Polnisches Osterfest in Berlin: Der nasse Montag fällt in der Coronakrise aus
Auch die polnische Gemeinde feiert diesmal ein ganz ungewohntes Osterfest. Die Eier werden selbst gesegnet und nur die Familie mit Wasser bespritzt.
Polnische Familien in Berlin müssen auf viele Osterbräuche verzichten. Still und leer ist es in diesen Tagen rund um die St. Johannes-Basilika in Neukölln. Wo sonst die in Berlin lebenden katholischen Polen ihre Gottesdienste feiern, gehen derzeit nur die Priester in die Kirche: Wie überall in Berlin finden auch in der polnischen Gemeinde Gottesdienste nur als Youtube-Übertragung statt.
„Für uns ist das eine große Umstellung“, sagt der Pfarrer der Gemeinde, der Salesianerpater Marek Kedzierski. Denn für die Polen ist Ostern normalerweise das wichtigste Fest im Jahr. Man fährt nach Hause, trifft die Familie und begeht die Auferstehung Christi mit zahlreichen Gottesdiensten und Volksbräuchen.
„Es fehlt uns“, sagt Renata Wojton-Gasior, die sich in der Gemeinde engagiert. „Es ist sehr schwierig: Eigentlich würden wir alle nach Polen fahren, aber die Grenze ist zu.“
Wer jetzt zu Ostern ins Nachbarland fährt, müsse zwei Wochen in Quarantäne zubringen. Die meisten polnischen Familien hätten sich deswegen entschieden, in Berlin zu bleiben. „Berlin ist für viele von uns ohnehin zur Heimat geworden.“
An Ostern wird sie vor allem „das Familiäre“ vermissen: „Bei uns geht an den Feiertagen das ganze Land in die Kirche“, sagte Renata Wojton-Gasior, die selbst ihre Schwester in der Nähe von Krakau besuchen wollte. „Dadurch spürt man viel mehr die Gemeinschaft zwischen den Menschen.“
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Und dann gibt es Osterbräuche, die in Berlin nun nicht gefeiert werden können. Am Samstag zum Beispiel werden in Polen Ostereier für das Frühstück am Ostermorgen bemalt. „Wir lassen diese Eier dann anschließend in der Kirche segnen“, sagt Wojton-Gasior.
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In der Berliner Gemeinde hat man nun einen anderen Weg gewählt. „Wir haben den Gläubigen Material gegeben, damit sie die Segnung zu Hause durchführen können“, sagt Kedzierski. „Es war noch nie so, dass man die Eier einfach selber segnet“, sagt Wojton-Gasior. Aber jetzt werde sich die ganze Familie in der Wohnung versammeln und gemeinsam die Segensgebete sprechen.
„Wir werden an Ostern eben einen Hausgottesdienst feiern“, sagt die Polin. „Das ist anders. Aber es ist eine Gemeinschaft. Und wir müssen da durch.“ Und ein anderer polnischer Osterbrauch ist in Berlin noch viel schlechter umsetzbar: Der „nasse Montag“. Als Zeichen des neuen Lebens bespritzen sich die Menschen am Ostermontag gegenseitig mit Wasser. „Das machen wir in Berlin nur in der Familie“, sagt Wojton-Gasior.
Während in Polen Jugendliche teils regelrechte Wasserschlachten veranstalten, halten sich die Polen in der Stadt am Montag zurück. „Wir können nicht einfach auf die Straße gehen und wildfremde Menschen mit Wasser bespritzen.“ Aber so ist es eben in Zeiten des Coronavirus. Und schon im nächsten Jahr kann das Osterfest ja auch für die Polen in Berlin wieder ganz anders sein.
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