Drogenhandel im Görlitzer Park in Berlin: Der Druck auf die Dealer steigt, die Preise auch
Im Görlitzer Park hat die Polizei in letzter Zeit so viele Dealer festgenommen wie nie zuvor. Und das war erst der Anfang. Die neue Taktik hat ihren Preis – auch für Kiffer.
Täglich ist seit drei Wochen eine Hundertschaft der Polizei im Görlitzer Park unterwegs, und zwar in der Dealer-„Kernzeit“ von 16 bis 23 Uhr. Mit Erfolg: „Man kann im Park wieder unbefangen die Natur erleben“, sagte Innenstaatssekretär Bernd Krömer (CDU) am Montag im Abgeordnetenhaus: „In kurzer Zeit gab es beachtliche Erfolge. Deswegen wird die Polizei nach Krömers Worten so lange im Kreuzberger Park präsent sein, „bis sich die Lage stabilisiert hat“.
Die Zahl der geleisteten Mannstunden hat sich im November auf über 9000 verzehnfacht im Vergleich zum Oktober. Bekanntlich waren Mitte November zwei junge aus Afrika stammende Dealer von den frustrierten Betreibern einer Shisha-Bar niedergestochen worden. Diese liegt in der Skalitzer Straße, in die sich der Drogenhandel in den vergangenen Monaten ebenfalls massiv ausbreitete. Zuvor hatte der Wirt der Bar etwa 50 Mal die Polizei geholt, ohne dass sich am offenen und aggressiven Handel irgendwas änderte. Diese Bluttat schreckte erst die Zeitungen auf und anschließend Politik und Polizei.
Die Polizei nennt beeindruckende Zahlen - die Frage ist aber, ob sie das durchhalten kann
Seitdem ist die Polizei immer da. Im November wurden 1217 Personen überprüft, im Oktober waren es 191. Festnahmen gab es 155, im Oktober 15. Fast verzehnfacht haben sich auch die Ermittlungsverfahren, nämlich auf 521. Es sind beeindruckende Zahlen, die Kandt nennt. Doch diese enorme Präsenz hat ihren Preis. Polizeipräsident Klaus Kandt spricht die „Frage, ob wir das durchhalten können“ zwar an, sagt aber sogleich: Der Einsatz ist „alternativlos“. Über die Kosten dürfe man nicht sprechen. „Wir sind auf einem guten aber langen Weg.“
Der enorme Einsatz hat aber auch für Kiffer ihren Preis. Die Preise haben sich in den vergangenen Wochen fast verdreifacht, sagte Kandt. Mehrere Käufer seien anschließend bei der Polizei erschienen, um Anzeige zu erstatten – sie sind mit gestrecktem oder minderwertigem Zeug übers Ohr gehauen worden.
Eine neue Ermittlungseinheit ist geplant - die alte Soko war im Oktober aufgelöst worden
Am Montag kündigte die Polizei nun die nächste Sonderkommission für den Görlitzer Park an. Noch in diesem Jahr soll eine sogenannte (uniformierte) Brennpunktstreife in der für Kreuzberg-Friedrichshain zuständigen Direktion 5 aufgestellt werden. Parallel dazu wird eine „neue Ermittlungseinheit“ aus zivilen Beamten aufgestellt, beide Gruppen sollen Hand in Hand arbeiten. Wie der für den Görlitzer Park zuständige Mann im Präsidium, Jörg Dessin, im Innenausschuss sagte, werden die neuen Einheiten „deutlich größer“ als die bisherige Soko Görli, die im Oktober aufgelöst worden war. Die neue Truppe soll die Polizei „weniger berechenbar machen“. Die Brennpunktstreife soll sich auch um die anderen Drogenschwerpunkte wie Hasenheide und RAW-Gelände in Friedrichshain kümmern.
Kandt: Coffeeshop "für den Park eine Katastrophe"
Dies ist eine Vorgabe der Politik, eine reine Verdrängung der Dealer aus dem einen Park in einen anderen sei nicht das Ziel. Staatssekretär Krömer, der Innensenator Frank Henkel im Ausschuss vertrat, lobte, dass nun auch das Kreuzberger Bezirksamt „aufgewacht“ sei. Es sei erfreulich, sagte Krömer, dass die grüne Bürgermeisterin Monika Herrmann aktiv geworden sei und begonnen habe, den Park umzubauen. Wie berichtet, sind großflächig Büsche und Bäume gestutzt worden, hinter denen sich die Dealer bislang verstecken konnten. Zudem wurden „Hohlwege“ gesperrt. Bislang hatte sich Herrmann vor allem auf den von den Grünen geplanten Coffeeshop versteift.
„Dieser wäre für den Park eine blanke Katastrophe“, urteilte Kandt. Trotz aller Differenzen arbeiten alle Beteiligten seit Ende November in der „Task Force Görli“ zusammen. Im Boot ist nun auch die Staatsanwaltschaft, die zugesagt haben soll, auch gegen die Haschischdealer vorzugehen. Bislang hatte sich die Justiz nur um die Händler harter Drogen gekümmert. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Behörden nichts über die Strukturen hinter den in der Regel aus Afrika stammenden Dealern wissen. „Wir wollen mit der neuen Ermittlungseinheit jetzt an die Hintermänner“, sagte Kriminaldirektor Dessin.