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Berliner Baum von unten in die Krone geschaut.
© Thilo Rückeis

Jeder dritte Baum ist schadhaft: Der Berliner Wald ist durch Dürre „stark gefährdet“

Der Waldzustandsbericht zeigt: Die schadhafte Fläche hat sich verdoppelt. Der Wald als Ort der Artenvielfalt ist durch den Klimawandel bedroht.

Der Waldzustandsbericht zeigt in diesem Jahr, was die zwei Dürresommer angerichtet haben. "Die Waldfläche mit deutlichen Schäden hat sich verdoppelt", sagte Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne) bei der Vorstellung des Berichts am Mittwoch, das sei eine "dramatische Entwicklung". Nur noch knapp jeder zehnte Waldbaum gilt als völlig gesund, im Vorjahr war es noch rund ein Viertel der Bäume (27 Prozent).

Die Klimaerwärmung in Deutschland "schlägt sich auch in der Natur nieder. Es gibt große Vitalitätsverluste nahezu aller Baumarten durch anhaltende Trockenheit. Der Wald als Ort der Artenvielfalt und Erholung ist stark gefährdet", sagte Günther.

Bei den Stichproben zum Waldzustand stellten die Forstleute bei knapp 60 Prozent der Eichen Schäden fest, bei den Buchen waren sogar fast 80 Prozent der Bäume durch die Trockenheit geschädigt. Viele Laubbäume warfen vorzeitig ihre Blätter ab. Der häufigste Waldbaum in Berlin, die Kiefer, kam mit 23 Prozent Schadensanteil noch glimpflich davon. In der Gesamtbilanz sind rund 36 Prozent der Waldbäume geschädigt, zwei Prozent komplett abgestorben.

Nach dem ersten Dürresommer 2018 waren die Schäden noch weitaus weniger dramatisch: 14,6 Prozent der Bäume waren geschädigt, 0,2 Prozent abgestorben. Die Zahlen zeigen, dass die Bäume eine Dürrephase kompensieren können, nach zwei Dürrejahren jedoch sichtlich geschwächt sind - zwei Dürresommer in Folge habe es in Berlin historisch noch nicht gegeben, sagte Elmar Lakenberg, Leiter der Berliner Forsten mit 28.500 Hektar Wald. Eine Folge waren in diesem Jahr auch 22 Waldbrände auf einer Fläche von 12 Hektar.

335.000 Jungbäume werden in diesem Herbst gepflanzt

Während die Forstleute auf einen feuchten Sommer 2020 hoffen, damit sich der Wald erholen kann, betont Günther, dass die Koalition bereits aktiv gegensteuere. Mit dem Umbau der Energiewirtschaft, dem Ausbau der E-Mobilität und konkreten Maßnahmen zum ökologischen Umbau des Waldes. 335.000 Jungbäume werden in diesem Herbst in die Wälder gepflanzt, fast ausschließlich heimische Laubbäume, um die Kiefern-Monokulturen vor allem im Osten und Norden Berlins aufzumischen. Eine breite Vielfalt von Baumarten mache den Wald resistenter gegen Schädlinge und Trockenheit, sagte Lakenberg.

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Im Doppelhaushalt 2020/21 wurden die Finanzmittel für die Forsten um 20 Prozent auf 32 Millionen Euro aufgestockt. 16 zusätzliche Stellen wurden bewilligt. Damit soll sichergestellt werden, dass die Jungbäume gut gepflegt werden.

Die starken Schäden bei den Eichen relativierte Lakenberg. Bei vielen mittelalten Eichen vermuten die Forstleute, dass falsches Saatgut aus Südfrankreich Grund für die Schäden sind. Die Bäume kämen mit dem teils harten Frost in Berlin nicht zurecht. Berliner Eigengewächse seien besser an die nährstoffarmen Böden und die Temperaturschwankungen angepasst.

Deshalb setzt die Forsten auch weiterhin auf die Eiche - neben Feldahorn, Linde und Haselnuss. 1200 Hektar seien schon aktiv in einen Mischwald umgewandelt worden, das Programm läuft seit 2012.

Nach dem extremen Dürresommer 2003 waren die Berliner Waldbäume ähnlich stark geschädigt wie heute, sie konnten sich aber bis 2017 in der Gesamtbilanz regenerieren. Dass ganze Waldflächen absterben wie etwa im Harz, sei in Berlin nicht zu befürchten. Dennoch hängt alles davon ab, wie viel Regen in den nächsten Jahren fällt.

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