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Frühlingsboten. Im Volkspark Friedrichshain ragen schon Krokusse aus dem Boden.
© Soeren Stache/dpa

Winter ade in Berlin: Der Frühling kommt nach Berlin - jetzt aber wirklich

Endlich: Es wird warm, Berlin blüht auf, die Obstbäume knospen – und durch den Tierpark tapst der erste Nachwuchs. Eine Umschau in der frühlingserwachenden Stadt.

Es wäre ja so schön gewesen, aber nein, am Ostersonntag passte die Stimmung bei 3 Grad plus und Schneeschauern ganz und gar nicht zu Goethes „Osterspaziergang“. Doch der Wind hat gedreht, das Thermometer klettert. Spätestens vom heutigen Dienstag an lockt „des Frühlings holde belebende Kraft“, wie Goethe dichtete, die Menschen aus den Häusern und bringt die Pflanzenwelt in Berlin und Brandenburg kräftig in Schwung.

Seit Ostermontag verzeichnet Denise Seiling vom Wetterdienst MeteoGroup endlich „warme Luft vom Mittelmeer, die zunehmend nach Deutschland strömt“. Bis zu 20 oder sogar 22 Grad Celsius sollen die Temperaturen in den nächsten Tagen steigen. Und die Meteorologin sagt sogar schon einen ersten Frühlings-Höhepunkt voraus: Am kommenden Wochenende soll’s „richtig schön“ werden.

100 Eiskugeln in nur einer Stunde verkauft

Bereits am Ostermontag war Berlin erstmals in diesem Jahr wieder eine Stadt der Straßen- und Parkcafés. Sogar in den ersten geöffneten Eissalons stieg mit den Temperaturen der Umsatz. Bei „Fräulein Frost“ in der Tempelhofer Richthofen- Siedlung wurden innerhalb einer Stunde schon rund 100 Eiskugeln eingetütet, „Ein guter Frühling ist für uns die halbe Miete“, sagt Inhaberin Charlotte Pauly.

Kurz, Berlin ist mehr als reif für den Frühling. Das zeigt sich auch im grauen Herbstlaub, in Gärten und auf Wiesen, wo die Farbtupfer zusehends wachsen. „Jetzt geht’s in der Natur massiv los. Sie werden sehen, Berlin blüht ruck-zuck auf“, freut sich auch Carsten Rujner, Inhaber der „Britzer Parkgärtnerei“. Krokusse, Tulpen und Narzissen, von der Kälte bislang ausgebremst, würden sich nun „umso mehr beeilen“, prophezeit er. Und: Um die traditionelle Tulpenschau „Tulipan“ im Britzer Garten, ein Farbenrausch mit zehntausenden Tulpen verschiedenster Sorten, müsse man sich keine Sorgen machen. Die Schau werde vermutlich nur ein wenig verzögert beginnen.

Der Lenz ist da. Im Kreuzberger Viktoriapark schimmern riesige Seifenblasen in den ersten Sonnenstrahlen.
Der Lenz ist da. Im Kreuzberger Viktoriapark schimmern riesige Seifenblasen in den ersten Sonnenstrahlen.
© Paul Zinken/dpa

Carsten Rujner bringt in seinen Gewächshäusern am Rand des Britzer Gartens alljährlich mehr als tausend Kübelpflanzen von Kunden aus der Region durch den Winter. Einige Oliven- und Lorbeerbäume hat er sogar schon rausgestellt. Er ist optimistisch wie die meisten Obstlandwirte im Südwesten von Berlin, vor allem rund um Werder. Bislang hatten sie mit dem unwirtlichen März offenbar keine allzu großen Probleme.

Walter Kasin beispielsweise, seit Jahrzehnten einer der Organisatoren des traditionsreichen Werderaner Baumblütenfestes, ist ganz entspannt. Er rechnet damit, dass die ersten Obstbäume „jetzt explosionsartig ihre Knospen entwickeln“ und der Werderaner Eventfahrplan von der Natur durchaus verlässlich eingehalten wird: Vom 28. April bis zum 6. Mai wird das Baumblütenfest gefeiert. Und etwa ab Mitte April wandern viele Berliner auch gerne auf dem „Panoramaweg Werderobst“ über die Anhöhen der Stadt – durch blühende Obstplantagen.

Walter Kasins Zuversicht gründet auf Erfahrung. Wenn die Forsythien blühen, dauere es noch knapp drei Wochen bis zur ersten Obstbaumblüte, sagt er. Nun ja, das Gelb der Forsythien beginnt gerade zu leuchten, also werden die Obstgärten wohl spätestens rund um den 20. April farbenfroh. Und zwar in ordentlicher Reihenfolge, erläutert Kasin, „andernfalls wären die Bienen mit der Bestäubung überfordert“. Am frühesten sind die Aprikosen und Pfirsiche dran, dann folgen die Pflaumen, dann die Süß- und Sauerkirschen und zu guter Letzt öffnen sich in der Regel Anfang Mai die rosa-weißen Apfelblüten.

Es könnte also auch geradeso klappen mit dem Kirschblütenfest in den Gärten der Welt in Berlin-Marzahn am 15. April. Traditionell wird dort ebenfalls das Frühjahr begrüßt, unterm zartrosa Blütenhimmel, vor allem in den japanischen, koreanischen und chinesischen Gärten.

Draußen in Brandenburg machen sich Rehe auf Nahrungssuche in den Furchen der Felder: Hier ein Bock im Oderbruch.
Draußen in Brandenburg machen sich Rehe auf Nahrungssuche in den Furchen der Felder: Hier ein Bock im Oderbruch.
© Patrick Pleul/ZB

Und wie weit ist der Frühling im Berliner Zoo und im Tierpark? Dort hat gerade die Zeit der Tierbabys begonnen. Allerdings egal, ob die Temperaturen noch winterlich sind. „Kein Tier bleibt länger im Mutterleib, nur weil es kalt ist“, sagt Andreas Pauly, Tierarzt im Tierpark. Rund 20 Tierbabys gibt es dort bereits zu bestaunen: ein kleines Dromedar namens Greta, Lämmer und Zicken und verschiedene Lemurenarten. Der neueste Nachwuchs kam am vergangenen Sonntag zur Welt: eine Oryx-Antilope, die Hardad heißt.

So schnell geht es mit der Namensgebung nicht immer. Im Zoo wartet ein Ceylon-Hutaffenbaby seit dem 10. Februar auf seinen Namen. „Solange sich die Babys an die Eltern klammern, können wir das Geschlecht nicht feststellen. Da dauert es eben manchmal, bis das Kind einen Namen hat“, sagt Pauly. Der Tierarzt, der auch Kurator der Affen im Tierpark ist, freut sich in dieser Frühjahrssaison besonders auf den Nachwuchs eines Halsbandmakis: „Die sind sehr selten und alles sieht danach aus, dass wir bald ein weiteres Affenbaby begrüßen können."

Frühjahrsputz auf den Straßen

Frühlingsstimmung auch bei der Berliner Stadtreinigung (BSR). Ostermontag in aller Frühe mussten die Winterdienste noch zu einigen Straßen wegen überfrierender Nässe ausrücken. Aber das war vermutlich die letzte Unterbrechung der schon angelaufenen BSR-Frühjahrsputzaktion. „Wir machen die Hauptstadt fit für den Frühling“, twitterte jüngst die BSR. Rund 2000 Mitarbeiter und 600 Fahrzeuge sind seit Anfang März im Einsatz für eine „Grundreinigung aller Straßen“. Das letzte alte Laub wird in diesen Tagen weggekehrt – während sich darüber gerade die ersten zartgrünen Blätter entfalten.

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