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Das Myfest war so voll, dass es ein Opfer seines eigenen Erfolges zu werden droht.
© Kay Nietfeld/dpa

1. Mai in Berlin: Myfest: Die Party, die sich selbst sprengt

Das Myfest hat den 1. Mai in Kreuzberg befriedet. Nun droht es, Opfer seines Erfolgs zu werden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörn Hasselmann

Das Kreuzberger Myfest könnte an seinem eigenen Erfolg scheitern. Vor 13 Jahren ist es von Polizei und Bezirk erfunden worden, um den Randalierern den Raum zu nehmen. Dort, wo sonst abends am 1. Mai die Steine flogen und die Mülltonnen brannten, zwischen Oranien- und Heinrichplatz, sollten Anwohner lieber feiern. Das ist geglückt. Kreuzberg ist befriedet. Wo tausende Touristen und Schaulustige herumstehen, fehlt den verbliebenen Autonomen schlicht der Platz für ihren Guerillakampf.

Doch der Erfolg hat eine Kehrseite. Anwohner murren über die Massen an Menschen (viele rollkoffernde Touristen!), die nur Müll und Flaschen hinterlassen. Und die grüne Bezirkschefin sorgt sich um die Sicherheit – zu Recht. Die Straßen sind schmal, an den wichtigsten Ein- und Ausgängen ist es mehr als voll, eine Massenpanik nicht ausgeschlossen. Schon gegen 14 Uhr mussten die Zugänge wegen Überfüllung geschlossen werden. „Viel Glück“ habe man in diesem Jahr gehabt, dass nichts passiert sei, bilanziert Monika Herrmann.

Die Angst vor der Loveparade geht um

Nach den 21 Toten bei der Loveparade von Duisburg vor fünf Jahren reicht „Glück“ nicht mehr aus. Kürzlich verbot der Senat das Kinderfest am Brandenburger Tor aus Sicherheitsbedenken. Wird beim Myfest genau so scharf hingesehen? Zweifel sind erlaubt, schließlich ist das Fest der „Erfolgsgarant“ (O-Ton Frank Henkel), dass der Innensenator am 2. Mai einen friedlichen 1. Mai loben kann.

Das Myfest könne verkleinert, vergrößert oder ganz abgesagt werden, beschreibt die Bürgermeisterin drei mögliche Szenarien für die Zukunft. Um das Fest zu retten, sollte der Bezirk die Organisation professionalisieren. Bislang stemmt der Bezirk das Myfest.

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