Kälte in Berlin und Brandenburg: Gemischte Bilanz für das Werderaner Baumblütenfest
Die Obstbauern klagen über weniger Besucher, die Bürgermeisterin ist dennoch zufrieden. Zumindest an den Wochenenden war es voll.
Der Regen und die Kälte der vergangenen Tage haben den Obstbauern auf dem am Sonntag zu Ende gegangenen Werderaner Baumblütenfest zu schaffen gemacht. Obstbauer Stefan Lindicke hat auf seiner Plantage nahe dem Obstpanoramaweg nur 60 bis 70 Prozent der Gäste des Vorjahrs gehabt. „Wir hatten nur zwei schöne Tage, den 30. April und den 6. Mai“, sagte Lindicke.
Den Sonntag, an dem auch die Sonne schien, nannte er nicht, am letzten Tag kommen traditionell immer weniger Besucher. Dienstag und Donnerstag habe es komplett durchgeregnet, Reisegruppen, die sonst zum Kaffee auf die Plantagen kommen, seien weggeblieben. Auch in seinen Garten am Hohen Weg auf dem Festgelände seien weniger Gäste gekommen.
Zwar sei die Festmeile in der Stadt auch bei schlechtem Wetter gut besucht gewesen, doch blieben die Gäste angesichts der Temperaturen und des Windes seltener in den Obstgärten sitzen. „Dabei hätten wir die Einnahmen jetzt stärker gebraucht als im Vorjahr, da viele Blüten erfroren sind“, so Lindicke. Er hofft, den übrig gebliebenen Obstwein im Laufe des Jahres in seinem Hofladen verkaufen zu können.
Offizielle Besucherzahlen des Baumblütenfestes werden nicht erhoben. Laut Bundespolizei sind bis zum Samstagabend 71.000 Besucher per Bahn nach Werder gefahren. Am Sonntag wurden bis zum Abend weitere 6 000 Fahrgäste erwartet, genaue Zahlen gab es am Abend noch nicht. Im Vorjahr kamen insgesamt 76.200 Festgäste per Bahn zur Blütenstadt. Die somit wohl ähnlichen Reisendenzahlen bedeuten nicht, dass tatsächlich genauso viele Besucher wie im Vorjahr in die Innenstadt gekommen sind – womöglich sind nur mehr Festgäste dem Aufruf der Stadt gefolgt, nicht mit dem Auto anzureisen.
Die Sicherheitsvorkehrungen stießen auf Verständnis
Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) zeigte sich mit dem Festverlauf trotzdem zufrieden. „Die Händler an der Festmeile, mit denen ich gesprochen habe, waren trotz einiger schwacher Wochentage mit dem Verlauf zufrieden, und auch die Plantagen unserer Obstbauern waren zumindest an den Wochenenden gut besucht“, so Saß.
Toni Geißhirt, der sieben Obstweinstände im Stadtgebiet betreibt, bestätigt die Einschätzung der Bürgermeisterin und spricht von ähnlichem Andrang wie im Vorjahr. Da er zwei Stände mehr als 2016 betreibt, könne er die Zahlen nicht genau vergleichen. „Ich bin aber zufrieden“, sagte Geißhirt. Die in diesem Jahr erstmals eingesetzten zusätzlichen Sperrungen – an mehreren Punkten standen Radpanzer der Polizei, die angesichts der zurückliegenden Terroranschläge ein Durchfahren von Lastwagen ins Festgelände verhindern sollten, sind der Bürgermeisterin zufolge durchweg auf Verständnis gestoßen.
Die volksfesttypischen Straftaten, die es dennoch gegeben habe, müssten ins Verhältnis zum Besucherandrang gesetzt werden. Bis Sonntagmittag wurden 270 Strafanzeigen aufgenommen, die meisten wegen Körperverletzung, Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und Beleidigungen. Mehrere Anzeigen wurden wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gestellt – konkret wegen des Zeigens des Hitlergrußes.
Enrico Bellin