Langer Winter: Späte Spargelernte
Bisher gibt es kaum deutschen Spargel. Landwirte beschleunigen das Spargelwachstum nur minimal. Wie lange müssen Feinschmecker noch warten?
Ostereier, Schokoladenhasen und Spargel: So wünschen sich viele Berliner ihren Ostertisch. Doch das frühe Osterfest und der lange Winter meinen es in diesem Jahr nicht gut mit ihnen. Die Spargelsaison im brandenburgischen Beelitz beginnt wegen der kalten Temperaturen erst nach Ostern. Die Supermärkte verkaufen bis dahin hauptsächlich ausländischen Spargel und Spargel aus beheiztem Anbau.
Wann können Berliner mit dem ersten lokalen Spargel rechnen? Wie teuer wird er sein? Und wie versuchen die Spargelbauern, das Wachstum anzutreiben?
„Durch Spargelfolien beschleunigen wir das Wachstum, sonst würden wir dieses Jahr erst im Mai den ersten Spargel ernten“, sagt Jürgen Jakobs. Er ist Spargelbauer und Vorsitzender des Beelitzer Spargelvereins, der Vereinigung der dortigen Spargelhöfe. Im vergangenen Jahr hätten die Spargelbauern wegen der milden Temperaturen schon in den letzten Märztagen den ersten Spargel geerntet, sagt Jakobs. Nicht so dieses Jahr. Kürzlich haben die Beelitzer beschlossen, den offiziellen Start der Spargelsaison vom 12. April auf den 21. April zu verlegen.
Die Folien funktionieren wie Gewächshäuser
Bis dahin bedecken drei Folienschichten die Beelitzer Äcker. Die funktionieren ähnlich wie Gewächshäuser und fördern das Spargelwachstum. Auf den Spargel legen die Bauern eine schwarze Folie, die das Sonnenlicht absorbiert. Darüber kommen zwei Schichten durchsichtiger Folien. Die Luft unter den Folien und der Boden darunter heizen sich auf, erklärt Jakobs. Der Spargel wächst durch die höheren Temperaturen schneller. Scheint die Sonne nicht, hilft aber auch keine Folie. Dann kann man die Böden nur direkt beheizen oder Folienhäuser bauen. Das Beheizen ist allerdings extrem energieaufwendig und für die meisten Landwirte daher auch ökonomisch nicht sinnvoll. Nach den Ostertagen sinke der Spargelpreis meist wieder. Auch deshalb investierten nur wenige Bauern in die Beheizungsanlagen, so Jakobs.
Trotzdem können Kunden dank des Anbaus in Folienhäusern und der beheizten Felder schon jetzt deutschen Spargel kaufen. „Das sind aber nur einige Tausend Kilo in Deutschland“, sagt Spargelbauer Jakobs. Zum Vergleich: Jeder Deutsche isst im im Schnitt 1,5 Kilogramm Spargel pro Jahr, zumeist in der relativ kurzen Spargelsaison zwischen April und Juni.
Das knappe Angebot sorgt für hohe Preise
Das Angebot ist also noch gering. Denn der lange Winter hat auch andere Spargelregionen in ganz Deutschland betroffen. Das hat Konsequenzen für die Preise. Spargel ist teuer.
Daten der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) zufolge zahlen Einkäufer am Großmarkt aktuell 16,20 Euro für ein Kilo weißen deutschen Spargels. Zur selben Zeit im Vorjahr lag der Preis bei 8,90 Euro. Beides sind Extremwerte: Durchschnittlich koste der Spargel Ende März zwischen elf und 15 Euro pro Kilo, sagt AMI-Sprecher Michael Koch. Inwiefern die Supermärkte die Großhandelspreise an die Kunden weitergeben, ist nicht bekannt. Zu den Verbraucherpreisen im Supermarkt gibt es aktuell noch keine Daten.
Woher kommt dann der Spargel in den Supermärkten? Glaubt man dem deutschen Bauernverband, vor allem aus Peru, Griechenland und Spanien. „Der ausländische Spargel ist aber nicht mit dem deutschen Spargel vergleichbar“, sagt Jakobs. In den südlichen Ländern wachse der Spargel meist auf Lehmböden. Dadurch werde er faserig. Die Sandböden, die in den großen deutschen Spargelanbaugebieten vorherrschen, ließen den Spargel weicher und wohlschmeckender werden, wirbt Jakobs. Für den Spargel aus Griechenland zahlt ein Händler daher laut AMI auch nur 8,30 Euro.
Deutsche kaufen Spargel lieber regional
Die Deutschen lieben heimische Produkte wie den Spargel. Laut dem Ernährungsreport des Bundesernährungsministeriums bevorzugen 73 Prozent der Käufer regional produzierte Ware. Von circa 150 000 Tonnen verkauften Spargels kamen nach Angaben des Statistischen Bundesamts im vergangenen Jahr 127 800 Tonnen aus Deutschland – so viel wie nie zuvor. Weniger als 23 000 Tonnen Spargel wurden aus dem Ausland importiert.
Die Liebe der Bundesbürger zum Spargel können auch Ernährungsexperten gutheißen. Eine Portion Spargel (500 Gramm) deckt rund 80 Prozent des Tagesbedarfs an Vitamin C und E, betont das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Die Ballaststoffe fördern eine gesunde Darmfunktion, andere Inhaltsstoffe regen die Nierentätigkeit an.
Bis der Beelitzer Spargel kommt, müssen sich die Berliner noch drei Wochen gedulden. Bis dahin können sie süddeutschen Spargel kaufen. Der wird wohl schon in der ersten Aprilwoche verfügbar sein.
Roland Lindenblatt
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