Bowie gerne dabei gehabt
Auch David Bowie hätte Tagemose gerne als Schauspieler dabei gehabt. „Wir waren bei seinem Team nahe dran“, sagt er. Aber dann habe er nichts mehr gehört und den Plan aufgegeben. Als im Januar die für die meisten schockierende Nachricht vom Tode Bowies kam, wusste er, warum dieser Film ohne ihn auskommen musste. Nicht verzichten musste er auf Bowies früheren Mitbewohner in Berlin, Iggy Pop – im Film der teuflische Engel Vicious, der hinter Gottes Rücken die Gitarre vom Himmel zurück auf die Erde schleudert.
Iggy Pop aß Bowie den Kühlschrank leer
Iggy Pop verbindet viel mit Berlin: Ende der siebziger Jahre lebte er mit Bowie in der Schöneberger Hauptstraße und aß diesem den Kühlschrank leer. Etliche Besucher im White Trash hatten die Hoffnung, dass er auch dort noch vorbei schauen würde. Aber weder dort noch bei der nur für einen Tag zu sehenden Ausstellung „American Valhalla: Iggy Pop – The Art of Pop Depression“ in der Galerie Eigenheim ließ er sich blicken. Seine Fans im White Trash müssen sich bis zum Samstag gedulden, wo er am Abend im Tempodrom auftreten solle.
Berlin sei die passende Stadt für die Vorpremiere des Films, sagte Regisseur Tagemose. Und das White Trash die richtige Location: „Wir wollen dahin, wo der Rock ’n’ Roll lebt.“
Die Premiere findet am 28. Mai beim Festival Rockavaria in München statt. Infos unter www.gutterdammerung.com.
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