Alkoholverbot in Touristen-Ecken: "Das Wegbier gehört zum Berlin-Gefühl"
Sollte auf Berlins Straßen der Alkohol verboten werden? Burkhard Kieker, Geschäftsführer der Tourismusorganisation "VisitBerlin", über eine Idee von Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer.
Herr Kieker, was halten Sie von Alkoholverboten in der Öffentlichkeit, wie sie Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) vorgeschlagen hat?
Grundsätzlich finde ich, dass das Wegbier zum Berliner Lebensgefühl gehört. Wir haben ja keine Stadt des organisierten Betrinkens, deshalb sehe ich es wie Frau Yzer: Verbote nur als letzte Möglichkeit. Aber davon sind wir weit entfernt.
Städte wie New York haben ein öffentliches Alkoholverbot. Trotzdem strömen da die Touristen hin.
Das ist ja auch historisch durch die Prohibition bedingt. Ich möchte aber keine Stadt, in der man nur mit einer braunen Papiertüte um seine Flasche Bier über die Straße laufen darf. Das kann kein Modell für uns sein. Auswüchse wie an der Warschauer Brücke sind einzudämmen, aber im Sommer muss man an der Spree auch sein Bier trinken dürfen.
Sehen Sie also gar keinen Handlungsbedarf?
Das Thema ist uns schon bewusst. Wir sprechen deshalb auch mit den Bezirken. Es gibt aber keinen Grund für eine Alarmstimmung.
Wie kann das Zusammenleben von Besuchern und Berlinern denn verbessert werden?
Wir haben jeden Tag eine halbe Millionen Gäste und wir kommen ganz gut miteinander aus. Eine Umfrage, die wir jährlich durchführen, bescheinigt uns 88 bis 92 Prozent Zufriedenheit bei den Berlinern mit der Tourismus-Situation. Es gibt nur einen Problembezirk: Friedrichshain-Kreuzberg, aber da ist die Kneipendichte ja auch irgendwann mal vom Bezirk zugelassen worden. Wenn das den Bürgern jetzt zu viele sind, kann ich das verstehen und dann muss daran gearbeitet werden.
Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann kritisiert, Ihr Slogan „365/24“ suggeriere, dass es keine Regeln gebe...
Wie sie darauf kommt, verstehe ich nicht. „365/24“ ist in erster Linie ein Projekt zur Kulturförderung, für die über 1500 Veranstaltungen, die wir jeden Tag haben. Es nicht allein für die Clubszene entwickelt worden, sondern auch. Wir sind zum Glück eine Stadt, die weit von „Sauftourismus“ entfernt ist und die Gefahr ist auch nicht gegeben, denn dafür ist Berlin zu vielfältig.