Diskussion an der Berliner Humboldt-Universität: Der Fall Holm und die Medien
Kampagne oder faire Berichterstattung? Rund 150 Studierende diskutierten mit Robert Ide und Ulf Kadritzke über die Medienberichte im Fall Holm. Hier gibt es einen Audio-Mitschnitt.
Der Andrang war groß am Montagnachmittag im Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität, das von Unterstützern des Soziologen Andrej Holm besetzt ist. Bis in den Flur hinein standen einige der rund 150 Studierende, die in den von den Holm-Anhängern zum "Plenumssaal" umfunktionierten Seminarraum gekommen waren. Sie wollten mit Robert Ide, dem Berlin-Chef des Tagesspiegels, und dem Soziologen Ulf Kadritzke, bis vor kurzem Mitglied im Kuratorium der HU, über die Rolle der Medien und insbesondere des Tagesspiegels in der Berichterstattung im Fall Holm debattieren.
Um die Diskussion im Zaum zu halten, hatten die Veranstalter Studierende beauftragt, die bei zu großen Protesten Ruhe schaffen sollten. "Wir greifen ein, wenn jemand zu viel dazwischenruft", riefen sie gleich zu Beginn unter Applaus des Publikums. Eine unbegründete Sorge, wie sich herausstellen sollte: In fairer, kritischer und konzentrierter Atmosphäre stritten Kadritzke und Ide, stellten sich dem Publikum.
Im Kern ging es um die Frage, ob der Tagesspiegel mit seiner umfangreichen Berichterstattung eine Kampagne gegen Holm gefahren hat, der als Staatssekretär zurückgetreten ist und seinen Uni-Job verloren hat. Das Hauptargument Kadritzkes lautete: Ide habe Holms Stasi-Vergangenheit direkt mit seiner Wohnungspolitik in Verbindung gebracht. Das habe den Diskurs über den Fall in negativer Weise geprägt, sei "verantwortunglos".
Ide, der einige Überspitzungen im Detail einräumte, wies den Gesamtvorwurf zurück: "Wir haben keine Kampagne gemacht, wir haben nicht gehetzt." In der Redaktion herrsche bei dem Fall Meinungsvielfalt: "Es gab drei Kommentare pro Holm, drei contra Holm – und sehr viele zur Rolle der Koalition in dem Fall." Auch der Vorwurf, die Zeitung habe sich vor den Karren der Immobilienwirtschaft spannen lassen, um die Wohnungspolitik Holms zu verhindern, sei absurd: "Ohne den Tagesspiegel und andere Medien wären viele Immobilienskandale gar nicht erst aufgedeckt worden."
Im Vordergrund habe beim Fall Holm die Frage gestanden, wie es um seine Glaubwürdigkeit stehe, sagte Ide: "Das bei Politikern zu hinterfragen, ist eine Kernaufgabe von Medien." Auch darüber gingen nach zwei intensiven Stunden die Debatten auf dem Flur weiter.
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