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Die Friedrichswerdersche Kirche in Berlins historischer Mitte.
© imago/PEMAX

Friedrichswerdersche Kirche in Berlin: Neue Schäden an Kirche in Mitte befürchtet

Eine benachbarte Baugrube brachte 2012 das Fundament der Friedrichswerderschen Kirche ins Wanken. Jetzt drohen neue Schäden: Auf der anderen Seite wird auch gebaut.

Herabfallender Putz, Risse vom Fundament bis ins Gewölbe, gebrochene Altarstufen und Fensterpfeiler – so sahen die Schäden in der von Karl Friedrich Schinkel erbauten Friedrichwerderschen Kirche aus, nachdem 2012 auf dem Nachbargrundstück eine sieben Meter tiefe Baugrube für eine Tiefgarage ausgehoben wurde. Der Bezirk Mitte verhängte einen Baustopp, wertvolle Marmorskulpturen wurden in Sicherheit gebracht. Die Kirche einigte sich mit dem Bauträger, der kam für die Sanierung auf. Doch nicht überall konnte der Originalzustand wiederhergestellt werden, so schwerwiegend waren manche Schäden.

Kaum ist das Kirchengebäude wieder hergerichtet, droht neues Ungemach: Auch auf der anderen Nachbarseite soll bis dicht an das Gebäude heran gebaut werden. Ein Gutachten der Kirche geht davon aus, dass es zu vergleichbaren Schäden kommen wird. Die Kirchenleitung kritisiert, dass die privaten Bauträger von der Genehmigungspflicht befreit wurden. Sie seien nur an die Maßgabe der jeweiligen Bebauungspläne von Bezirk und Senat gebunden. Gegen den in diesen Plänen festgesetzten geringen Abstand der Nachbarbebauung hatte die Kirche zuvor erfolglos protestiert.

"Die Reserven sind erschöpft"

Der Leiter des Bauamts der evangelischen Landeskirche, Matthias Hoffmann-Tauschwitz, warnt vor einem schweren Verlust, sollte die Kirche weitere Schäden hinnehmen: "Sie ist die einzige von innen wie außen komplett erhaltene Schinkel-Kirche, ein Schlüsselbau für das Verständnis der vorindustriellen Zeit. Ein Baudenkmal von internationalem Rang." Es sei ein "unglaublicher Glücksfall", dass die Kirche im Krieg nur wenig beschädigt wurde. Aber jetzt sei sie in Gefahr: "Die Kirche wird wohl nicht einstürzen", sagt Hoffmann-Tauschwitz, "aber es ist zu befürchten, dass sich in der Mitte des Gebäudes ähnlich gravierende Schäden auftun wie bei der Bebauung des westlichen Nachbargrundstücks."

Ein Riss zieht sich durch eine Säule der Friedrichswerderschen Kirchein Berlin, die seit 2012 wegen Bauschäden geschlossen ist.
Ein Riss zieht sich durch eine Säule der Friedrichswerderschen Kirchein Berlin, die seit 2012 wegen Bauschäden geschlossen ist.
© Sophia Kembowski/dpa

Als dort die zweigeschossige Tiefgarage ausgehoben wurde, fielen in quadratmetergroßen Teilen der Putz von der Decke und die Kirche brach vom Fundament bis zu den Deckengewölben auseinander: In den Fundamenten taten sich Millimeter große Risse auf, die sich bis oben unter die Gewölbe zu mehreren Zentimern breite Spalten auswuchsen. Auch tragende Rippen der Gewölbe sind gebrochen. Die Risse und Bruchstellen wurden wieder gefüllt und verbunden, doch der Zustand vor der Schädigung ließ sich nicht wieder herstellen, erklärt Kirchenoberbaurat Hoffmann-Tauschwitz.

"Jedes Gebäude wird mit statischen Reserven gebaut", erklärt Hoffmann-Tauschwitz. "Diese Reserven sind jetzt erschöpft. Alles Weitere, was einmal kommt, kann nicht mehr aufgefangen werden." 

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